Ultha - Converging Sins Tipp

Ultha - Converging Sins

Es gibt Alben, die einen schon nach wenigen Tönen an die Kopfhörer oder Lautsprecher fesseln. Sei es, weil sie sich dank ihres Abwechslungsreichtums so wohltuend von der breiten Masse der Durchschnittsveröffentlichungen abheben; sei es, weil sie auf emotionaler Ebene berühren. "Converging Sins", der neueste Release der Kölner Black Metaller ULTHA, ist ein solches Album.

Der fast 18-minütige Auftakt "The Night Took Her Right Before My Eyes" gibt die Marschroute vor: Die Platte ist geprägt von monströsen, finsteren, aufwühlenden und besonders ausufernden Songs. Der Titeltrack beginnt leise und bedächtig mit einem einzelnen Gitarrenriff. Nach und nach stimmen eine weitere Gitarre (Ralf Conrad), Bass, Flüstergesang und das Schlagzeug (Manuel Schaub) mit ein. Der Song entwickelt sich langsam, aber intensiv und entfaltet nach drei Minuten schließlich seine volle Macht: Blastbeats, ein Riff-Feuerwerk untermalt von Keyboardsound (Andreas Rosczyk) – ULTHA kreieren eine dichte, teils melodische Soundwand, die ihresgleichen sucht. Was dieses noch relativ junge Black Metal Projekt so spannend macht, sind Kreativität und Kontraste: Bei den Vocals wechseln sich Screams (vom Bassisten Chris Noir) und Growls (von Gitarrist Ralph Schmidt) ab, und auch wenn die hohen Schreie zunächst gewöhnungsbedürftig klingen mögen, bieten sie gerade in Kombination mit den tiefen Growls ein einzigartiges Klangerlebnis.

Gegründet haben sich ULTHA 2014, und obwohl die Band aktuell 'nur' Hobby der fünf Musiker ist, scheint ihre Produktivität keine Grenzen zu kennen: Nach zwei Demo-Songs und dem ersten Album "Pain Cleanses Every Doubt" im letzten Jahr, folgt nach der EP „Dismal Ruins“ und einer Split-7''-Vinyl "In Memorian of Quorthon" mit dem Zweitwerk "Converging Sins" schon die dritte Veröffentlichung in 2016. Doch der Qualität tut diese hohe Schlagzahl keinen Abbruch – im Gegenteil: Für das Black Metal Genre überraschend harmonisch und gemächlich wird die musikalische Reise fortgesetzt, denn Gastsängerin Rachel Davies von der britischen Rock-Band ESBEN AND THE WITCH verleiht dem zweiten Song "Mirrors in a Black Room" mit ihrem Klargesang eine ganz eigene Note. Davies' melancholische Darbietung des Stücks transportiert die inhaltlichen Themen ULTHA's vortrefflich: Ängste, Verluste und Trauer.

Mit rund fünf Minuten Spielzeit ist das anschießende "Athame | Bane Emanations" vergleichsweise kurz gehalten, aber nicht minder packend. Es bildet die Brücke zwischen den vier anderen ausschweifenden Stücken, Bass- und Lead-Gitarren treiben den Song gnadenlos voran. Bei "You Will Learn About Loss" gehen ULTHA dagegen von Beginn an schneller, dynamischer und wütender zu Werke: Sägendes Saitenspiel geht über in Dauerfeuer-Drumming, dazu gesellt sich diesmal ein chorartiger Gesang, der eine düster-bedrückende Atmosphäre erschafft. Diese gesangliche Variabilität ist charakteristisch für ULTHA und einer der Gründe, warum diese Band aus dem grauen Einheitsbrei hervorsticht.

"Fear Lights The Path (Close to Our Hearts)" nimmt sich anschießend noch einmal Zeit für den Songaufbau, um dann umso erbarmungsloser auf den Hörer einzuprasseln. Es bildet den monumentalen Abschluss dieses zweiten Albums, das eine eindrucksvolle Demonstration des großen Potenzials der Kölner Band darstellt, die mit ihrem atmosphärischen, dabei stets eigenwilligen und mitunter äußerst anspruchsvollen Stil zu beeindrucken weiß.