Owl - s.t.

owl

Stil (Spielzeit): Death Metal / Doom (65:10)
Label/Vertrieb (VÖ): Zeitgeister (7.3.2011)
Bewertung: 7,5/10

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Zeitgeister


Das Zeitgeister-Label ist (mehr oder weniger) bekannt für Veröffentlichungen weit, weit jenseits des Mainstream – die Musik kauzig zu nennen, ist wohl noch untertrieben und wer hier veröffentlicht, will underground bleiben. Bei fast allen Bands die Finger drin hat Christian Kolf, der mit OWL ein Album vorlegt, das, nun ja: kauzig ist. Und underground.

Ob mit OWL nun der nachtaktive Vogel gemeint ist oder der Landkreis Ostwestfalen-Lippe: So oder so passt der Name zu den Abgründen der Düsternis, den mehrschichtig schwarz bepinselten Leinwänden, die sich dahinter verbergen. Das Duo OWL spielt auf seinem Debut eine machtvolle Mischung aus Oldschool-Death Metal à la Morbid Angel und tageslichtfeindlichstem Doom, fies tiefen Growls und verstörenden Hintergrundgeräuschen. Nicht nur verzichten sie auf Melodien – stattdessen gibt’s schräge Akkorde, dissonante Kurzsoli und gezogene Töne –, auch herkömmliche Songstrukturen sind nicht nach ihrem Geschmack.

So fließen, plätschern und rasen die Songs eher vor sich hin. OWL gleiten von Knüppelpassagen mit vertrackt rhythmisierten Riffs in dunkle Ambientpassagen und wieder zurück. Es entfalten sich Klangteppiche und Collagen, in denen man sich eher verliert, als dass man ihnen folgen kann. Das ist eigentlich wahnsinnig anstrengend, aber, wenn man in der Stimmung ist sich drauf einzulassen, von zunehmender Faszination. Denn OWL wissen, was sie tun. Gitarren und Schlagzeug sind zwar roh, aber von Profihand gespielt. Und so sind die Songs zwar strukturell schwer zu fassen – die Spannungsbögen aber funktionieren. OWL ist ein extrem intensives Album.

Über vier lange Songs mit langen Titeln geht das so, ohne dass Übergänge großartig spürbar oder nötig wären. Nur Track fünf tanzt aus der Reihe: ein dreißigminütiges Ambientstück aus Meeresrauschen und zehn Sekunden gehaltenen Keyboardakkorden, dass an Passagen vom Bladerunner-Soundtrack erinnert. Auch das Ding funktioniert in seiner eigentümlichen Stimmung. Aber es geht eben auch fast die Hälfte der Albumspielzeit dafür drauf. Eine Hommage an einen Song vom Anathema-Debut, erklärt der Beipackzettel des Labels. Schön und gut – aber die Spannung des Albums, das man nur als Gesamtpaket werten kann, zerreißt es leider in zwei trotz ähnlicher Atmosphäre verschiedene Hälften.