Primordial - Gods to the Godless (Live at BYH 2015)

Primordial - Gods to the Godless (Live at BYH 2015)
    Pagan Metal / Celtic Metal

    Label: Metal Blade
    VÖ: 25.11.2016
    Bewertung:5/10


Es ist ein altbekanntes Phänomen: Pünktlich zum Weihnachtsgeschäft wird der Markt mit Re-Releases, Best-of-Scheiben und Live-Alben überflutet. Besonders beliebt ist diese Marketingstrategie, wenn eine Band und ihr Plattenlabel zum Jahresende gerade kein neues Studioalbum am Start haben, mit dem sich Kasse machen ließe. PRIMORDIAL bildet da nun keine Ausnahme mehr: Mit „Gods to the Godless“ aus dem Hause Metal Blade erscheint die erste Live-Platte der Iren.

Man fragt sich, ob es diesen Release wirklich braucht. Schließlich sind PRIMORDIAL eine Band, deren Shows nicht ausschließlich von der Musik, sondern auch in besonderem Maße von der Bühnenpräsenz des charismatischen Sängers Alan „Nemtheanga“ Averill leben. Mit durchdringenden Blicken, animierenden Gesten und einem unverwechselbaren Hang zur Theatralik vermag der stets bemalte und in Kapuze gehüllte Frontmann der Pagan- / Celtic-Metaller auch Konzertbesucher in den hinteren Reihen der Menge stets in seinen Bann zu ziehen.

Diese essentiellen optischen Akzente kann „Gods to the Godless“ (aufgenommen 2015 beim „Bang Your Head“ Festival in Balingen) naturgemäß nicht vermitteln, präsentiert mit „No Grave Deep Enough“, „The Coffin Ships”, „Bloodied Yet Unbowed”, „Heathen Tribes” und „Empire Falls“ aber immerhin viele altbekannte Highlights der Bandgeschichte. Das tighte Drumming von Simon O’Laoghaire, das perfekt harmonierende Gitarrenspiel von Ciáran MacUilliam und Michael O’Floinn sowie Averills Fähigkeiten als nimmermüder Antreiber („Raise your fists for me to the bitter end!“) und begnadeter Sänger – Sound und Songauswahl von „Gods to the Godless“ wissen zu überzeugen. Auch neuere Stücke wie „Babel's Tower“ oder „The Alchemist's Head“, die auf dem aktuellen Studioalbum „Where Greater Men Have Fallen“ etwas schleppend und träge rüberkommen, entfalten dank des ungeschliffeneren, rauheren Live-Sounds und des variablen Gesangs von Averill erst ihre volle Wirkung.

Aber – und das ist der große Kritikpunkt an dieser Veröffentlichung – ein echtes Live-Feeling will leider nicht aufkommen. Das wird besonders deutlich bei „As Rome Burns“: Der ansonsten vom Publikum so euphorisch mitgesungene Refrain dieses gefeierten Live-Krachers geht auf dem weitläufigen Festivalgelände fast vollkommen unter und ist kaum zu hören. Überhaupt wirkt das Album zeitweise wie ein Studioalbum, mit eingespieltem (und zurückhaltendem) Applaus nach den Songs: Die für PRIMORDIAL-Konzerte so typische Intensität, die ständigen Interaktionen zwischen Band und Publikum und das textsichere Mitsingen ganzer Song-Passagen der elektrisierten Menge kommen auf „Gods to the Godless“ wenn überhaupt nur sehr leise zur Geltung.

So ist dieser Release zwar nicht unbedingt ein Fehlschuss, aber auch kein Pflichtkauf. Wer wirklich authentisch erleben will, welche Magie diese Band live ausstrahlt, sollte lieber eine der zukünftigen PRIMORDIAL-Shows besuchen.

Trackliste

1. Gods to the Godless (Live)
2. Babel's Tower (Live)
3. Where Greater Men Have Fallen (Live)
4. No Grave Deep Enough (Live)
5. As Rome Burns (Live)
6. The Alchemist's Head (Live)
7. Bloodied Yet Unbowed (Live)
8. The Coffin Ships (Live)
9. Heathen Tribes (Live)
10. Wield Lightning to Split the Sun (Live)
11. Empire Falls (Live)