Mastodon - The Hunter Tipp

Mastodon The_Hunter

Stil (Spielzeit):
Metal, Prog, Sludge (53:04)
Label/Vertrieb (VÖ): Roadrunner / Warner (23.09.11)
Bewertung: 8,5 /10

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Oh Mann, als Quereinsteiger ein MASTODON-Review schreiben: ich kann schon verstehen, warum BYE-Cheffe Chris sich erst gar nicht mehr dazu nötigen lassen will, diese grandiose Band zu reviewen, denn einfach machen sie es einem nicht so wirklich. Auf der anderen Seite sind die Songs auf „Hunter" als solche relativ zugänglich und der Mix aus Prog, Metal, Sludge und Wasweisich kickt bereits ziemlich schnell nach dem ersten Hören.

Ich kenne die Diskografie der Band leider nicht intensiv genug, um wirkliche Vergleiche anzustellen, aber „The Hunter" kommt mir relativ... „benutzerfreundlich" vor. Zwar pendelt die Scheibe hin und her und hat richtige Spannungsbögen über die Gesamtlänge (am Anfang gibt es erst mal was mit der groben Kelle, um dann später ruhiger und psychedelischer zu werden), aber kein Song verschließt sich vor den Ohren des ungeübten Hörers. Und genau hier liegt eine der Stärken der Band aus Atlanta: sie verpacken jede Menge Technik, Experimentierfreude, einen ganzen Haufen Noten und progressive Herangehensweisen in funktionierende Songs – das muss ihnen erst mal einer nachmachen!

Wie erwähnt, fängt „The Hunter" relativ heavy an und zeigt vor allem auch die Metalseite der Band. Und wie immer bei solchen Bands frage ich mich, wie man so ein abgefahrenes Gitarrenspiel und Gesang gleichzeitig auf die Kette kriegen kann – ich wäre da heillos überfordert. Aber auch Schlagzeuger Brann Dailor darf sich hier Held der Arbeit nennen, da er ohne die Songs zu überladen kontinuierlich am Malochen ist. Aber wie gesagt: MASTODON nehmen sich der Technik nie um ihrer Selbstwillen an, sondern suchen sie als Ausdrucksform, da ihnen herkömmliche Methoden wahrscheinlich einfach nicht ausreichen würden – und trotzdem legen sie im Gesang absolut nachvollziehbare Melodien drüber: Wahnsinn!

Nachdem man am Anfang erst mal den Scheitel gezogen bekommt (zumindest vom erzeugten Druck her, denn MASTODON brauchen keine Growls oder Blastbeats oder ähnliches, um heavy zu sein), kommen dann eher psychedelische Stücke, die die 70iger Jahre-Progrock-Schiene der Amis zum Vorschein bringt (zwischendurch musste ich manchmal witzigerweise an die QUEENS OF THE STONEAGE denken), bis das dann in dem ziemlich spacigen, aber extrem coolen „Creature Lives" gipfelt – was für eine Bandbreite dieses fünfte Album der Kritiker- und Fanlieblinge hat!

Der größte Coup hier ist die Melodik und Harmonie, welche MASTODON über all das Gefrickel legen können und wie sehr sie die Platte im Fluss halten, obwohl sie sich verzweigt wie das Venensystem des menschlichen Körpers. Schön, solchen Freigeistern zu begegnen, die das, was sie machen, auch wirklich können und dabei einfach nach niemand anderem außer sich selbst klingen!