Geschrieben von Dienstag, 21 März 2006 13:17

Pro-Pain - Interview mit Gary Meskil zu 'Prophets Of Doom'

Link: www.pro-pain.com

Auf PRO-PAIN ist Verlass! Nicht nur ihre Alben sind immer wieder aufs Neue eine Wucht, auch die enorme Tourfreudigkeit der vier Schwergewichte zeugt vom unerbittlichen Ehrgeiz dieser Metal/Hardcore-Institution. Die kommende Europatour im April haben wir zum Anlass genommen und bei Sänger/Bassist Gary Meskil nachgehakt, ob wir im Rahmen der Gigs auch neues Material zu erwarten haben, und wie es zu den klanglichen Erweiterungen auf den letzten beiden Scheiben kam. Am Schluss hatte Gary auch noch eine sehr gute Nachricht für alle Fans mit im Gepäck ...

Zuerst muss ich einfach mal loswerden, dass ich seit "The Truth Hurts" Pro-Pain Fan bin - Songs wie "Put The Lights Out" oder "One Man Army" gehörten zu dem ersten Kram, den wir als Teenager im Proberaum gezockt haben. Nicht zuletzt deshalb freut es mich sehr, dass wir heute Mit-Präsentatoren Eurer Deutschland-Tour sind!


Vielen Dank, wir wissen das sehr zu schätzen. Es ist schön zu hören, dass Pro-Pain einen Platz in Deinen musikalischen Anfängen hatte.

Damals, zu Beginn der 90er, wurden Pro-Pain von der Presse vielerorts als patriotische Band eingestuft. Allerdings müsste spätestens mit Eurem letzten Album klar geworden sein, dass Ihr der US-Regierung sehr kritisch gegenübersteht. Habt Ihr Eure Meinung geändert oder war dieses "patriotische Ding", also die Einordnung ins eher rechte Spektrum, schon immer ein großes Missverständnis?

Ich bin mir nicht sicher, woher dieses "patriotische Ding" kam, obwohl ich vermute, dass die deutsche Presse es vor einigen Jahren aufgebracht hat. Wir waren immer der Ansicht, dass unsere früheren Werke wie "Foul Taste Of Freedom" sehr selbsterklärend gewesen sind, indem sie eine sehr skeptische und zynische Position gegenüber der amerikanischen Politik einnahmen, insbesondere gegenüber unserer Regierung. Aber ich vermute, dass meine Texte (die manchmal ironisch-herausfordernd und teilweise aus der Sicht einer dritten Person geschrieben sind) manchmal aus dem Zusammenhang gerissen wurden. Also dass einige Leute mit Hintergedanken bestimmte Stellen aus meinen Lyrics isoliert dargestellt haben, um pure Fiktion zu konstruieren. Ich denke, wenn man "graue" Texte schreibt (und keine schwarzen oder weißen), lässt man sich einen ziemlichen Interpretationsspielraum offen, und manchmal kann eine solche Interpretation als Wahrheit angenommen werden.
Bei unseren späteren Alben habe ich mich bewusst bemüht, meine Position ein wenig klarer darzustellen, ohne das Künstlerische oder die textliche Einheit zu gefährden. Wenn uns also die Presse als "Rechte" hingestellt hat, so lag sie sich schlicht und einfach falsch.

Ihr habt immer wieder gesagt, dass Pro-Pain in erster Linie keine politische Band ist. Allerdings lassen Songs wie "Operation Blood For Oil" oder "Unamerican" durchaus darauf schließen.

Wir waren immer der Meinung, dass Pro-Pain als eine Art gutes Barometer für die fortschrittliche amerikanische Denke taugen. - Wenn wir mit unserer politischen Umgebung unzufrieden sind, tendieren wir dazu, darüber zu schreiben. Wenn das politische Klima "vorteilhafter" ist, konzentrieren wir uns auf andere Dinge. Wie auch immer, wir strengen uns nicht besonders an, eine "politische Band" zu sein. Ironischerweise scheinen Bands wie Pro-Pain besonders in ungemütlichen Zeiten beliebt zu sein. Das ist es, was Punk und Hardcore überhaupt ausmacht, meiner Meinung nach … Es geht darum, seine Meinung zu formulieren, seine Anliegen mit anderen auszutauschen und zu versuchen, durch diesen Prozess die Welt ein klein wenig besser zu machen.

Euer Sound ist heutzutage deutlich melodischer als früher. Ihr habt an Groove zugelegt, auf Eurem Album "Fistful Of Hate" sind doppelläufige Gitarrenleads zu hören und eine ungewöhnlich große Anzahl hervorstechender Hooklines. Ebenso auf "Prophets Of Doom" - der Song "Hate Marches On" beginnt mit einer akustischen Gitarre, ein Hintergrund-Chor agiert und zwei (!) Soli werden gespielt, zudem gibt es eine Stelle, an der du wie ein Death-Metal-Sänger gruntest. Alles in allem ist dies einer der "progressivsten" Tracks, die ihr je geschrieben habt. Was hat Euch dazu bewegt, Euer Spektrum derart zu erweitern (was mir übrigens ganz ausgezeichnet gefällt) ?

Danke. Hm, meiner Meinung nach sind wir eine recht "fähige" Band, wenn es um musikalisches Können geht (und diesbezüglich hochgradig unterschätzt), und Songs wie "Hate Marches On" und "The Better Half Of Forever" helfen, dieses deutlich werden zu lassen. Manchmal fühlen wir den Drang, ein wenig mehr mit unserem Sound zu experimentieren, aber nur wenn es für den Song geeignet ist und das Album als Ganzes verbessern kann. Experimentieren um des Experimentierens willen kann man mit musikalischer Masturbation gleichsetzen, und glaube mir, es besteht durchaus kein Mangel an "jerk offs" (haha). [Anm.d.V.: "To jerk off" ist, wenn man als Mann da unten .. ähh, also .. Ihr wisst schon …]

"Prophets Of Doom" wurde sehr kurz nach "Fistful Of Hate" veröffentlicht, fast nur ein Jahr später. Ihr ward wieder einmal verdammt fix …

Wir sind schon immer eine sehr produktive Band gewesen, und wir sind in der glücklichen Lage, dass keine dieser typischen Industrie-Zwänge an uns gebunden werden. Wir haben sehr hart dafür gearbeitet, um das zu tun, was wir wollen und wenn wir es wollen. Ich erinnere mich, dass ich es als Teenager gehasst habe, wenn ich drei Jahre oder so auf ein neues Album meiner Lieblingsbands warten musste. Wir merken, dass zeitweilig ein kleines "Fenster" für uns offen steht, um einzuschlagen, und so wollen wir das meiste aus diesem "Fenster" machen, solange es noch geöffnet ist.

Ihr spielt immer noch eine Tour nach der anderen und macht Euer Metal-/Hardcore- Ding jetzt insgesamt seit über einer Dekade. Wie kommt es, dass das Feuer nach dieser langen Zeit immer noch lodert?

Es ist ganz einfach. Wir LIEBEN, was wir tun! Wir arbeiten gerne miteinander, wir lieben unsere Musik, und unsere Fans haben dies zur genießenswertesten Reise überhaupt gemacht!

Wenn du auf die neue Generation an Bands triffst, welche die moderne Variante von Metal und Hardcore spielt, was hältst du von der Musik? Magst Du Metalcore, und denkst Du, dass Ihr diesen neueren Stil maßgeblich geprägt habt?

Ich bin stets beeindruckt von den neuen Bands und Musikern. Wie in jeder anderen Wettbewerbssituation bemühen sich die jüngeren Leute, die Sache besser und effektiver zu machen. In den meisten Fällen haben sie damit Erfolg (aus offensichtlichen Gründen), aber es gibt einen besonderen Platz für die Pioniere, die den Weg geebnet haben, denn ohne sie würde es keine weiteren Innovationen geben. Nicht dass es jetzt wie ein Klischee klingen soll, aber meistens läuft es auf Respekt hinaus. Du bekommst, was du gibst.

Die Veröffentlichung von "Prophets Of Doom" liegt mittlerweile schon ein Jahr lang zurück; insofern gehe ich davon aus, dass Ihr in der Zwischenzeit schon wieder neues Material erarbeitet habt, das ihr auf der anstehenden Tour präsentieren werdet?

Wir sind momentan damit beschäftigt, Tonnen an Riffs zu schreiben, und wir hoffen, davon etwas für die Tour fertig zu bekommen. Die Zeit wird's zeigen.

Das nächste Album… kommt es nächstes Jahr? Habt Ihr schon konkrete Pläne?

Ich freue mich sehr, sagen zu können, dass es sogar noch später in diesem Jahr ein neues Pro-Pain Album geben wird, eventuell im Spätsommer oder Herbst. Wir werden jeden auf dem Laufenden halten unter www.pro-pain.com.

Einige letzte Worte an unsere Leser?

Danke für euren grenzenlosen Support, den wir sehr schätzen. Haltet Ausschau nach dem neuen Pro-Pain-Album, das später in 2006 erscheinen wird, und wenn ihr diesen Sommer in NYC seid, checkt das Crumbsuckers Life Of Dreams 20th Anniversary Concert bei BB King's am 3. August!

Danke für das Interview!