Geschrieben von Samstag, 26 April 2008 11:46

Donots - Interview mit Bassist Jan Dirk zu 'Coma Chameleon'

Review

Nach einer längeren Pause und mit einer neuen, eigenen Plattenfirma im Rücken, veröffentlichten die DONOTS aus Ibbenbüren kürzlich ihr neuestes Album „Coma Chameleon“, das einen großen Schritt in eine neue Richtung geht, dabei aber die DONOTS-Trademarks behalten hat. Basser Jan Dirk stellte sich den Fragen zur neuen musikalischen Ausrichtung, der neu gewonnenen Unabhängigkeit und der Tour, und hinterließ auch noch eine kurze Videobotschaft für die BurnYourEars-Leser.

Hallo Jungs! Wie geht’s euch? Ihr steckt bestimmt mitten in den Tourvorbereitungen. Freut ihr euch schon darauf, wieder on the road sein zu können?

Ja, wir haben tatsächlich die letzten Wochen im Studio unseres Live-Mischers verbracht, um uns auf die Tour vorzubereiten. Wir waren jetzt knapp vier Jahre nicht mehr auf einer eigenen Headliner Tour und glaub mir, uns brennt der Arsch!!

„Coma Chameleon“ ist jetzt seit ein paar Wochen erhältlich. Seid ihr mit den Reaktionen zum neuen Album bisher zufrieden?

Und wie, wir sind wirklich umgehauen von den Reaktionen bis jetzt. Die Platte wird auch von ärgsten Kritikern abgefeiert, das ist echt unglaublich. Die Reaktionen von den Fans sind auch unfassbar gut.

Wie seid ihr eigentlich auf die Idee gekommen, für den Internet-Händler Amazon das Album in einer limitierten, von euch signierten Version bereitzustellen? Die Fans werden diese Entscheidung ja bestimmt begrüßt haben, zumal diese Version nicht teurer war als die reguläre CD.

Wir versuchen immer, so viel Fannähe wie möglich aufzubauen, und eine von uns persönlich signierte, auf 1000 Stück limitierte Version der CD schien uns da das Richtige zu sein. Wir haben knapp drei Stunden gebraucht, diesen riiiesen Berg zu signieren, das war wirklich heftig. Wir haben anschließend noch eine Aktion gestartet, bei der die Leute Fotos von sich und der gekauften CD schicken konnten, dann haben wir sie persönlich angerufen. Das kam auch sehr gut an und war wirklich interessant. Wir konnten uns so direkt bei den Leuten bedanken und mit Ihnen über die CD und die Tour quatschen.

Wie häufig werdet ihr eigentlich gefragt, warum es kein zweites „Whatever Happened To The 80s“ oder „Superhero“ mehr gibt, und was antwortet ihr auf solche Anfragen?

Ganz ehrlich: Du bist der Erste der das fragt! :-) Die Antwort ist einfach. Man will sich ja weiter entwickeln und nicht selber kopieren, deshalb gibt es 2008 halt „Break My Stride“ oder „Stop The Clocks“.

Ihr seid mittlerweile schon beim siebten Album angelangt, die "Best Of" nicht mitgerechnet. Wie würdet ihr die musikalische Entwicklung von der ersten CD bis zu „Coma Chameleon“ beschreiben?

Hmm, das selber zu machen ist echt schwer, das können Leute von außen besser. Ich würde sagen, dass wir schon immer Punkrock gemacht haben, wobei über die Jahre das Wort „Punk“ etwas kleiner und das Wort „Rock“ viel größer geworden ist.

Kommen wir ganz konkret aufs neue Album zu sprechen. „Coma Chameleon“ unterscheidet sich doch ziemlich von den Vorgängern und geht in eine neue Richtung, ohne dabei aber alte DONOTS-Trademarks zu vergessen. Was hat euch dazu gebracht, euren alten Pop-Punk-Stil zu verändern?

Es war schon eine bewusste Entscheidung, sich von den alten Platten etwas zu lösen. Wir haben uns für ein komplett anderes Team entschieden, vom Produzenten über den Mixer bis sogar hin zum Design. Außerdem war die Herangehensweise im Studio diesmal eine komplett neue für uns. Bei den letzten Alben gab es immer eine sogenannte „Vorproduktionsphase“, bei der wir vorab schon mal alle Songs aufgenommen haben, um zu sehen ob die Arrangements funktionieren und hier und da schon bestimmte Sounds auszuwählen. Diesmal sind wir mit knapp 50 Demos ins Studio gegangen, haben die durchgehört, uns aber nur von ihnen inspirieren lassen, und dann im Studio komplett neue Songs geschrieben. Wir haben also nur das aufgenommen, was uns komplett gekickt hat, sogenannte „magic moments“, wenn du so willst. Das macht das Ganze unglaublich frisch, war für uns aber auch sehr gewagt, weil wir einfach nicht wirklich wussten, was am Ende dabei herauskommt.

Gibt es Songs auf „Coma Chameleon“, die ihr euch vor fünf Jahren noch nicht hättet vorstellen können?

Wenn, dann vielleicht so was wie „Stop the Clocks“, aber eigentlich würde vermutlich jeder „Coma Chameleon“-Song auf alten Platten herausstechen wie ein bunter Hund. :-)

Wie stellt sich die neu gewonnene Unabhängigkeit in Bezug auf das eigene Label dar? Merkt ihr schon große Unterschiede?

Ja, natürlich. Alles was man macht, macht man direkt für sich selber. Man hat alles unter Kontrolle, hat viel direkter mit anderen Menschen zu tun, mit denen man arbeitet. Es fühlt sich einfach perfekt an, und wir sind super stolz auf Solitary Man. Wir haben schon immer davon geträumt, uns unser eigenes kleines Team zusammen zu basteln aus Leuten, mit denen wir in der Vergangenheit zusammen gearbeitet haben. Jetzt ist es endlich soweit, wir haben uns unsere eigene kleine DONOTS-Familie zusammen gebastelt, und das ist gut so.

Stellt die neue Scheibe nach dem Vertragsende mit GUN Records, dem neuen Cover und der neuen Stilausrichtung generell eine Art Neuanfang für die Band dar?

Ja, irgendwie schon. Wir brauchten dringend wieder frische Luft und einen neuen Kurs. Wir nennen „Coma Chameleon“ bandintern immer das neue Album und nicht das nächste DONOTS-Album. Vielleicht so eine Art DONOTS Vers. 2.0.

Was kann man auf der Tour für eine Setlist erwarten? Habt ihr irgendwelche Überraschungen geplant?

Oh ja, so einiges! Es wird noch nix verraten, aber soviel sei gesagt: Mit den neuen Songs ist es sehr spannend, Setlisten zu schreiben, da es durch sie völlig neue Möglichkeiten gibt. Es fliegen einige Songs raus, die früher Standard waren, und dafür kommen Stücke rein, die wir so gut wie nie gespielt haben. Wir haben jetzt schon zwei, drei mal eine „neue Setlist“ ausprobiert und es ist unglaublich, wie schnell da die Zeit vergeht, was ein sehr gutes Zeichen ist. Wir freuen uns total auf die Tour. Außerdem haben wir DISCO ENSEMBLE als Support mit dabei. Die sind live der Oberhammer. Da müssen wir schon 120% geben, um nach denen nicht abzukacken, ein sehr guter Ansporn!

Gerade in Japan scheint ihr sehr viel Erfolg zu haben. Wie erklärt ihr euch, dass ausgerechnet die Japaner so auf eure Musik stehen?

Wir sind schon immer eine Live-Band gewesen, und unsere Shows sind sehr energetisch. Die Japaner, die den ganzen Tag über mehr oder weniger „gefangen“ sind in ihren Regeln und Konventionen, lieben es dann, bei Konzerten alles zu vergessen und richtig auszurasten. Das können sie dann bei uns spitzenmäßig. Wir haben jetzt gerade drüben das „Punkspring“ Festival vor 20.000 Leuten gespielt, Du glaubst nicht was da los war, oh Mann!

Die letzte Frage: Ihr seid eine der wenigen Bands, die seit mehr als zehn Jahren immer noch in derselben Besetzung spielt. Wie vermeidet ihr es, euch nicht zu sehr gegenseitig auf den Geist zu gehen?

Wir sind in erster Linie Freunde und keine zusammengesuchte Band aus mehreren Instrumentalisten. Wir kennen uns halt schon in- und auswendig, wir wissen, wann wer wie und warum so reagiert. Da kann man oft schon im Vorhinein Stress miteinander vermeiden.
Das Wichtigste bei uns ist, dass wir Spaß an der Sache haben, so blöd das klingt, aber wenn wir keinen Spaß mehr haben, werden wir die Band an den Nagel hängen.

Vielen Dank für das Interview und viel Spaß und Erfolg auf der anstehenden Tour!

Danke für das Interview, und hoffentlich sehen wir uns auf der Tour!