Phinehas - The Last Word Is Yours To Speak Tipp

Phinehas - The Last Word Is Yours To Speak

PHINEHAS aus Kalifornien sind für mich persönlich eine ganz besondere Band. Nach der unerwarteten Auflösung meiner Lieblingsband HASTE THE DAY im November 2010 konnte mich lange Zeit keine andere Band mehr so begeistern wie HASTE THE DAY. Die Musik von HTD besitzt die nötige Härte, einen tollen Gitarrensound und ausreichend hymnenartige Melodien, die, gespickt mit ihren ehrfürchtigen, liebevollen Lyrics, einfach anstecken und absolut authentisch wirken. Es ist wohl kein Zufall, dass ich durch HASTE THE DAY (beziehungsweise ihren Gitarristen Scotty Whelan, der vor seiner Zeit bei HTD für PHINEHAS die Saiten zupfte) auf PHINEHAS aufmerksam gemacht wurde.

Ihr Debüt „Thegodmachine“ lief bei mir auf Dauerschleife und auch, wenn die Strukturen nicht besonders originell und typisch Metalcore sind, hat diese Band das gewisse Etwas und meiner Meinung nach das Zeug dazu, ganz vorne dabei zu sein. Auch die ruhigeren Töne wie die Akustikversionen von Songs wie „A Pattern In Pain“ oder „The Wishing Well“ auf der „Überbrückungs“ EP „The Bridge Between“ klingen fantastisch und gehen unter die Haut. 

Seit Ende Juli gibt es nun endlich den Nachfolger „The Last Word Is Yours To Speak“, welcher dem Debüt glücklicherweise in Nichts nachsteht. Das Intro „Throes“ besteht eigentlich nur aus einem Wirrwarr aus Polizeisirenen, aufgeregten Menschenstimmen und Babygeschrei, bis es gegen Ende das Riffing des Openers „Fleshkiller“ aufnimmt und zu selbigem überleitet. „Fleshkiller“ ist die erste Single des neuen Albums, zu der auch bereits ein Video existiert. Der Song ist ein großartiger Opener mit einer mitreißenden, krachenden Einleitung durch Drummer Lee Humerian, der sich mit Gitarrist Jason Combs und Bassist Bryce Kelley ein wahres Duell liefert. Die Gitarrenmelodie ist durchweg sehr prägnant und hebt den tollen, hymnenartigen Chorus noch deutlicher hervor. Sänger Sean McCulloch kann ebenfalls bereits bei diesem Song seine gesamte Bandbreite unter Beweis stellen und der Wechsel zwischen den gegrowlten Strophen und dem kristallklar gesungenen Refrain gelingt ihm mühelos.

Ohne Atempause geht es weiter mit dem nicht weniger beeindruckenden „The Deepest Of Graves“, welches nach dem groovig, krachenden Beginn in eine heiser und punkig geschriehene Strophe überleitet, die extrem an HASTE THE DAYs „The Quiet, Deadly Ticking“ oder „The Un-Manifest“ erinnert. Mein Lieblingspart ist der mit der Doublebassdrum unterstrichene Gesangspart „An Eternity Of Weight Is Gone“, aber auch der tolle Refrain und ein paar anständige Breakdowns prädestinieren den Song zum absoluten Livekracher.

„Blood On My Knuckles“ besticht durch das groovige Southernrock Riffing, welches zusammen mit dem abgehackten, aber punktgenauen Drumming dem Song Originalität verschafft. Im hektischen „Twisted“ glänzt Sänger Sean erneut mit dem eindrucksvollen Wechselspiel zwischen düsteren, tiefen Growls und einem klaren, wunderschön gesungenen Refrain. „De El Quatro“ ist ein tolles, instrumentales Interlude, welches angenehm plätschernd zum nächsten Kracher „Out Of The Dust“ überleitet. „Out Of The Dust“ ist ein absoluter Hit und besitzt alles, was einen Metalcore Song ausmacht: tolle Riffs, einen heftige Breakdown und einen extrem catchy Refrain mit superschönen Lyrics wie diese Zeile: „Let all those who dwelt in dust be born in the light of the guilt you crush“.

Im ruhigeren „The Blessing And The Curse“ konzentrieren sich PHINEHAS mehr auf Melodien und die Message der sehr christlichen Lyrics und bekommen hierbei Unterstützung von niemand Geringerem als Ex-HASTE THE DAY Gitarrist und Sänger Brennan Chaulk – ein Traum! „Dyson Sphere“ fängt ruhig an, ist sehr atmosphärisch und insgesamt wohl der experimentellste Song des Albums. Es ist großartig, wie sich der Song zum furiosen Ende hin nach und nach steigert – ein absoluter Anspieltipp! Allerdings könnte dieser Song durch die vielen Layer live nicht ganz so einfach umzusetzen sein.

„Manipulator’s Wife“ ist meiner Meinung nach der unspektakulärste Song des Albums, allerdings  machen „Salting The Mines“ und „From A Burning Sun“ alles wieder wett. Vor allem letzterer erinnert an die Glanzzeiten von AUGUST BURNS RED, die mit ihrem aktuellen Ouput im viel zu überfluteten Markt eher dazu tendierten unterzugehen. PHINEHAS hingegen besitzen die Frische, die Experimentierfreude und das Talent, das mittlerweile totgesagte Genre wieder aufleben zu lassen und ihm neuen Schwung einzuhauchen. Als krönenden Abschluss servieren uns PHINEHAS mit „WWII“ eine wundervolle Akustiknummer, in der sie erneut ihre Liebe zu unserem Schöpfer unterstreichen. Dies tun die Kalifornier mit so viel Feingefühl und Hingabe, dass es einen fast zu Tränen rührt.

Abschließend kann ich "The Last Word Is Yours To Speak" jedem Metal- und Rockfan, der auf große Melodien mit jeder Menge Tiefgang steht, wärmstens ans Herz legen. Die vier Jungspunde besitzen so viel Talent, Energie und Kreativität, dass sie es mehr als verdient haben, mit diesem Album die Beachtung zu erhalten, die ihnen gebührt. Ich kann nur sagen: „Phinehas: Das letzte Wort gehört Euch!“

Phinehas 1