Geschrieben von Dienstag, 29 Juni 2004 00:07

Danko Jones - Interview mit Sänger Danko zur Band und zu "We Sweat Blood"



Mit der im letzten Jahr erschienen Platte „We Sweat Blood" waren sie auf einmal da. Seitdem sind Danko Jones einmal um den Globus getourt und haben jeden kleinen, verschwitzten Klub gespielt, der ihnen in die Quere kam. Und dabei jeden Abend neue Fans hinzugewonnnen. Denn es dürfte schwer sein, sich der ungeheuren Live-Power der drei Kanadier zu entziehen. Namensgeber Danko und seine Jungs machen extrem wuchtigen, Blues getränkten Rock'n'Roll, der gerade live derbe ins Gesicht geht. Rotzige Power, höllische Grooves, immer schön cool und vor allem sehr selbstbewusst - der Soundtrack für die ganz rasanten Autofahrten. Nachdem im letzten Jahr hierzulande einige kleinere Klubs auf dem Programm standen, haben sich Danko und Co nun die Festivals zur Brust genommen. Unter anderem auch Rock am Ring, wo zu später Stunde das Talent Forum auseinander genommen wurde. Wir haben uns vorher mit einem gut aufgelegten Danko zusammengesetzt und über die neue Platte, Krach mit Plattenfirmen und Biker-Touren mit Motörhead geplaudert...

Danko, stimmt es eigentlich, dass du nicht so auf Interviews stehst?
Als wir angefangen haben, fand ich das nicht ganz so wichtig. Mittlerweile habe ich da meine Meinung geändert, weil man den Leuten ja auch mitteilen muss, dass man existiert. Was ich aber nicht mag, ist, wenn sich der Interviewer nicht vorbereitet hat. Viele Leute haben überhaupt keinen Plan davon, mit wem sie da gerade sprechen. Solche Leute kann ich nicht respektieren, die machen ihre Arbeit einfach nicht ordentlich.

Was passiert, wenn du so jemanden vor dir hast?
Früher habe ich mich meist in ein riesiges Arschloch verwandelt und dementsprechend geantwortet. Ich hatte keinen Bock, immer und immer wieder dieselben Sachen zu erklären. Mittlerweile versuche ich einfach, trotzdem gute Antworten zu geben, weil diejenigen, die es lesen, ja nichts dafür können, wenn der Interviewer schlecht war. Solche Sachen passieren aber meistens nur in Kanada und den USA. Einer hat mal ein Interview mit den Worten angefangen: "Hey ich weiß nichts über dich und deine Band. Welche Frage soll ich dir denn stellen?" Da dachte ich: warum schreibe ich den Artikel nicht gleich selbst...? Hier in Europa machen die Journalisten normalerweise einen besseren Job.

Wie zufrieden bist du mit den Reaktionen auf deine letzte Platte "We Sweat Blood"?
Man sagte mir, dass die Reaktionen in Europa sehr gut seien. Vor allem live kommen die Sachen gut an. Das freut uns natürlich riesig. Wenn du irgendwohin kommst, wo du vorher noch nie gespielt hast, weißt du ja vorher nie, wie die Leute auf dich reagieren. Von daher sind wir hier sehr glücklich. In Kanada hatten wir dagegen das Problem, dass unser dortiges Label, Universal, keinen so guten Job gemacht und uns nicht so richtig gepusht hat.

Was war das Problem?
Die waren einfach unprofessionell. Sie haben z.B. viel zu wenig Platten von uns an die Magazine geschickt, so dass die dann keine Rezensionen schreiben konnten. Das war inkompetent, und das habe ich auch in einigen Interviews so gesagt. Das hat denen natürlich nicht gefallen. Aber was soll ich sagen, wenn man mich danach fragt? Die haben einfach schlecht gearbeitet.

Gab es Konsequenzen?
Ein paar Wochen, nachdem der betreffende Artikel veröffentlicht war, wurden wir rausgeschmissen. Das war natürlich eine Katastrophe, weil wir gerade das Album fertig hatten. Und außerdem war es ungerecht, weil wir unseren Job schließlich gut gemacht hatten. Im Nachhinein war es aber das Beste, was uns passieren konnte. Der Umstand, dass wir von Universal gefeuert wurden, hat uns mehr Presse gebracht als wir vorher hatten, als wir noch bei denen unter Vertrag waren. Das war großartig für uns. Mein Fazit: Arbeite niemals mit Universal Canada zusammen.

Jetzt seid ihr mit Bad Taste bei einem kleineren Label, von denen es ja oft heißt, dass sie einen besser unterstützen...
In unserem Fall muss ich sagen, dass das richtig ist. Die Situation mit Bad Taste ist für uns ideal. Die kümmern sich sehr gut um uns. Kleine Labels müssen aber nicht automatisch besser sein als größere. Auch größere Labels können gut für eine Band sein - wenn es nicht gerade Universal Canada ist...

Ihr seid ja schon eine ganze Weile auf Tour. Kommst du da überhaupt zum Songschreiben für die nächste Platte?
Ich habe auf jeden Fall schon ein paar gute Ideen. Ich weiß aber noch nicht so genau, wann ich demnächst dazu komme, sie umzusetzen. Wir sind momentan noch viel unterwegs. Wir kommen gerade aus Australien, werden im Spätsommer vielleicht noch mal in den USA spielen, dann geht's auch noch irgendwann nach Holland, und nach Japan wollen wir auf jeden Fall auch noch, weil die Platte da sehr erfolgreich ist. Viel zu tun also. Aber das klappt schon mit den neuen Songs. Ein paar hab ich auch schon fertig.

Stimmt es, dass du nebenbei auch noch eine Radio-Show in Schweden hast?
Ja. Das ist zufällig entstanden, als ich ein Interview bei einem Sender in Stockholm hatte. Da saß ich mit dem DJ zusammen und hab ein paar Songs gespielt. Und dann kam da irgendwann der Programm-Direktor rein und fragte mich im Scherz, ob ich eine eigene Show haben möchte. Ich antwortete mit Ja. Er dachte, dass ich auch scherze, aber ich meinte das ernst. Ich hatte da total Bock drauf. Mittlerweile läuft die Show jede Woche mit immer anderen Bands und Themen. Das Ding heißt "The Wonderful World Of Rock" with Danko Jones...

Bist du eigentlich mehr der Typ, der in kleinen verschwitzten Klubs spielen will, oder würde dich auch ein richtig großes Publikum reizen?
Je größer, desto besser! Wir sind in kleinen Klubs natürlich sehr gut, aber wir können auch die großen Bühnen spielen. Jedes Mal, wenn wir vor sehr vielen Leuten auftreten, läuft es eigentlich sehr gut für uns. Es gibt Bands, die passen einfach nicht auf große oder kleine Bühnen. Kiss z.B. ist eine typische Stadion-Band. In einem Klub funktionieren die nicht. Die Stones dagegen sind in einem kleinen Klub viel geiler. Ich denke, dass wir beides können.

Wenn du die Wahl hättest: Bungee-Springen mit Korn, eine Motorrad-Tour mit Motörhead oder eine Sauftour mit den Toten Hosen - was würdest du wählen?
[grinst] Ich würde die Motorrad-Tour mit Motörhead nehmen. Das würde sicher Spaß machen...

Siehst du denn Parallelen zwischen euch und Motörhead?
Ja, sicherlich. Beide Bands bestehen aus drei Leuten, die einfach nur auf die Bühne gehen und richtig losrocken wollen. Ich habe sie einmal live gesehen, und die drei haben mich einfach weggeblasen! Die quatschen nicht blöd rum, sondern legen einfach gut los. Und obwohl sie sich nicht wirklich viel auf der Bühne bewegen, ist es cool, ihnen zuzusehen. Das ist geradliniger Rock n Roll - das ist geil!