Geschrieben von Sonntag, 06 September 2015 21:22

Dark Tranquillity - Interview mit Sänger Mikael Stanne zu Festivals & Liveauftritten

Dark Tranquillity Dark Tranquillity
DARK TRANQUILLITY waren dieses Jahr einer der Headliner auf dem Summer Breeze. Wir sprachen mit Sänger Mikael Stanne am Rande des Festivals über das aktuelle neue Live-Setup, seine Professionalität als Frontmann – und natürlich über Festivals.

Hi Mikael, toll dass wir uns hier auf dem Summer Breeze treffen. Ihr seid jetzt zum fünften Mal auf diesem Festival, glaube ich ...

Ja, das kann sein. Um ehrlich zu sein, weiß ich das selber gar nicht genau. Aber es war schon sehr, sehr oft und es macht jedes Mal wieder Spaß.

Ihr habt aktuell zwei neue Livemitglieder, für den Bass und die Gitarre.

Ja, stimmt. Niklas ist vor einiger Zeit Vater geworden und bleibt daher für einige Wochen oder Monate zuhause, sodass Erik von DEALS DEATH nun für die Sommerfestivals seinen Platz einnimmt.

Es gab ja wirklich eine ganze Menge Gerüchte, die im Internet kursierten, was denn nun wirklich mit Niklas ist.

Stimmt. Aber wir haben mit seiner Auszeit gar kein Problem, das ist völlig verständlich. Immerhin ist er Vater geworden und das ist einfach wundervoll. Natürlich ist das für uns als Band ein wenig schwierig, aber Erik macht sich wirklich gut und er ist ein sehr umgänglicher Typ.

Am Bass haben wir aktuell Anders von TIAMAT und das ist wirklich wunderbar. Er ist einer unserer ältesten Freunde und wir haben beinahe zeitgleich angefangen, Musik zu machen. Und auch er macht seinen Job echt gut und es bringt Spaß, endlich mit ihm zusammen zu spielen. Vor 15 Jahren oder so haben wir uns angefreundet.

Ich glaube, es ist mittelweile sieben oder acht Jahre her, dass ich Euch das erste Mal live gesehen habe, weil ich damals ein großer Fan von POISONBLACK war, mit denen Ihr zusammen aufgetreten seid. Euch hatte ich noch nie gehört und ich fragte einen Kumpel, wie ihr denn so klingt, und er sagte etwas, das ich noch heute sage, wenn mich jemand dasselbe fragt: Man kann in der Menge stehen und total traurig sein, weil jemand kürzlich gestorben und man am Boden zerstört ist – doch dann kommst Du auf die Bühne und alles ist egal, weil Du so eine Ausstrahlung hast und man einfach alles um sich herum vergisst.  Wie machst Du das?

Wow, ähm ... Das ist ... Wow, echt toll zu hören, in der Form hat das noch niemand gesagt. Danke.
Es ist für mich kein großes Ding. Ich will, wenn ich auf der Bühne bin, einfach an nichts denken. Ich geh da raus und mach' mein Ding. Völlig egal, wie schlimm etwas anderes gerade ist, das will ich vergessen und nichts anderes zählt in dem Moment. Und wenn man dann die Reaktion des Publikums sieht, freut einen das natürlich.

Es passieren auch bei uns häufig blöde Dinge, lange Reisen vor dem Auftritt und man fühlt sich einfach nur dreckig und ist gestresst. Doch dann denkt man nur „Ok – jetzt gehen wir mal auf die Bühne“ und alles ändert sich. Man ist einfach in einem Tief, aber sobald man auf die Bühne kommt, ist das wie weggeblasen und wir wollen dieses tolle Gefühl auf alle übertragen. Das liebe ich einfach. Natürlich ist das auch gefährlich, ich gewöhne mich da einfach dran, weißt Du. Es ist manchmal wie eine Flucht und das ist einfach wunderbar und es bringt so viel Spaß.

Als Du damals bei DARK TRANQUILLITY angefangen hast, hast Du auch Gitarre gespielt. Werden wir Dich jemals wieder mit der Band zusammen Gitarre spielen sehen?

Ja, das ist aber Jahre her und es war nur für vier Auftritte oder so. Das Singen liegt mir mehr und bringt mir auch mehr Spaß. Ich vermisse es auch nicht wirklich, muss ich sagen.

Ich würde es ja ganz gerne mal sehen, muss ich sagen ...

Nein, das glaube ich nicht. Ich bin wirklich nicht gut darin.

Wie wichtig ist Euch eigentlich die Größe der Bühne?

Es ist fantastisch, auf einer großen Bühne zu spielen. Aber manchmal ist das auch schlecht, denn wenn es dann dunkel ist und das Licht nicht perfekt, sieht man das Publikum teilweise gar nicht und man performt quasi vor einer schwarzen Wand. Manchmal sind daher auch die ganz kleinen Clubshows die besten. Man kann mit den Fans interagieren und ihnen direkt in die Augen sehen, das macht wirklich Spaß. Man fühlt dann wirklich die Energie des Raumes und der Fans. Ich versuche auch häufig, die Bühne vor dem Auftritt gar nicht zu sehen, um auch selber ein wenig überrascht zu sein. Ich mag die mittelgroßen Bühnen – die, die in etwas größeren Clubs sind. Aber auf Festivals ist das natürlich auch toll.

Bist Du immer voll konzentriert oder ist die Show und alles schon so sehr eingeprägt, dass Du das nebenbei machst? Warum ich frage: Du gehst ja ganz häufig zum Publikum und posierst ein wenig mit den Fans auf Fotos, während Du singst. Einmal habe ich gesehen, wie einer Frau in der vordersten Reihe das Telefon runterfiel – Du bist, während Du gesungen hast, in den Fotograben gesprungen, hast das Telefon aufgehoben und noch ein Foto mit ihr gemacht.

Durch die vielen Auftritte habe ich natürlich schon die Erfahrung und wenn ich dann auf der Bühne stehe, habe ich natürlich auch die Möglichkeit, alles genau zu sehen – sofern das Licht passt, haha! Ich habe den großen Überblick und vieles sehe ich auch deutlich besser, als die Security. Wenn ich dann bemerke, dass sowas passiert, oder ich sehe, dass jemand crowdsurft und fällt, versuche ich natürlich schon irgendwie zu helfen. Am liebsten wäre ich auch manchmal Teil der Fans und würde gerne in der ersten Reihe stehen und mitfeiern.

Wie sieht es mit Euren Plänen für die nächsten Monate aus?

Natürlich geht es nach den kommenden Shows auch irgendwann wieder ins Studio. Wir haben schon so viele Ideen und Material, das müssen wir aber noch irgendwie zusammen bringen. Wann und wie das passiert, kann man aber absolut noch nicht sagen.

Euer Stil hat sich in den letzten Jahren stark verändert, wie ich finde – wie wird das bei dem neuen Album?

Vieles kommt natürlich durch die Erfahrung, man wird ja selber immer besser. Wir wollen uns aber auf nichts fokussieren und machen das, was uns gefällt. Ein wenig experimentieren wollen wir natürlich trotzdem, sodass wir auch viele neue Herausforderungen haben.

Ihr habt dieses Jahr auch auf dem Wacken Open Air gespielt. Wie war das denn für Euch, nach so langer Zeit wieder dort zu sein?

Es hat sich viel verändert, wir waren seit 13 oder 14 Jahren nicht mehr da. Es ist ein echt cooles Festival und die Show war auch toll. Wir haben in einem großen Zelt gespielt, fantastisch. Tausende Leute, so weit das Auge reicht. Ich bin auch noch einen Tag länger geblieben, um mit meinen Freunden ein wenig rumzuhängen, es war echt klasse.

Ihr habt ja wirklich schon überall gespielt. Gibt es denn trotzdem noch ein Festival oder ein Event, auf dem Ihr gerne mal spielen würdet?

Vor kurzem hörte ich von einem Festival in Island, da würde ich gerne mal spielen. Oder auf einem von diesen großen tourenden, wie Sonisphere. Aber am liebsten sind mir eher diese mittelrgoßen Festivals. Es müssen nicht hunderte Bands spielen oder 100.000 Leute kommen, das ist alles nicht so wichtig. Das Sweden Rock ist so eines. Da gehe ich auch jedes Jahr hin und es bringt wirklich Spaß.

Es gibt natürlich gute und wirklich schlechte Festivals, aber eines der besten ist wirklich das Summer Breeze. Wenn mich jemand fragt, welches Festival wirklich grandios ist, egal wo auf der Welt, dann erzähle ich vom Summer Breeze. Es ist toll organisiert, die Bands sind wirklich super, die Fans haben gute Laune, die Landschaft ist auch schön. Ich war zwar nicht auf dem Campingplatz, aber es ist wirklich schön hier.

Du sprichst von schlechten Festivals, da fällt mir eines ein: Die Location war zwar echt schön, aber es war wirklich ein nicht gerade guter Auftritt von Dir – das Metal4Splash, erinnerst Du Dich?

Oh ja, daran erinnere ich mich. Ich war wohl ein kleines bisschen zu betrunken und der Auftritt war echt nicht gut. Aber das Festival selber war echt schön.

Das Festival gibt es übrigens nicht mehr.

Oh, wirklich? Sowas passiert ja sehr häufig. Jeder will irgendwie ein Festival machen und jeder will damit Geld verdienen, sodass es irgendwann einfach zu viele gibt und ganz viele es einfach nicht schaffen.