Wizo - Punk Gibt`s Nicht Umsonst Tipp

Wizo - Punk Gibt`s Nicht Umsonst
    Punk / Pop

    Label: Hulk Räckorz
    VÖ: 18.07.14
    Bewertung:9/10

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WIZO sind zurück! Hat jemand damit gerechnet? Hat jemand darauf gewartet? Nachdem 2004 das Comeback-Album „Anderster" ja nur kurz begeistern konnte und sich die Band dann ein Jahr später auflöste, war das Thema irgendwie durch. Mit „Punk gibt's nicht umsonst" versuchen sie es jetzt noch mal. Geniestreich oder Anachronismus?

1994 hat ihr „Uargh"-Album mich und eine ganze Generation von Jungpunkern beeinflusst. Das ging dann sogar soweit, das NOFXs Fat Mike die Jungs aus Süddeutschland für sein Label gesignt hat. Der Sound war super, die Songs waren knackig und provozierend, aber immer mit ganz viel Pop und Ohrwürmern. Bereits damals hat sich Sänger/Gitarrist Axel als großer Songschreiber gezeigt. Und nun schickt er sich an, das gar nicht mal so leichte Erbe dieses Albums anzutreten – und meiner Meinung nach hat er es auch geschafft.

Im Gegensatz zu „Anderster" knüpft die neue Scheibe mehr als nur einmal augenzwinkernd an die Vergangenheit an. Seien es das Cover, das Intro oder die ersten Tackte von „Kriminell und Asozial". Und auch inhaltlich gibt es streckenweise bekannte Kost: es wird ab und zu gestorben und gesägt, Spießer sind für'n Arsch und die ganze Welt kann mich mal. Aber die Befürchtung, hier könnte jemand einfach stumpf Teenie-Themen aufwärmen, kann ich direkt mal nehmen. Natürlich sind WIZO immer noch so Punk wie damals, wobei große Teile ihres alten Publikums sich in eine andere Richtung entwickelt haben könnten. Aber Songs wie „Ich bin ganz klar gegen Nazis" unterschreibe ich unter jeder einzelnen guten Textzeile. Auch die Wut aus „Scheissefresser" und einigen anderen Songs kann ich absolut nachempfinden.

Und auch herrlich, wie sie die Deutschrock-Szene in „Unpoliddisch" nahezu zitieren und in Sound und Stil der Lächerlichkeit preisgeben. Dazu kommt dann noch, dass das (mittlerweile) Quartett technisch sehr gut agiert (ab und zu wieder mit den typischen metallischen Gitarren wie in „Dummensch"), abwechslungsreich ist und hier nach wie vor großes Songwriting herrscht. Mit den ganzen Chören, Percussions und zusätzlichen Ideen stellen WIZO ihr Album auf ziemlich starke Beine. Eigentlich müsste sich Fat Mike direkt wieder melden.
Mit „Kein Empfang" gibt es einen Reggae-Song, der mich an die TRANSPLANTS erinnert, mit „Alte Herren" eine Eigen-Hymne, mit der ab jetzt vermutlich jede Live-Show aufhören wird und mit "Kohlenholen" wieder einen Song, der recht blutig ist. Das ganze Album ist abwechslungsreich und streckenweise wunderbar drückend.

Ganz ehrlich: so einen großen Wurf hatte ich zwar erhofft, aber nicht wirklich erwartet. Nach zehn Jahren ist es WIZO also nun gelungen, an ihr Meisterwerk auf Albumlänge anzuknüpfen. Ich bin begeistert und höre die Platte jetzt seit Wochen rauf und runter. Und im Augenblick sind noch keinerlei Abnutzungserscheinungen zu sehen. Herrlich!