Broilers - Noir

Broilers - Noir
People Like You Records

Zwanzig Jahre sind für das Alter einer Band auf jeden Fall schon mal eine Hausnummer. Ebenso, wie man mit 34 ein anderer Mensch ist, als mit 14, hat sich nach zwanzig Jahren natürlich auch die Musik verändert, da machen auch die BROILERS keine Ausnahme. Ob man sich mit dem neuesten Werk der Düsseldorfer "Noir" anfreunden kann, hängt sicher von verschiedenen Faktoren ab.


Wann oder mit welchem Album hat man die BROILERS für sich entdeckt? Wie offen steht man dem Wort "Weiterentwicklung" im musikalischen Zusammenhang gegenüber, grundsätzlich ist der Begriff ja eher mit Skepsis behaftet. Welche Bands finden sich sonst in der eigenen Playlist wieder?

Ich habe das Release von "Noir" mit einer Mischung aus Vorfreude, Spannung und Skepsis erwartet und der erste Eindruck lässt sich wohl am besten als "beruhigt bis positiv überrascht" beschreiben. Die vielen Kommentare und Anmerkungen im Voraus ließen den Verdacht aufkommen, dass das neue Album noch eine ganze Stufe poppiger werden würde als der Vorgänger "Santa Muerte", der einigen in dieser Hinsicht arge Kopfschmerzen bereitet hat.

So ganz unbegründet war diese Vorahnung auch nicht, Songs wie "Wohin Es Geht" oder "Die Letzten An Der Bar" sind zumindest musikalisch schon gewagtes Futter für die Ohren mancher Fans. Für mich disqualifiziert sich jedoch keinesfalls ein Album durch 2-3 für mich eher schwache Songs.

Die BROILERS haben auf "Noir" wieder ein paar sehr hörbare Ohrwürmer dabei. Der eine oder andere Song mag vielleicht ein bisschen brauchen, bis er sich einnistet, aber so schnell verschwindet er dann auch nicht wieder aus dem Ohr. "Ich brenn" brauchte bei mir keine Eingewöhnungsphase, sehr eingängig und entspannt. Auf "Grau, Grau, Grau" freue ich mich live schon, da wird vermutlich der Teil des Refrains "Explodieren miteinander..." Programm sein. "Der Rest Und Ich" hat hier ebenso viel aktuellen Bezug, wie zum Beispiel noch "Nur Nach Vorne Gehen" und sehr gut klingen beide noch dazu.

Für die, die gerne Songtexte hin und her interpretieren, hat Sänger und Songwriter Sammy auch wieder viel parat. Melancholie, Nachdenklichkeit, Party, Entspannung, alles auf "Noir" dabei. Für die, die sich beschweren, dass die BROILERS nicht mehr klingen, wie die Skins aus den Neunzigern: Wo wart Ihr die letzten zehn bis fünfzehn Jahre? Hört Euch das Album noch ein paar Mal an. Ich habe damals ähnlich auf "Santa Muerte" geschaut und hätte ich mit der Scheibe damals nicht noch ein bisschen Geduld gehabt, wäre das aus meiner heutigen Sicht extrem schade gewesen.