Geschrieben von Sonntag, 13 September 2015 15:36

Wolfheart - Interview mit Tuomas Saukkonen zum Album "Shadow World"

Vor kurzem veröffentlichte Tuomas Saukkonen mit seiner neuen Mannschaft bei WOLFHEART sein zweites Werk finnischer Düster-Melodien. Nachdem er vor über zweieinhalb Jahren die Arbeit mit BEFORE THE DAWN beendet hatte, gab es auch bei der aktuellen Truppe Veränderungen. Warum ein Neustart notwendig gewesen ist, was es mit dem Cover auf sich hat und ob Wölfe gefährlich sind, erklärte uns der Sänger und Multiinstrumentalist im Interview.

Hey Tuomas, wie geht es dir? Schneit es denn schon in Finnland?

Hallo! Hier in Finnland ist alles gut, aber der Herbst beginnt ja erst. Daher müssen wir noch ein bisschen auf den ersten Schnee warten, haha ...

Vielleicht wissen es einige Leute schon, aber ich muss einfach fragen: Warum hast du all deine „alten“ Bands und Projekte gecancelt – besonders die bekannte Band BEFORE THE DAWN?

BEFORE THE DAWN (BTD) war knapp vierzehn Jahre lang meine Haupt-Band und ich habe sieben Alben in dieser Zeit für die Band geschrieben. Wir haben viele Touren gemacht, es lief wirklich gut für die Band, aber es fühlte sich für mich immer mehr so an, als ob BTD ein Job wird, anstatt pure Leidenschaft.
Um die verlorene Passion zur Musik wieder zurückzugewinnen, musste ich von neuem anfangen und ein komplett neues Projekt starten.

Okay, etwas Neues wurde geboren. Zuerst hast du ganz allein ein Album kreiert und jetzt mit anderen Musikern zusammen. Wie ist das passiert?

Von Anfang an war der Plan bei WOLFHEART, dass ich das erste Album alleine zusammenbastle und mir ein Session-Line-Up suche, um nach der Veröffentlichung live Shows spielen zu können. Mittlerweile sind zwei der drei Session-Mitglieder zu ständigen Band-Mitgliedern geworden und ich sah keinen Grund mehr, das zweite Album komplett alleine zu machen. Denn ich hatte ja talentierte Jungs, die mit mir in der Band spielten.

Warum hast du den Namen WOLFHEART ausgewählt? Ist das nicht ein bisschen zu kitschig?

Hahaha ... das ist wahr. Ein bisschen kitschig ist es schon, aber für mich beschreibt es perfekt die Stimmung der Band.

Das aktuelle Album heißt “Shadow World”. Hat das etwas zu tun mit den „Schatten“ als Archetypen in der analytischen Psychologie von C.G. Jung oder gibt es ein anderes lyrisches Konzept, das sich hinter diesem Titel verbirgt?

„Shadow World“ ist wie eine dunklere Version der Welt von WOLFHEART, wie sie in den Texten des Debütalbums beschrieben ist. „Winterborn“ war ein klares Konzeptalbum über den Winter in all seinen Facetten. „Shadow World“ geht hier etwas in die tieferen und dunkleren Ebenen.

Es gibt auf dem Album kleine musikalische Breaks. Zum Beispiel ganz am Anfang, nach dem Klavier-Intro, wechseln die Gitarren abrupt in eine um einen Ton höhere Lage. Sorry, aber jedes Mal wenn ich diesen Teil höre, irritiert mich das. War die Verwirrung deine Intention?

Nein, es war nicht meine Intention, Verwirrung zu stiften. Ich habe diese Modulation zwischen dem Intro von „Aeon Of Cold“ und dem ersten Riff aber mit Absicht gemacht. Ich wollte einfach das Riff nicht exakt dort weitermachen, wo das Intro aufgehört hat, deshalb beginnt es eben einen Ton höher.

Manche Teile des Songs „Nemesis“ haben einen doomigen Touch. Würdest du sagen, dass es noch andere stilistische Einflüsse auf „Shadow World“ gibt, vielleicht von deinen ehemaligen Bands?

WOLFHEART ist meiner Meinung nach ein Schmelztiegel all meiner bisherigen Bands. Die stärksten Einflüsse kommen von BTD und BLACK SUN AEON.

Wolfheart Shadow World 2Auf dem CD-Cover erkenne ich ein paar (kaputte) Bäume, Berge, die Sonne und etwas, das wie eine Art Feuersturm aussieht. Steht das Bild symbolisch für die emotionale Kälte der Welt mit einem entfernten Lichtschimmer? Was würdest du sagen?

Ich habe einen Graphiktypen, dem ich seit fünf Jahren die Cover-Artworks aller meiner Alben anvertraue. Dabei gebe ich ihm sehr viel Freiheit. Ich schickte ihm die Songs und dies war seine Vision, die auf meiner Musik basiert. Es ist gleichzeitig dunkel und wunderschön und ich mag seine Arbeit wirklich sehr!

Ihr wart mit FINNTROLL auf Tour. Ich denke, da gibt es doch bestimmt ein paar lustige Geschichten für uns, oder?

Nicht wirklich. Ich bin „straight edge“, deshalb habe ich wenig zu tun mit After-Show-Partys und so. Nach vielen Auftritten packte ich irgendwann meine Sachen und ging in das nächste Fitnessstudio, während FINNTROLL spielten. So gibt es leider wenig Abenteuer von meiner Seite zu erzählen.

Plant ihr weitere Touren für den Rest des Jahres?

Wir planen eine Tour nach Mitteleuropa ab Ende November bis Dezember, und hoffentlich klappt es mit einer US-Tour Anfang 2016.

Zum Schluss noch eine lebenswichtige Frage: In Bezug auf den Bandnamen – was würdest du tun, wenn du im Wald wandern gehst und einen Wolf triffst?

Ich wäre wahrscheinlich im Arsch, da Wölfe in Rudeln unterwegs sind und ich somit auf mehr als einen Wolf treffen würde. Allerdings fände ich es super, wenn ich Wölfe in der Natur beobachten könnte, ohne sie zu stören.
Manchmal beneide ich Naturfotographen, weil sie so viel Zeit in der Natur verbringen und dabei magische Momente mit verschiedenen wilden Tieren sehen und festhalten können.

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