Gruenewald - III Tipp

Gruenewald - III

Seit 2009 hat Christian Kolf an dem dritten GRUENEWALD-Album geschrieben. Viel dieser langen Zeit ist offenbar für die Reduktion draufgegangen: Den auch früher schon kargen Sound des Projekts hat Kolf noch weiter reduziert und präsentiert auf „III“ Klasse statt Masse.


Nicht Gitarren, die sehr spärlich vorkommen, sondern ausgebreitete Synthesizer prägen das Album. Auf Gesang hat Christian Kolf diesmal ganz verzichtet. Das stört überhaupt nicht, denn das gibt dem fantastischen Schlagzeugspiel den Raum, den es verdient. Auf jedem GRUENEWALD-Album hat ein anderer getrommelt, diesmal ist es Rafael Calman. Der spielt wunderbar jazzig, nimmt den endlos scheinenden Synthie-Flächen die Statik und fügt gleichzeitig eine weitere düstere Komponente hinzu. Ich wage nicht zu behaupten, Jazz-Experte zu sein, aber ich fühle mich an das ESBJÖRN SVENSSON TRIO erinnert, deren „Leucocyte“-Album der schwärzeste Jazz ist, der zumindest mir geläufig ist.

Gleichzeitig kann man noch hören, wes Geistes Kind Christian Kolf ist – einem gewissen Metal-Flavour entbehren seine Kompositionen nämlich nicht. Auch mit Blasts und mächtigen Gitarren könnte „III“ funktionieren und sich zu einer Death Metal-Epik aufschwingen, wie er sie in seinem Projekt OWL auslebt. Doch gerade mit ihrer absolut unmetallischen Machart entwickeln die vier langen Instrumentalstücke eine düstere und berührende Atmosphäre.

Der Output von Christian Kolf und dem Kollektiv um ihn herum ist schon schwer zu fassen. Die Zahl der Projekte, alle über das Zeitgeister-Label zu beziehen, wird größer und größer. Und als Rezensent kommt man sich schon fast doof vor, so gut wie alle Platten, die da aus Bonn kommen, in den Himmel loben zu müssen. Aber es ist wie es ist und auch GRUENEWALDs „III“ ist großartig. Wer auf ehrliche, ernsthafte Musik steht, kommt an Zeitgeister nicht vorbei und wer tief empfundene Düsternis mag, nicht an diesem Album.