Bloodbound - Stormborn Tipp

Bloodbound - Stormborn
BLOODBOUND kommen aus Schweden und wurden im Jahr 2004 von Gitarrist Tomas Olsson und Keyboarder Frederik Bergh gegründet. Schon das Debüt der Jungens „Nosferatu", das 2006 erschien, ließ die Metalwelt aufhorchen und konnte sehr positive Kritiken einfahren. Leider verließ Sänger Urban Breed die Band, um sich seinen Soloprojekten zu widmen.
Dass man dann als Ersatz ziemlich schnell Ex- JADED HEART Fronter Michael Bormann verpflichten konnte, sagt einiges über die Qualitäten der Band aus, denn Michael hatte damals durchaus schon einen Namen in der Szene. Das Ergebnis dieser Kollaboration hieß „Book Of The Dead" (2007) und war auch ziemlich schnell wieder beendet, da Michael zu viele Verpflichtungen hatte, um sich wirklich ganz auf die Band einzulassen. Die bereits gebuchten Termine der Tour wurden von Ex-Sänger Urban Breed gesungen, der seinen Kumpels netterweise aus der Patsche half. Und dann auch noch direkt das nächste Album „Tabula Rasa" einsang.

Dann war aber erneut Schluss für ihn, was sich bei allen Qualitäten von Urban als absoluter Glücksfall für BLOODBOUND erwies, denn sie konnten mit Patrik Johansson (Ex- DAWN OF SILENCE) einen unverbrauchten Ausnahmesänger finden, der nicht besser zum Sound und zum Stil der Band passen konnte. Mit den nächsten beiden Alben „Unholy Cross" (2011) und „In The Name Of Metal" (2012) nahmen BLOODBOUND die Stufen nach oben gleich doppelt und etablierten sich auch aufgrund ihres ausgiebigen Tourens (u.a. mit U.D.O und BRAINSTORM) endgültig als feste Größe in der Power Metal Szene.

Bloodbound Bandfoto

Jetzt hat die Band, bei der neben Sänger Patrik Johansson sowie den Bandgründern Tomas Olsson (guitar) und Keyboarder Frederik Bergh noch Gitarrist Henrik Olsson, Bassist Anders Broman und Drummer Pelle Akerlind im Line Up stehen, mit „Stormborn" das nächste Power Metal Pfund rausgehauen.
Eingeleitet wird das Album durch das epische Intro „Bloodtale", bei dem die gesprochenen Lyrics schon einen gewissen Spannungsbogen aufbauen. Mit doppelten Leadgitarren steigen die Schweden dann in „Satanic Panic" ein. Patrick singt den Chorus extrem hoch und erinnert mich ungemein Rob Halford auf dessen letzten Soloalben mit seiner Band HALFORD. Im Refrain singt er aber wieder mit seiner „normalen" Klangfarbe.

Wer sich mit der TV Serie „Game Of Thrones" beschäftigt hat, wird schnell die Inspiration der Band zu „Iron Throne" finden. Ebenfalls ein schneller Track, der von Chören eingeleitet und dann durch Pelles giftiges Drumming angetrieben wird. Das Riffing der Olsson Brüder und die Soundwände von Keyboarder Frederik ergänzen sich perfekt, ohne sich gegenseitig zu erdrücken.
Viel Zeit zum Luftholen bleibt einem hier definitiv nicht. „Nightmare From The Grave" schließt sich nahtlos an, gefällt durch geniale Tempiwechsel zwischen Chorus und Refrain und durch leichte folkloristische Soundelemente, die zwar sparsam, aber sehr effektiv eingesetzt werden. Der Kinderchor, der kurz vor dem Ende noch zum Einsatz kommt, setzt dem Song was die Überraschungsmomente angeht dann noch die Krone auf.
Zu diesem Zeitpunkt kann man auch schon sagen, dass „Stormborn" perfekt produziert und gemixt wurde, was bestimmt bei der Sounddichte der Songs nicht ganz so einfach war.

Bloodbound Bandfoto 1Bombastisch, mächtig und furchteinflößend startet der Titelsong „Stormborn", der durch schleppende Beats nach vorne getrieben wird. Meiner Meinung nach der epischste Track des Albums und der Beweis dafür, dass BLOODBOUND ihr Songwriting von Album zu Album weiterentwickelt haben. Mit einem rasiermesserscharfen Riffing steigen BLOODBOUND anschliessend in „We Raise The Dead" ein. Das Gaspedal wird wieder etwas mehr durchgetreten, ohne dabei Vollgas zu geben. Der Metal Faktor ist bei dem Song höher als der Power Faktor, aber genau das ist es, was die Qualitäten von „Stromborn" ausmachen.

„Made Of Steel" ist der vom Titel her erwartete Nackenbrechen der Marke „In The Name Of Metal" oder „Metalheads Unite". Der Track lebt von den Lyrics und wird live mit Sicherheit ein Mitgröler. Bei „Blood Of My Blood" wird wieder mit verschiedenen Tempi gespielt und Tomas und Henrik teilen sich hier das Solo. Zumindest klingt es so, als würden sie sich duellieren.
Das volle Epicbrett wird dann wieder bei „When The Kingdom Will Fall" ausgefahren. Chöre, Keyboards und eine unglaubliche Dynamik dominieren diesen Track, bei dem Patrick seine Stimme fast sanft und zahm klingen lässt. Auch eine ganz neue Seite, die ich so bisher bei ihm noch nicht gehört habe. Die Bagpipeklänge am Ende kommen ebenfalls besonders gut.

Langsam komme ich wirklich in Schwierigkeiten, Titel als Anspieltipps zu benennen. Immer, wenn ich mit offenem Mund staunend denke, dass das jetzt das Highlight des Albums war, setzen BLOODBOUND mit dem nächsten Track nochmal einen drauf. „Seven Hells" beginnt langsam, sorgt aber dann im weiteren Verlauf durch die vielen Doublebass-Läufe bestimmt für dicke Waden bei Drummer Pelle.
Und BLOODBOUND denken gar nicht daran, sich dann beim letzten Track „When All Lights Fail" noch eine Blöße zu geben, sondern runden mit dieser Power Metal Hymne „Stormborn" standesgemäß ab.

Ich habe lange kein Album mehr gehört, dass so aus einem Guss klingt wie „Stormborn". Qualitativ bleibt das Album auf einem durchgängig hohen Level, Ausfälle oder Filler gibt es nicht, weswegen ich auch keinen Song als Anspieltipp benennen kann. Zieht euch einfach das ganze Album rein.

Fazit: BLOODBOUND haben mit „Stormborn" eines DER Power Metal Highlights 2014 veröffentlicht und sind ein ganz heißer Anwärter auf das "Album Of The Year 2014". Die Mischung aus fetten Riffs, epischen Chören, teils bombastischen Keyboardwänden und Patricks variablen, kraftvollen Vocals haben die Schweden mit einem abwechslungsreichen Songwriting kombiniert und quasi eine Metal-Hymnen-Compilation veröffentlicht.

An diesem Album gibt es rein gar nichts auszusetzen – „Stormborn" hat die Band endgültig in die Champions League der Power Metal Szene katapultiert. Und wer BLOODBOUND schon einmal live gesehen hat, der weiß, was einen mit diesem Hammeralbum im Rücken auf der nächsten Tour erwarten wird. Mit zu vielen Superlativen um sich zu schmeißen ist nie gut, aber hier wären mir noch einige eingefallen, die „Stormborn" absolut angemessen beschreiben würden. Very well done, guys.