Geschrieben von Mittwoch, 13 Oktober 2010 00:00

August Burns Red - (Video-) Interview mit Drummer Matt zu "Constellations" und "Home"

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AUGUST BURNS RED aus Manheim, Pennsylvania gehören spätestens seit ihrer 2007er Erfolgsscheibe Messengers zu den Großen der Metalcorebranche und haben es geschafft, sich mit ihrem brachialen, innovativen Sound vom dem Einheitsbrei der meisten anderen Metalcore-Acts abzuheben. Das aktuellste 3. Album Constellations schaffte es sogar auf Platz 24 der Billboard Charts. Grund genug für uns, Matt Greiner, den Drummer der Band, vor der Show in Hamburg zum Interview zu treffen.

August Burns Red from funda cirit on Vimeo.

Herzlich Willkommen in Hamburg, Matt!

Vielen Dank, es ist toll, hier zu sein!

Ihr seid bereits das zweite Mal in Hamburg dieses Jahr, nach Eurer Tour im Februar mit LAMB OF GOD, JOB FOR A COWBOY und…

BETWEEN THE BURIED AND ME – die Jungs sind einfach fantastisch!

Ja, genau – das stimmt! Jedenfalls wart Ihr ja auch vorher schon einige Male bei uns, daher würde ich gerne wissen, ob es etwas Bestimmtes gibt, was Du an Hamburg oder Europa im Allgemeinen magst?

Also ehrlich gesagt, mag ich Hamburg nicht besonders.

Oh, warum das denn nicht?

Versteh mich nicht falsch – ich habe einfach noch nie Gelegenheit gehabt, mich hier angemessen umzuschauen. Beziehungsweise niemanden gefunden, der mir die Stadt näherbringt. Oftmals weiß ich gar nicht, in welcher Stadt ich mich befinde, weil wir einfach viel zu wenig Zeit haben. Dafür war ich allerdings letzte Woche mit Freunden für neun Tage in Österreich, genauer gesagt in Wolfsburg – in dieser winzig kleinen Stadt, und da hatte ich Zeit, bei Leuten zu Hause abzuhängen, mit Ihnen auszugehen oder mit Ihnen die Kirche zu besuchen. Daher mag ich einfach Österreich am liebsten an Europa, da ich die Leute dort kennenlernen durfte und weiß, wie sie wohnen. Wenn ich durch Europa toure, sehe ich nur diesen Bus, in dem wir uns ja gerade befinden, die Venue und den Weg zur Venue. Ich könnte zwar ein wenig umherlaufen, aber ich weiß einfach nicht, was ich mir in der Gegend anschauen könnte. Ich denke schon, dass Deutschland seine schönen Seiten hat, die Shows sind immer toll und die „Kebabs“ sind gut.

Kebabs?

Ja, Döner!

Ah, alles klar! Wo in Europa schmeckt das Essen denn am besten und wo eher nicht so gut?

Oh, das ist leicht zu beantworten: Käse in der Schweiz, Schokolade in der Schweiz, Döner in Großbritannien.

Großbritannien, wirklich? Warst Du schon mal in der Türkei – unser Kameramann kommt aus der Türkei?

Nein, leider nicht, aber ich glaube Euch, dass in Istanbul der Döner noch besser schmeckt. (alle lachen)

Was Fleisch angeht, sehe ich eigentlich nicht so die Unterschiede von Land zu Land. Bei Käsesorten ist das total anders: man weiß nicht genau, was man isst. Manche Käsesorten stinken, andere sehen komisch aus, aber trotzdem bin ich sehr offen, was das angeht. Ich probiere gerne neue Dinge aus, was Nahrungsmittel angeht oder auch das Aussehen.

Wie läuft diese Tour denn so? Ich habe gehört, die meisten Shows sind bereits ausverkauft?

Die Tour läuft super – Hamburg ist unsere vierte Show in Europa, und bisher waren alle ausverkauft. Wir haben die Tour in Deutschland angefangen, waren dann in Belgien und gestern in Amsterdam.

Matt muss niesen ... Gesundheit!

Ah – Gesundheit, bitte! (auf deutsch)

Sehr gut, kennst Du noch andere deutsche Wörter?

Danke, bitte und ohne…

Ohne?

Ja, das ist total wichtig, denn ich mag Wasser nur ohne Kohlensäure. Bei Cola ist das super, aber Wasser mag ich nur ohne.

Hast Du vielleicht auch eine verrückte Tourgeschichte von dieser Tournee für uns?

Ja, hab ich tatsächlich: Vor dieser Tour habe ich circa einen Monat keine Show mehr gespielt, und am ersten Abend war es so heiß, dass mir plötzlich schlecht wurde während des Gigs. Jedenfalls habe ich nach der Pause dann angefangen, mein Drumsolo zu spielen und musste mich dann während der Show übergeben – direkt über meine Hände. Es war so ekelig, das Drumkit war vollgekotzt und das Zeug sprang mir dann wieder entgegen, aber am allerschlimmsten war, dass die Kids in den ersten Reihen alles mit ansehen mussten. Das war echt schrecklich, und nach dem Gig haben die anderen Jungs mir dann auf den Rücken geklopft und meinten „Good Job!“. (alle lachen) Das ist zwar eine etwas ekelige, aber trotzdem lustige Geschichte für Euch Leser von BurnYourEars!

Ich weiß, dass Ihr in BETWEEN THE BURIED AND ME einen der Haupteinflüsse für AUGUST BURNS RED seht. Wie war es daher für Euch im Februar, einen besseren Slot auf der gemeinsamen Tour zu haben und insgesamt erfolgreicher zu sein als sie?

„Awesome“! (alle lachen los)

Nein, Scherz beiseite – es hat uns schon ein wenig eingeschüchtert, da die Jungs meiner Meinung nach bessere Musiker und generell eine bessere Band sind als wir. Auf alle Fälle war es für uns eine Ehre, und außerdem sind wir gut mit Ihnen befreundet. Es gab keine unbehagliche Chemie zwischen uns. In Großbritannien hatten BTBAM übrigens nur einen 20minütigen Slot, und in dieser Zeit haben sie nur einen einzigen Song gespielt – alle ihre Songs sind soooooo lang! Es war so lustig – sie fingen an und begrüßten das Publikum mit „Hi, wir sind BETWEEN THE BURIED AND ME aus North Carolina“ – dann spielten sie den Song und danach meinte sie dann „Danke, das war unser erster und gleichzeitig letzter Song! Wir hoffen, die Show hat Euch gefallen.“ (schallendes Gelächter)

Danach haben wir dann 8 Songs in 40 Minuten gespielt  - das war total komisch. Für uns ist es immer eine Ehre, mit ihnen zu touren, und wir haben uns sogar einen Bus geteilt, wodurch wir uns richtig angefreundet haben.

Habt Ihr denn „Indonesia“ zusammen mit Tommy (Rogers, Sänger von BETWEEN THE BURIED AND ME) auf dieser Tour im Februar gespielt?

Nein! (entsetzt) Haben wir leider nicht, aber heute spielen wir den Song.

Oh cool, das ist mein Lieblingssong und Du hast ihn sogar geschrieben.

Ja – aber wer weiß, vielleicht fliegt Tommy ja kurzfristig ein. (Lachen)

Falls er es nicht schafft, wer übernimmt dann die cleanen Vocalparts?

Keiner – Jake schreit einfach nur. Das klappt wirklich super, da er das ganze so leidenschaftlich rüberbringt.

Es gibt da draußen so viele Bands, die einen ähnlichen Weg wie Ihr eingeschlagen aber wesentlich weniger Erfolg haben. Woran liegt das Deiner Meinung nach?

Hmmm, ich denke, das liegt unter anderem daran, dass wir nicht auf Teufel komm raus versuchen besser zu sein, als irgendeine beliebige andere Band da draußen. Wir schreiben Musik, die wir selber lieben. Es ist wichtig, dass Du die Musik schreibst, die aus Deinem Herzen kommt und die Dir persönlich gefällt. Weißt Du, wir müssen diese Songs mehrere 100 Male live spielen und das könnten wir nicht, wenn wir diese Songs hassen würden. Unsere Kreativität kommt meiner Meinung nach von Gott. Diese Kreativität, die wir besitzen, lebendige Songs, Melodien und Breakdowns zu schreiben gründet sich in meinem Schöpfer, in Gott.

Seit dem Release von Constellations 2009 laufen die Dinge sehr gut für Euch: das Album ist auf Platz 24 der Billboard Charts eingestiegen und Ihr wurdet sogar für einen Dove Award nominiert, der dem Grammy in der christlichen Musikindustrie sehr ähnelt, denke ich …

Ja, vergleichen kann man die beiden Awards schon, aber dasselbe ist es nicht. Wir waren tatsächlich für einen Dove Award nominiert, haben aber nicht gewonnen. Die Dove Awards sind eine christlich klassifizierte Preisverleihung, und es war für uns definitiv eine Ehre, nominiert zu sein, das war einfach unglaublich für uns.

Wart Ihr denn auf der Veranstaltung zur Preisverleihung?

Nein, wir waren mal wieder auf Tour in Kanada, daher konnten wir nicht dabei sein. Durch unser Album Constellations haben wir so viel erreicht – wir sind total stolz auf diese CD und jeden einzelnen Song.

Da muss ich Dir Recht geben, das Album ist klasse! Wie gehst Du denn mit diesem Erfolg um, und welchen Einfluss hat er auf Dein Leben?

Ich gehe mit diesem Erfolg um, indem ich versuche, möglichst anspruchslos zu sein. Seit diesem Jahr ist mir bewusst geworden, dass ich die Möglichkeit habe, eine persönliche Beziehung zu Fans aufzubauen, was ich vorher nicht für möglich gehalten habe. Und ich weiß jetzt, wie wichtig es ist, eine Beziehung zu seinen Fans aufzubauen. Früher habe ich eine Show gespielt, bin dann von der Bühne gegangen und hab mein eigenes Ding gemacht.

Mittlerweile ist es mir unglaublich wichtig geworden, mit meinen Fans über ihr Leben zu sprechen und darüber, warum sie AUGUST BURN RED mögen und warum sie da sind. Ich frage heute die Leute viel häufiger, wie es Ihnen geht, und das kommt daher, dass mir mit der Zeit bewusst geworden ist, dass Gott mich liebt, und er möchte Ihnen mitteilen, dass er auch für sie da ist. Mir persönlich hilft das jedenfalls dabei, bescheiden zu bleiben und nicht zu einem dummen, eingebildeten Rockstar zu werden. Ich weiß genau, dass der ganze Erfolg morgen schon wieder weg sein könnte. Ich halte das ganze keinen Tag für selbstverständlich – das ist es einfach nicht wert.

Übt dieser Erfolg, den Ihr zurzeit habt, viel Druck auf Eure Arbeit an zukünftigen Alben aus?

Auf jeden Fall! Wir spüren den Druck von allen möglichen Seiten. Uns ist bewusst, dass die Leute immer gute oder noch bessere Musik von AUGUST BURNS RED erwarten. Wir versuchen uns dadurch zwar nicht zu sehr einschüchtern zu lassen, aber irgendwo ist Druck ja auch eine gute Sache. Du bemühst Dich dann automatisch mehr zu erreichen, als Du bisher bewerkstelligt hast.

Würdet Ihr es in Erwägung ziehen, irgendwann mal zu einem Majorlabel zu wechseln - und wenn nicht, was ist so besonders an Solid State Records?

Hmm, (lacht verlegen) wir lieben Solid State – sie machen einen so tollen Job. Ich kann das nicht genau sagen, da wir noch nie ein Angebot von einem Majorlabel erhalten haben, und ich kann mir auch nicht vorstellen, was das logistisch gesehen verändern könnte. Aber eigentlich bin ich mir auch ziemlich sicher, dass wir Solid State noch eine ganze Weile treu bleiben werden. Wir haben eine wunderbare Geschäftsbeziehung zu Ihnen – sie arbeiten wirklich hart für uns, und wir auch für sie.

Ihr habt einen sehr strikten Tourplan – wie schafft Ihr es, Euer Privatleben auf das harte Tourleben abzustimmen?

Oh – das ist eine sehr gute Frage. Es ist total schwierig. Ich habe seit sechs Monaten eine Freundin und wir telefonieren, wann immer es geht. Allerdings ist das gerade von Europa aus sehr teuer, und daher skypen wir sonst oder ähnliches. Wenn ich dann nach Hause komme, muss ich mir die wenige freie Zeit dann auch genau einteilen. Einen Tag verbringe ich dann mit meiner Mutter, einen mit meinem Vater, den nächsten mit meiner Freundin, den darauffolgenden mit meinen Geschwistern.

Leute, die mir nicht ganz so wichtig sind, müssen dann ein wenig länger warten. Es ist wirklich schwierig, das alles so aufeinander abzustimmen, dass sich auch keiner vernachlässigt fühlt - aber ich fühle einfach, dass das, was ich tue, genau das Richtige ist. Die Leute, die mich lieben, verstehen das und unterstützen mich, obwohl ich heute in Europa bin, nächste Woche in Amerika und danach irgendwo anders auf dem Globus.

Dadurch lernt man dann sicher auch schnell seine wahren Freunde kennen.

Absolut – falsche Freunde verschwinden ganz schnell von der Bildfläche.

Letzte Woche ist Eure erste Live-CD/DVD „Home“ erschienen. Erzähl uns doch mal, was daran so besonders ist – warum sollten Fans „Home“ kaufen?

Hmm, weil sie sich gut anhört, gut aussieht und günstig ist. Wir haben die DVD in unserer Heimatstadt Manheim, Pennsylvania aufgenommen. Außer Jake und Dustin, die später zur Band dazugestoßen sind, wurden wir alle dort großgezogen. Der Dreh hat in einer Kirche stattgefunden, und die war randvoll mit Leuten – insgesamt 1.200. Wir haben 15 Songs performt, was wir vorher noch nie gemacht haben. Auch die Proben haben am selben Tag in dieser Kirche stattgefunden, und bei den Proben haben wir ebenfalls die kompletten 15 Songs durchgespielt.

Am Ende des Tages wusste ich nicht mehr, wo ich bin. Ich konnte nicht mehr richtig sehen und kann mich nicht daran erinnern, nach der Show noch geduscht zu haben – ich war einfach tot, komplett fertig. Also kauft die CD allein schon meinetwegen, denn mich während der Performance zu beobachten, hat sicherlich etwas Lustiges, da ich mich zum Ende der Show hin offensichtlich schon in einer anderen Galaxie befinde. Außerdem brauche ich Eure Unterstützung, damit ich die Arztrechnungen bezahlen kann, die für die Behandlung nach der Show nötig waren. (alle lachen)

Ich wollte die CD gestern kaufen, aber im Laden bei uns um die Ecke gab es sie noch nicht, daher werde ich sie mir heute Abend kaufen.

Oh – ich glaube, wir haben gar keine mehr. Wir hatten 60 Stück dabei und alle sind bereits verkauft. Aber frag mal meinen Merchguy Kip ... „Kip, you better give her one!“

Hat das Cover der neuen Scheibe ebenfalls eine besondere Bedeutung, so wie das Cover von Constellations?

Also Bedeutung ist fast zu viel gesagt. Ich liebe das Artwork von „Home“ – es ist toll.  Das Cover von Constellations hat eine sehr spirituelle Bedeutung – das Cover von „Home“ dagegen ist eher schlicht und soll eine Art Graswurzelgefühl vermitteln. Wir kommen aus einer sehr einfachen, minimalistischen Heimatstadt namens Manheim, Pennsylvania und indem wir diese DVD dort gedreht haben, kehren wir zu unseren Wurzeln zurück. Das Artwork ist daher sehr einfach, sehr friedvoll und heimelig, wenn man das so sagen kann.

Ich habe gelesen, dass sogar Leute aus Amsterdam zu dieser Show in Manheim gefahren sind. Was bedeuten Euch Dinge wie diese oder was sagt Ihr dazu, wenn Fans sich AUGUST BURNS RED Tattoos stechen lassen?

Das stimmt – da gab es diesen einen Typen, der mir kurz vor der Show geschrieben hat, dass er von Amsterdam nach Lancaster, Pennsylvania fliegen wollte, um die Show zu sehen. Lancaster hat einen winzig kleinen Flughafen, von dem selbst ich noch nicht einmal geflogen bin, und es ist richtig teuer. Ihm war das aber egal – allerdings teilte er mir dann plötzlich mit, dass er kein Hotel in Manheim finden kann. Ich habe ihm dann gesagt, dass ich ihm bei der Suche helfen werde und mein Cousin ihn vom Flughafen abholt. Naja, aber das ganze ist dann doch irgendwie gescheitert.

Das war schon verrückt, aber ich glaube, für die Bewohner aus Manheim, die bis zu diesem Zeitpunkt noch nie von uns gehört hatten und dann plötzlich von diesem Event erfahren haben, war das ganze noch komischer, da Leute aus der ganzen Welt angereist sind. Manheim ist nämlich absolut nicht durch Musik bekannt – eher noch durch Highschool Football oder Automobilversteigerungen. Jetzt sind wir also heißer Anwärter auf das neue Aushängeschild der Stadt.

Das ganze Tattoo-Ding ist für mich echt verrückt. Manche Fans haben meine Songtexte tätoviert, und da denke ich immer nur, hoffentlich weiß derjenige, was diese Lyrics bedeuten. Die meisten Leute lieben nur unseren Sound und wissen gar nicht, was für eine tiefere Bedeutung die Texte haben, und darüber mache ich mir dann schon so meine Gedanken.

Was ist denn das Verrückteste, was ein Fan jemals für einen von Euch gemacht hat?

Wir haben ein paar Fans im mittleren, westlichen Teil von Amerika, die jedes unserer Konzerte innerhalb von fünf bis zu zehn verschiedenen Staaten besuchen. Sie fahren wirklich Stunden, um zu den jeweiligen Shows zu gelangen und bringen uns immer kleine Geschenke mit. Sie wissen genau, was jeder von uns gerne nascht und bringen uns vor jeder Show eine Tüte unserer Lieblingssüßigkeiten vorbei. Außerdem betteln sie nie darum, umsonst eine Show besuchen zu können oder einen Backstagepass zu bekommen, sondern zahlen wirklich für jedes einzelne Konzert.

Das ist dann aber noch nicht zu fanatisch.

Nein, das stimmt – das ist nicht wirklich beängstigend.

Ich weiß durch Eure Texte und auch durch dieses sehr intensive Video „I Am Living“ von Eurem Sänger Jake, dass Ihr alle Christen seid. Ist es Euch wichtig, dass Eure Fans wissen, dass Ihr Christen seid und Eure Texte verstehen?

Es ist uns wichtig, dass unsere Fans wissen, dass wir niemanden wegstoßen oder ablehnen aufgrund seines Glaubens oder dafür, dass er nicht gläubig ist. Ich bin ein Christ und glaube an Gott, und ich glaube, dass es nur einen einzigen Gott gibt. Und wer nach Erlösung strebt und in den Himmel möchte, erhält diese durch seinen Sohn Jesus Christus. Das macht alles wesentlich einfacher. Für mich sind aber alle Menschen gleich viel wert – ich denke keinesfalls, dass ich auf irgendeine Art und Weise besser bin als andere Menschen, nur weil ich Christ bin. Für mich wurde ich nur mit der Wahrheit gesegnet, und das kommt nicht durch meine Erziehung, sondern ich habe das für mich selbst erkannt.

Während meiner Zeit als Teenager wurde ich mit allen möglichen Dingen konfrontiert, die glücklich machen: Drogen, Sex, Alkohol und Geld, und mit der Zeit und besonders letztes Jahr in Finnland ist mir klar geworden, dass ich mit mir selbst nicht klar kam, wenn mir diese Dinge fehlten. Für mich war das eine Art Zeichen von Gott, der mir damit sagen wollte: "Schau, was übrig ist, wenn diese materiellen Dinge nicht mehr da sind – nämlich meine Liebe." Ich weiß, dass Gott immer für mich da ist, egal was ich gemacht habe, egal ob Gutes oder Schlechtes. Die Leute können mich nennen, wie sie wollen. Einen Christen, einen Atheisten, einen Juden oder einen Nazi – das ist mir egal, ich möchte Ihnen nur mitteilen, dass Gott sie liebt und ich hoffe, dass sie das durch meine Taten erkennen.

Hast Du mitbekommen, dass der christliche Glaube in einigen Ländern mehr toleriert wird als in anderen?

Absolut – und ich verstehe es auch. In Europa ist es offensichtlich nicht so selbstverständlich wie in Amerika, mit 24 Jahren ein überzeugter Christ zu sein. Aber ich verstehe das, weil hier die Kirche Gott repräsentiert. Und die Kirche ist tot – sie ist voll von Priestern, die teilweise Kindern schreckliche Dinge antun und voll von Christen oder Katholiken, die nicht zu ihrem Wort stehen. Man kann nicht durch andere Leute sehen, wie Gott ist. Alleine Gott ist gut, und der Glaube an ihn braucht keine religiöse Institution, die ihn repräsentiert. Ich habe keine Angst darüber zu sprechen, denn das ist nicht besonders religiös oder legalistisch.

Aber Euer Sänger Jake ist nicht besonders „preachy“ auf der Bühne.

Das ist auch ein sehr guter Punkt. Er möchte nicht über Gott sprechen, wenn das gezwungen oder vorgeschrieben wirkt. Weißt Du, die Leute kommen zu unseren Konzerten und bezahlen Geld dafür, um unsere Musik zu hören und um uns abrocken und schwitzen zu sehen. Sie wollen einfach einen tollen Abend haben, und wir versuchen, ihnen das zu geben. Ab und zu hat Jake das Gefühl, dass Gott möchte, dass er etwas sagt - und dann tut er das auch, aber das ist dann meistens nach der Show. Die Kids kommen dann auch wirklich zu ihm und fragen ihn um Rat, wie beispielsweise „Jake, mein Name ist Robert und ich habe Selbstmordgedanken – was soll ich machen?“. Anfangs wusste Jake absolut nicht, wie er mit so etwas umgehen soll, und dann haben wir dieses Seite gegründet namens YourLifeMinistries, auf der ihr über unser Leben nachlesen könnt und darüber, wie Gott uns verändert hat. Es ist viel wichtiger, direkt mit Leuten über ihre Probleme zu reden, als einfach auf die Bühne zu gehen und zu sagen „Hey ich hab das Mikro und ich glaube an Gott“.

Würdest Du es ablehnen, auf einem bestimmten Konzert oder Festival zu spielen, wenn das Line-Up auch Black Metal Bands vorsieht?

Nein – absolut nicht! Ich würde das sofort machen. Manchmal höre ich sogar Black Metal ganz gerne.

Trotz der satanistischen Lyrics?

Ja, aber das ist in Ordnung. Ich habe solche Sachen ständig um mich herum. Es macht mich nicht wütend und ich habe auch keine Angst davor. Es interessiert mich sogar, was sie zu sagen haben.

Dann glaubst Du sicherlich auch an den Teufel?

Ja, ich glaube, dass da am Anfang Gott seine Engel hatte, und einer von ihnen war Luzifer. Und Luzifer wollte wie Gott sein und lehnte sich gegen ihn auf. Daraufhin meinte Gott zu Luzifer, dass es nur einen Gott geben kann und verbot ihm fortan, weiterhin ein Engel zu sein und schickte ihn in die Hölle.

Die Leute haben im Allgemeinen eher Angst vor Satan. Ich habe das in unserem Urlaub letzte Woche in Österreich gemerkt. Da waren viele Kids, die satanische Dinge gerufen haben, da sie nicht an Gott glauben, aber trotzdem etwas Spirituelles in ihrem Leben haben möchten. Und da diese Kids nicht an Gott glauben, beschwören sie satanische Kräfte herauf, was ihnen wiederum Kraft geben soll. Daher ist der Teufel sehr mächtig – an den Dingen, die diese Kids rufen, merkt man, dass der Teufel auf eine gewisse Art bereits Besitz von ihnen ergriffen hat. Das alles ist real und ich bin mir sicher, dass der Teufel wirklich existiert, aber ich vertraue nicht dem Teufel, sondern Gott.

Ok – kommen wir mal wieder auf Constellations zu sprechen. Ich liebe „Indonesia“ und ich weiß, dass Du diesen Song geschrieben hast. Die Lyrics handeln ja von einem tragischen Unfall eines Freundes von Dir, der Missionar war und in Indonesien bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen ist. Was ist genau passiert?

Also, sein Name war David Clapper und er war ein sehr enger Freund meiner Familie. Vor seinem Tod hat er bereits 10 Jahre mit seiner Frau und seinen vier Kindern in Indonesien gelebt, und er flog ein winzig kleines Buschflugzeug von dem Stamm, für den er gearbeitet hat, zum lokalen Krankenhaus. Eines Tages flog er alleine vom Krankenhaus zurück und wurde von einem Sturm erfasst, der ihn dann an einem Berg zerschellen ließ. Jedenfalls habe ich von dieser Geschichte gehört und dann diesen Song geschrieben.

Die Lyrics sind zwar sehr traurig, da sie ja von seinem Tod handeln, aber die schildern auch, wie Davids Familie mit seinem Tod umgegangen ist. Davids Familie ist immer noch in Indonesien, und sie sind weiterhin Missionare und glauben an Gott. Sie können zwar nicht verstehen, warum Gott ihren Mann und Vater zu sich geholt hat, haben allerdings durch ihr Vertrauen in Gott aufgegeben, nach dem Warum zu fragen. Das symbolisiert die Textzeile „And The White On His Flag Brings Colors To Shame“, denn eine weiße Fahne ist ein Zeichen für Hingabe. Ein sehr intensiver und interessanter Song, meiner Meinung nach.

Das stimmt! „Indonesia“ ist ja auch der einzige Song mit cleanem Gesang auf Constellations. Plant Ihr, zukünftig mehr mit cleanen Vocals zu arbeiten?

Vielleicht, darüber habe ich noch kaum nachgedacht. Wahrscheinlich wird dann aber keiner von uns singen. (kurzes Schweigen) Aber vielleicht hat Tommy ja wieder Zeit?! (alle lachen)

Arbeitet Ihr denn schon an neuen Songs?

Ja, wir arbeiten schon ein paar neuen Songs. „Heavy“ – Ihr werdet sie mögen!

Alles klar, vielen Dank für Deine Zeit Matt – das wars dann auch schon fast! Als letztes habe ich noch eine Art Quiz für Dich: Könntest Du auf die folgenden Worte mit dem ersten Gedanken antworten, der Dir dazu einfällt?

Home.

Manheim.

School.

Homeschool.

Homeschool?

Ja, ich hatte Unterricht zu Hause, da meine Mutter das so wollte. Deshalb sehe ich auch so aus, wie Cesc Fabregas von Arsenal. Aber ich merke schon, dass Ihr ihn nicht kennt. (alle lachen)

Tattoos – ich weiß zwar, dass Du keins hast…

Woher willst Du das denn wissen?

Naja, von Fotos.

Ich könnte doch eins auf meinem Rücken haben. (alle lachen schallend los) Nein, aber ich habe keine Tattoos. Ich finde Deins richtig schön. Grau oder schwarz-weiß Tattoos sagen mir viel eher zu, als bunte Tattoos, es sei denn, sie sind richtig gut gemacht.

Hamburg. (Dabei muss ich schon leicht schmuzeln, nach Matts anfänglicher Bermerkung)

Good place! (muss auch wieder lachen)

Metal.

Mein Beruf, meine Leidenschaft – ich liebe Metal!

Movies.

Inception.

God.

Meine Liebe und der Quell des Lebens.

Ok, das wars! Vielen Dank noch mal für Deine Zeit, es war toll, Dich kennenzulernen.

Ganz meinerseits! Und an Euch da draußen - danke, dass Ihr bei www.burnyourears.de vorbeigeschaut habt!


Vielen Dank an dieser Stelle auch noch mal an Dennis von Starkult Promotion!