Geschrieben von Mittwoch, 21 Mai 2008 03:47

Oceansize - Interview mit Sänger und Gitarrist Mike Vennart


Review

 
Die aus Manchester stammenden OCEANSIZE haben kürzlich ihren dritten Longplayer „Frames“ vorgelegt und damit einmal mehr bewiesen, dass sie sich in keine Schublade stecken lassen. Dieser Tage sind sie auf Europatour, und in diesem Rahmen auch in der beschaulichen Studentenstadt Osnabrück im benachbarten Niedersachsen vorbeigekommen, um dort in einem Club mit dem prachtvollen Namen „Glanz und Gloria“ einen Gig hinzulegen. Uns freut’s, und so finden wir uns mit leichter Verspätung dank zäh fließendem Verkehr endlich in der Location ein, wo in einer beeindruckenden Lounge mit bequemen Sesseln und Großbild-TV nun endlich das Interview mit Gitarrist und Sänger Mike Vennart stattfinden soll. Ton läuft, Klappe, Action!
Ich hoffe, ich habe einige interessante Fragen formuliert. Ich war auf eurer Homepage und habe mir dort eure Biographie durchgelesen. Ich muss euch gratulieren, die ist wirklich sehr vollständig. Es war schwierig, Fragen zu finden, die…

…noch nicht beantwortet wurden.

Genau. Falls ich also eine Frage stellen sollte, die schon beantwortet wurden, hoffe ich auf ein paar zusätzliche Informationen.


Ich werd’ versuchen, das dann ein wenig auszuschmücken. 

Osnabrück ist eine eurer frühen Stationen auf eurer Europa-Tour. So weit mir bekannt ist, die dritte…

Es ist eigentlich gerade mal der zweite Abend. Wir waren gestern schon in Duisburg, das war wirklich gut. Dies ist die erste richtige Tour, die wir seit etwa 5 Monaten gemacht haben. Und es ist wirklich ein gutes Gefühl, wieder regelmäßig auf der Bühne zu stehen. Das gestern Abend war ein ziemlich schwitziger Gig, etwas rau, etwas provisorisch, aber wirklich gut. Schön, zurück zu sein. 
Und, wie groß wird der Laden heute Abend sein, ich habe die Bühne noch nicht gesehen... ?

Ich sag es mal so, es ist eine angenehme Größe.

Wie sind denn die Reaktionen bislang ausgefallen?

Es scheint, als wüssten die Leute genau, was sie sich von uns wünschen, und sie erkennen alle Songs, die wir spielen. Davor haben wir hauptsächlich Support-Gigs gespielt, zum Beispiel für die SMASHING PUMPKINS und APOCALYPTICA. Jeder Gig macht Spaß, als Supportband fühlt man sich nicht unbedingt frustriert, aber man kommt oft etwas zu kurz.  Man spielt ja nicht für Leute, die gekommen sind, um uns zu sehen, sondern für solche, die den Hauptact sehen wollen. Das kann auf Dauer etwas frustrierend sein. Ich bin ehrlich gesagt ziemlich froh, dass wir das nie länger als drei Tage am Stück machen. Ich würde nicht einen Monat oder auch zwei als Support touren wollen. Das ist ganz schön langweilig. Seine eigenen Gigs zu spielen, ist eine ganz andere Sache, denn die Leute bezahlen dafür, dass sie uns sehen und unsere Songs hören können.
Und sie wissen, was sie erwarten können…

Ja, das ist wesentlich angenehmer. 

Wie sieht es mit eurem neuen Material aus, wie kommt es bei den Fans an?

Es scheint, dass die Leute es ziemlich gut aufnehmen. Die neuen Sachen sind nicht unbedingt leicht zu verdauen. Uns hat überrascht, dass die Leute sich offenbar daran gewöhnt haben und Interesse dafür entwickeln, denn wir wissen, dass das Material nicht gerade „genießbar“ ist. 

Ich las, dass ihr bei einigen Konzerten COHEED AND CAMBRIA supporten werdet...

Ja, wir spielen diese Woche ein paar Gigs mit ihnen. Ich dachte eigentlich, dass wir schon gestern als Support für sie spielen würden, aber es war dann doch unser Gig. Ich habe keine Ahnung, wie diese Gigs aussehen werden. Die Leute, die dorthin kommen, mögen nicht nur unbedingt deine Band nicht, sie möchten unter Umständen überhaupt keine andere Band sehen. Also kann es etwas langweilig werden. Aber das europäische Publikum ist da auch anders als das britische. Die Briten sind sehr launisch, sehr distanziert, während die Leute auf dem Kontinent wesentlich lockerer sind. 

Wie kam es denn zu den Gigs mit COHEED AND CAMBRIA?

Sie fragten uns, und wir haben ja gesagt. Es ist merkwürdig, denn über Jahre hinweg haben wir nie gute Supportslots kriegen können, weil uns niemand haben wollte. Und nun gibt es einige weniger bekannte Bands, die sich weniger über die Presse, sondern über Mundpropaganda einen Namen machen. Die Fans reden untereinander, ein Musiker redet mit einem anderen, und so machen die Informationen ihre Runde. Und auf diese Weise sind wir in der Lage, diese Gigs zu spielen, was hervorragend ist. 
Wir waren immer so eine Art Bands-Band. Ich glaube, 90 Prozent der Leute, die uns mögen, sind in verdammten Bands. Aber weißt du, das ist cool. Das ist eine gute Statistik. 

Ich persönlich habe mich gefragt, warum ihr noch immer relativ unbekannt seid. Es gibt ja schon ein paar Bands, die man in eure Nische einordnen kann, 
die weitaus bekannter sind.


Ich glaube, das ist kein wirkliches Geheimnis. Wir sind keine bestimmte Art Band. Wir sind keine Metalband, wir sind keine Postrock-Band, wir sind keine Popband. Wir sind keine…
Wir machen einen Haufen verschiedener Sachen. Wir bedienen viele verschiedene Schubladen. Und ich glaube, dass viele das nicht besonders mögen. Ich glaube, sie erwarten von ihren Bands, dass sie bestimmte Dinge tun. Wenn du ein SLAYER-Album kaufst, und sie machen darauf eine Art Jazz oder ein bisschen Rn’B...SLAYER-Fans hören vielleicht ab und zu mal Jazz oder Rn’B, aber sie wollen das nicht von SLAYER hören. Wir machen die unterschiedlichsten Sachen, und ich glaube, das verwirrt Leute. Es hat auch mich ein wenig verwirrt. Ich hätte mich gerne entschieden, welche Art Band wir sind, aber das habe ich vor Jahren aufgegeben. 

Das ist clever. Hättet ihr euch in eine definierte Richtung entwickelt…

Ja, ja…wir haben, wie ich eben schon erwähnte, vor APOCALYPTICA gespielt. Wir haben hartes Zeug gespielt, aber ich glaube, ich trug vielleicht die falschen Schuhe und den falschen Haarschnitt, was bei Leuten gleich zu einer Art Vorurteil führt, denn sie denken sich „Ja, das ist vielleicht hart, aber sie sind offensichtlich keine harte Band. Der Typ hat Scheiß-Schuhe an“. Das ist ein eigenartiges Problem. 

Das ganze Image-Gebaren…

Ja. Das ist wesentlich schlimmer im vereinigten Königreich. 

Um auf euer neues Material zurückzukommen: Euer zweites Album, „Everyone Into Position“, war sehr eingängig und Riff-basiert, während euer erstes Album „Effloresce“ und jetzt auch „Frames“ eher mäandernd, teilweise sogar in einer guten Art und Weise lethargisch und ineinander verwoben erscheinen. Denkt ihr, das ist eine Art „Back to the roots“, oder doch eher ein Schritt nach vorne mit einer Referenz an die Vergangenheit?

Unser zweites Album war sehr hymnisch. Wir dachten uns, wir injizieren etwas mehr Melodie in das, was wir machen, anstatt dieser wandernden Instrumentalpassagen, von denen wir dieses mal mehr integriert haben. Keine Ahnung, wohin wir diese Mentalität sonst bringen könnten. Man wird sehen, was auf unserem nächsten Album passiert. Aber ich denke, das dritte Album ist eine Kombination aus den ersten beiden Alben. Auf dem zweiten Album haben wir etwas mehr experimentiert, um herauszufinden, wer wir sind. Auf „Frames“ sind wir nun endgültig in unsere Haut gewachsen. 

Es ist sehr offensichtlich, dass ihr auf dem aktuellen Album eine Art zusammenhängendes Stück Musik geschrieben habt. Nicht so zusammenhängend wie auf „Effloresce“, aber dennoch zieht sich die Stimmung durch das komplette Album. „Everyone Into Position“ hatte sehr in sich geschlossene Songs. 

Ja, sie waren alle sehr unterschiedlich. Ein sehr eklektisches Album. Die verschiedensten Stimmungen. Das dritte Album ist vorwiegend düster. Ich weiß was du meinst, es wird von einer konstanten Atmosphäre beherrscht. 

Dadurch, dass in den Songs an sich nicht mehr so viel Dynamik ist, wirkt diese auf „Frames“ etwas gedehnt…

Ja, aber das ist keine Entscheidung, die wir absichtlich treffen. Wir entscheiden uns nicht, dass ein Song 10 Minuten lang wird und fangen dann an zu schreiben. So funktioniert das nicht. Die Songlänge ist kein Parameter, den wir vorher festlegen. Es entwickelt sich einfach so.
(Anm.d.Verf.: Mike Vennart wird nun vom Drummer Mark Heron darauf aufmerksam gemacht, dass es Zeit für ein bestimmtes Ritual ist, welches ein Mischgetränk aus Vodka und Red Bull beinhaltet. Während der Zubereitung des Getränkes müssen wir kurz warten.)

In eurer Biographie habe ich in gelesen, dass ihr von „A Homage To A Shame“ vom zweiten Album ausgegangen seid, um euer neues Material zu entwickeln...

Ich habe das nicht gesagt, vielleicht jemand anders. Ich weiß nicht, wo das herkommt. Ich würde nicht unbedingt sagen, dass es so ist, denn auf dem neuen Album ist nicht Vieles, was so klingt. Keine Ahnung, wer das gesagt hat, aber wohl keiner aus dieser verdammten Band. Ich kann nicht sagen, dass irgendetwas auf den vorherigen Alben so ist, wie etwas, was wir auf „Frames“ gemacht haben. Wir arbeiten auch nie nach dem Muster „Okay, das ist ein guter Song, lasst uns noch so einen Song schreiben“. Es gibt keinen Masterplan auf dem dritten Album. Wir haben lediglich beschlossen, dass wir nicht versuchen, irgendwelche Singles zu schreiben. Es sollte düsterer werden, mehr in Richtung „Breitwandsound“. Wir wollten mit dem gehen, was auch immer gut klingt. Wir tendieren auch nicht dazu, darüber zu sprechen, warum Dinge gut klingen. Jeder weiß es sofort. Und wenn jemand etwas nicht mag, dann sagt er es, und wir arbeiten es so aus, dass derjenige es mag. 

Der Grund, warum ich  „A Hommage To A Shame“ genannt habe, war auch mitunter, dass ich die Nummer auf eurem zweiten Album sehr beeindruckend fand und ich mir dachte, so müsste sich für meinen Geschmack ein drittes Album anhören…

Ein Album voll mit „A Hommage To A Shame“? (lacht)

Nein. Ok, lassen wir das.


Ich weiß immer noch nicht genau, worauf du hinaus willst…

Was glaubst du, ist wichtiger: Ein Album, das aus guten Songs besteht, oder eines, das am besten als Ganzes funktioniert?

Ein Album, das als Ganzes funktioniert, kann nicht mit schlechten Songs vollgepackt sein. Kann das bitte mal jemand bestätigen? (schaut sich um, lacht)
(Drummer Mark Heron fällt ins Gespräch ein:)
Ein Album, das als Ganzes funktioniert, ist ein Album. Ein Album, das eine Sammlung von Songs ist, ist eine Compilation. Eine Ansammlung von Singles. Ich glaube nicht, dass das unser Ziel ist. 

Wir schreiben sicherlich Songs einzeln. Wenn ein Album gute Songs enthält, dann ist es ein gutes Album, oder? Allerdings schrieben wir, bevor wir mit dem Songwriting für „Frames“ begannen, zwei Songs,  „Siberian Bullshit" und "Red Rag To A Bear", von denen wir sicher wussten, dass sie nicht auf dem Album sein würden. Wir waren der Ansicht, sie seien zu sehr stecken geblieben in der alten Denkweise, etwa aus der Zeit, als wir „Everything Into Position“ geschrieben haben. Wir haben uns gedacht, legen wir die Songs besser zur Seite und machen mit etwas anderem weiter. Diese Songs waren auch auf Myspace. Das war das einzige mal, dass wir uns dachten, das wird nicht wirklich in dem Kontext funktionieren, mit dem, was wir machen sollten. 

Wie schreibt man eigentlich Songs für drei Gitarren?

Ohne wirklich darüber nachzudenken. Wir machen es einfach. Es ist ziemlich intuitiv und instinktiv. Niemand ist ein Lead- oder Rhythmusgitarrist, niemand spielt bevorzugt in einer bestimmten Frequenz. Es funktioniert einfach so. Ich kann es nicht wirklich erklären. Jeder weiß, wie er einen Part so spielt, dass er funktioniert,  und niemanden damit kompromittiert. Manchmal hören wir auf zu spielen und sagen „Was spielst du da?“ Und dann biegen wir die Dinge so hin, dass wir sicher gehen können, dass alles richtig ist. Davon abgesehen ist das ein sehr natürlicher Vorgang . 

Und auf der Bühne ist es derselbe Prozess?

Nun, wenn wir auf die Bühne gehen, spielen wir das, was wir vorher geschrieben haben. Wir haben wenig Raum für Improvisation, um ehrlich zu sein, die Sachen sind verdammt kompliziert, und wir wollen es nicht versauen. 

Und ihr macht keine speziellen Dinge, um das Material für die Bühne zu übersetzen?

Nein. Nicht wirklich. 

Auf „Frames“ hatte ich den Eindruck, dass euer Drummer präsenter als auf dem vorherigen Album ist. War das eine bewusste Entwicklung?

Er glaubt das wahrscheinlich gern (lacht). Ich denke, er wird einfach immer cleverer. Es ist eine natürliche Entwicklung.  

Euer Produzent, Chris Sheldon, scheint der richtige Mann für diese Art von komplexer, ausufernder Musik zu sein…

Ja, und zugleich nein. Er hat viele Bands produziert, die kein bisschen so klingen wie wir. Die meisten Bands haben keinerlei Ähnlichkeit mit uns. Aber ich denke, er ist der Einzige, der das einfangen kann, was uns ausmacht, und es gut klingen lässt. Er hat definitiv seinen eigenen Stil. Wenn du dir seine Produktionen anhörst, wirst du feststellen, dass seine Sachen sehr ausgefeilt, sehr geschliffen klingen. 

Und er hat eure Entwicklung nicht mit gesteuert?

Nein, nein! Er lässt es nur gut klingen. Wir machen natürlich Demos, auf denen zu hören ist, wie ein Song klingen soll. Aber er gibt den Songs immer den letzten Schliff. Er überrascht uns jedes Mal. 
Ihr seid von Eurem alten Label „Beggars Banquet“ nun zu eurem eigenen Label „Superball“ gewechselt. Es ist doch sozusagen euer eigenes Label, oder liege ich da falsch?

Nein, es gehört uns nicht. Sie haben uns unter Vertrag genommen, aber „Superball“ ist ein Unterlabel von InsideOut, und sie haben dieses Label für uns ins Leben gerufen. Sie haben gerade AND YOU WILL KNOW US BY THE TRAIL OF DEAD unter Vertrag genommen, eine unserer Lieblingsbands. Sie haben einige unserer Freunde unter Vertrag genommen. Es wird ein wirklich gutes Label sein. 

Und hat es einen besonderen Grund, dass ihr euer altes Label verlassen habt?

Wir haben einfach entschieden, dass wir nicht mehr mit ihnen zusammenarbeiten wollen. 

Eine kreative Entscheidung?

Mehr eine geschäftliche Entscheidung. Es hat nicht funktioniert, und wir dachten uns, dass es Zeit für einen Wechsel wäre, das ist alles. 

Ihr kommt ja aus derselben Nachbarschaft, derselben Stadt wie AMPLIFIER…

Ja richtig, ich trage gerade ein T-Shirt von ihnen. Wir sehen sie sehr oft. Wir haben unseren ersten Gig in derselben Woche in derselben Location wie sie gespielt. Wir kennen sie seit den Anfängen. Wir kommen sehr gut mit ihnen aus, tolle Jungs. Wir haben mehr mit ihnen gemeinsam als mit den meisten anderen Bands.  

Gibt es Pläne für gemeinsame Projekte?

Wir haben es probiert, aber das ist nichts für die Öffentlichkeit. Wir haben nie wirklich etwas fertig bekommen. 

Zu euerem 10-jährigen Jubiläum werdet ihr im „Road House“ in Manchester spielen. Was bedeutet euch diese Location?


Eine ganze Menge. Wir haben dort immer gespielt, bevor wir ein wenig bekannter wurden. Dort hat alles angefangen. Wir haben etwa 10-15 Mal dort gespielt. Wir haben letztes Jahr einen Warm-Up-Gig dort gespielt, und ein amerikanischer TV-Sender hat dort Aufnahmen für eine Show gemacht. Die Tickets für unsere Jubiläumsshows sind beinahe ausverkauft, und der Verkauf hat erst vor einigen Tagen begonnen. 

Gibt es besondere Pläne für euer Jubiläum?

Wir werden jeden Abend ein ganzes Album spielen. Wir haben es noch nicht geprobt, aber wir sind uns sicher, dass es ordentlich klingen wird…

Die Lyrics auf „Everything Into Position“ waren aus einer eher universellen Sicht geschrieben.
Auf Frames scheinen sie mehr aus dem Inneren zu kommen, von einem sehr persönlichen Standpunkt aus. 

Vielleicht. Eigentlich denke ich darüber nicht nach. Wenn ich etwas geschrieben habe, weiß ich nicht wirklich, wovon der Text handelt. Und viel später kommt es vor, dass sich mir die Bedeutung erschließt. Das kommt irgendwie zu mir. Ich schreibe die Texte phonetisch, ich scatte auch mal nur zu einem Song, um den richtigen Klang zu finden. Es kommt  auch durchaus vor, dass viel später Leute zu mir kommen, und mir die Lyrics erklären. 

Ich weiß nicht genau, woher das kommt, aber ich hörte, ihr hättet früher davon geträumt, 2 ½ Tage zum Aufnehmen eines Songs zu haben. Wie nahe seid ihr da bei den Aufnahmen zu „Frames“ drangekommen?

Ich kann mich nicht erinnern, das gesagt zu haben, aber wir haben jetzt deutlich mehr Zeit. Wir nehmen bei uns zu Hause auf und lassen es dann von jemand anderem abmischen. Es ist ein zweischneidiges Schwert, da es passieren kann, dass man seinem eigenen Schwanz hinterher jagt. Es ist gut, eine Deadline zu haben. Um ehrlich zu sein, die drei Wochen, die wir das letzte mal im Studio waren, waren die kürzeste Zeit, die wir bis jetzt für ein Album gebraucht haben. Ich war trotzdem nicht böse darum, als sich die Aufnahmen zum Ende neigten. Uns kann sehr schnell langweilig werden, also haben wir es kurz gehalten. Man kann immer mehr Zeit im Studio verbringen. Man kann immer noch mit den Songs herumprobieren und irgendeinen Scheiß draufballern, aber wir hatten den Songs nichts mehr hinzuzufügen. Wenn ich an Bands denke, die drei Monate im Studio verbringen…Ich würde dabei verrückt werden. 

(Anmerkung von Mark Heron:) Es gibt auch einige Bands, die einen Haufen Geld bezahlen und ins Studio gehen, um ein Album zu schreiben. 

Sie treffen sich im Studio um Songs zu schreiben, und der Produzent sagt so etwas wie „macht es so oder macht es so“. Das habe ich auch schon mal gehört.

Man hört ja von diesen LA-Rockbands, die eine Strophe eines Songs an einem Tag machen. Ich glaube, man verliert dabei seine Fähigkeit, etwas fair und konstruktiv beurteilen zu können. Man wird viel zu sehr hineingezogen. Man hat keinen Abstand mehr. Man muss auch mal einen Schritt zurück treten können und seine Ohren benutzen, andernfalls wird man einfach müde. Da wir nun zu Hause arbeiten können, ist das in Zukunft ein ganz organischer Prozess. Wir werden deutlich mehr Zeit haben. Wir können an Songs arbeiten, und wenn uns nichts mehr einfällt, können wir nach Hause gehen und noch mal drüber nachdenken oder sonst was tun. 

Eine Frage noch zum Schluss: Würdest du gerne etwas mit der Welt teilen?

Oh Gott, ich hasse solche Fragen…

Okay, das nehme ich! (ich zeige auf das Aufnahmegerät, welches auf dem Tisch liegt, direkt neben Marks Vodka Red Bull)

Vodka Red Bull? Ob ich das teilen würde? Das ist meins. 

Nein, nein! Nicht das…

Ich brauche es.

Gut, das werde ich schreiben!


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