Geschrieben von Mittwoch, 22 August 2012 16:46

Serengeti Festival 2012 - Der Festivalbericht

serengeti2012-festival

Die weite, ähm das weite Serengeti... Weit? Nicht wirklich – eher klein, beschaulich und übersichtlich ist das Serengeti-Festival,  das sich tief tief in OWL befindet, kaum auffindbar zwischen den weiten Wäldern der Region. Auch gelogen. Das sehr familiäre Festival ist sehr leicht zu finden und so haben auch wir es dorthin geschafft, um den diesjährigen Expeditions- bzw. Festivalbericht abzuliefern.


Am Freitag, knapp 11 Uhr machen wir uns auf zur Expedition... Nach einer kurzen Survivalaufstockung im nahegelegenen Supermarkt, trudeln wir um knapp 12 Uhr auf dem Crew-Parkplatz ein. Perfektes Timing, da es bandtechnisch erst um 14:20 Uhr losgeht. Während einer aus unserer Gruppe versuchen will, auf dem Campinggelände mit einigen Kumpels zu überleben, wollen wir uns schon einmal auf das Hauptgelände durchschlagen, beziehungsweise zum Eingang, um unsere Akkreditierungen klarzumachen...

Survival Tag Nummer 1 

11:20 – Ankunft am Haupteingang, um zu erfahren, dass sich „DIE Liste" (ab jetzt das Synonym für die VIP und Presseleute-Übersicht) momentan am Eingang zum Campinggelände befindet.

11:30 – Ankunft am Campingeingang, um dort wiederum zu erfahren, dass besagte „Liste" sich gerade auf den Weg zum Haupteingang gemacht haben soll...

11:40 – Zweite Ankunft am Haupteingang, um zu erfahren, dass keiner weiß, wo „DIE Liste" ist und das eigentlich eh egal wäre, da erst um 14:00 Uhr Einlass sei und man auch bis dahin keine Pässe bekommen könne – egal ob Presse, VIP, Kombi- oder Tagesticket. Lediglich die Kombiticketbesitzer inklusive Campingticket bekommen ihre Bändchen und dürfen nur auf das Campinggelände. Unmut macht sich sowohl bei den Presseleuten, als auch bei den VIP-Gästen breit, von denen einige auch vorher noch gerne ihre Zelte aufgebaut hätten.

12:15 – Dank einiger Biere ist bei den meisten Leuten der Unmut ironischem Sarkasmus gewichen, da man zusammen vor dem Haupteingang wartet und neu eintreffenden Personen die Hiobsbotschaft übermittelt. Sie wird einem natürlich nicht geglaubt, was zur Folge hat, dass jeder doch erst einmal zur Security vordringt, um dort abgewiesen zu werden. Auf der einen Seite werden eben diese Securities immer gereizter, während sich die Wartenden immer mehr fragen, warum sie nicht einfach den Eingang schließen bis zur Öffnung...

12:45 – Geteiltes Leid ist halbes Leid. Danke an unsere Freunde vom Campingplatz, die uns weiterhin mit Getränken versorgt haben. Auch sind plötzlich aus dem Nichts zwei Kiddies mit Bollerwagen aufgetaucht, die 0,5er Bierdosen für knapp drei Euro verticken. Das Geschäft boomt, only the strong survive.

13:00 – Die Security ist mittlerweile auf das Übelste genervt und schließt den Haupteingang unter lautem Beifall.

14:00 – Nach einer weiteren Stunde singt die stetig gewachsene Menge vor dem Haupteingang lauthals „14 Uhr, 14 Uhr".

14:07 – Das Tor öffnet sich und es wird gerannt... ja, gerannt, um auf das Gelände zu kommen.

14:17 – Wir haben endlich unsere Bändchen und Fotopass und betreten zum ersten Mal das Gelände. Möge das Survivalwochenende beginnen!

14:20 – MY ADORABLE beginnen sehr pünktlich. Die vier Bielefelder haben sich bei dem zum Festival gehörenden Bandvoting gegen knapp hundert andere Bands durchgesetzt und eröffnen den Freitag mit ihrem in meinen Augen etwas unoriginellen Post-Hardcore. Es gibt viel Klargesang und ein Mikrofon, das wie eine Banane aussieht. Die Band bemüht sich sehr, wirkt jedoch teilweise ein wenig zu klein für die Hauptbühne. Aber als Opener hat man es bekanntlich immer schwer.

15:00 – THE CARBURETORS haben es da ein wenig einfacher, da man die Skandinavier schon als alte Hasen bezeichnen könnte. Hier reagiert 50er und 60er Jahre Rock’n’Roll, der teilweise ein wenig eintönig wirkt. Highlights setzen eine Feuer spuckende Gitarre und eine übelst blutende Platzwunde am Kopf des Gitarristen.

15:50 – Es wird exotisch, fehlplatziert und legendär. EYEHATEGOD betreten die Bühne und knapp 90 Kiddies in bunten Shirts wissen nicht, wie ihnen geschieht, während die Band aus New Orleans von knapp 15 Fans ordentlich abgefeiert wird. Wer das Publikum mit einem hasserfüllten "Fuck You" begrüßt, dem ist es völlig egal, was über ihn gedacht wird und zelebriert dementsprechend befreit seinen aggressiven und rohen Sludge Metal. Die Band um den drogenabhängigen Mike Williams spielt ein sehr tightes Set. Geiler Auftritt, aber leider kein Merch mit dabei. (Tipp: Die Band ist momentan auf Deutschlandtour!)

16:20 – Die erste Band im Zelt, DEAR LAMENT, spielen. Die Kombo hat irgendwie Potential mit ihrem kantigen und rohen Alternative.

16:50 – Es wird voller vor der Bühne. DEEZ NUTS aus Australien besuchen das Serengeti und scheinen die coolsten Typen des ganzen Festival-Line Ups zu sein, mit ihrem Hardcore-HipHop-Metal. Wer auf der Bühne Bier trinkt und wem es egal ist, ob das Publikum eine Wall of Death auch ohne Musik macht, kann nur gewinnen. Ein sehr überzeugender Auftritt, der meiner Meinung nach MADBALL der heutigen Jugend.

17:30 – Weiter geht’s im Zelt. TANTRUM TO BLIND spielen belanglosen Synthie-Metal und klingen damit ein wenig wie THE MARRIONETTES oder IN THIS MOMENT, nur ohne Wiedererkennungswert.

18:00 – Es betritt die wohl momentan heißeste und angesagteste deutsche Metalband die Bühne: CALLEJON. Es ist voll vor der Bühne, es wir lauthals jede Zeile mitgesungen, die ersten Crowdsurfer sind zu sehen wie auch die ersten Circlepits des Wochenendes, und natürlich darf auch eine ordentliche Wall of Death nicht fehlen. Die Band gibt sich auf der Bühne hoch professionell und das Publikum frisst Sänger Basti zu jeder Sekunde aus der Hand. Sieg auf ganzer Linie. Und meines Erachtens zu früh im Lineup, was bei ihrem hoffentlich nächsten Auftritt auf dem Serengeti geändert wird.

18:45 – Jetzt rollen DAMPFMASCHINE im Zelt ein, um dieses zu überrollen und zu zerrocken. Und zwar alle fünf mit nackten Oberkörpern.

19:15 – Eine weitere Legende betritt die Hauptbühne. Aber können IGNITE das Stimmungsniveau halten, das CALLEJON vorgelegt haben? Es wird schwer, vor allem, weil man mit Ersatzsänger John (von der Band SENSEFIELD) anreisen musste, aufgrund einer Rückenoperation von Zoltan. Vier Tage lang hatte John Zeit, alle Texte zu lernen – und was das angeht, ist er leider gescheitert, unschwer auch an seinem Teleprompter zu erkennen. Trotzdem muss man ihm lassen, dass er sich sichtlich bemüht und gekämpft hat, trotz bis tief ins Gesicht gezogener Cap. So ganz wollte der Funke dann aber leider doch nicht überspringen, obwohl auch der Rest der Band alles gegeben hat und man als Dank auch ein Lied von SENSEFIELD spielte.
Ich fand trotzdem, es war ein gelungener Auftritt von IGNITE, obwohl ich leider auch einen Kritikpunkt hätte: Ein Drumsolo ist bei einem verkürzten Festivalgig irgendwie überflüssig. Davon abgesehen ein sehr solider Gig.

20:00 – Nun betritt das Duo DAS PACK die kleinere Bühne im Zelt. Groß genug für gerade einmal zwei Leute. Die Zwei geben ordentlich Gas und kommen gut an. Die Hamburger könnte man getrost als DIE ABSTÜRZENDEN BRIEFTAUBEN der 2000er bezeichnen.

20:30 – Das Motto des Festivals: Nazis raus, Schwanz rein. JENNIFER ROSTOCK wü(s)ten auf der Bühne, beziehungsweise ziehen eine Art Sexshow der besonderen Art durch. Die Band um die beinah voll tätowierte Frontfrau hat ihre eigene Nische gefunden, raffinierte Texte treffen auf rockige Gitarren und elektronische Tanzbeats. Das funktioniert auch live und daher ist es vor der Bühne extrem voll und eng. Mein Kumpel jedoch meinte (O-Ton): Eine Band sollte sich über die Musik definieren und nicht über den Sexappeal ihrer Sängerin. Und da stimme ich ihm teilweise zu, da die Show zu übertrieben war, was die Band eigentlich nicht nötig hätte. Ist dann auch dumm, wenn man sich ein zu junges männliches Wesen auf die Bühne holt, das man ursprünglich abfüllen wollte. Der „Lapdance“-artige Tanz um ihn herum, inklusive Griff in die Hose, ging dann trotzdem. Die Show war in Ordnung, die Musik hat live ihren Reiz und kam sehr gut an.

21:30 – THE TURBO AC’S kredenzen im Zelt Rock’n’Roll mit einigen Surfpunk Attitüden und kommen um diese Zeit noch sehr gut an, so als Appetitanreger für die Hauptbühne.

22:00 – Mein eigentlicher Headliner betritt die Bühne: HEAVEN SHALL BURN. Man kann es relativ kurz halten: HSB kamen, sahen, siegten und zerlegten das Serengeti mit fetter Liveshow, beeindruckender Lichtshow und riesigen Rauchsäulen und einem großartigem Liveset. Wirkt die Band auf Scheibe ein wenig monoton (und ich persönlich hoffe auf etwas Neues mit ihrem kommenden Werk), sind HEAVEN SHALL BURN live unbestritten eine Macht!

23:00 – EGOTRONIC, die Audiolith-Electro-Punker haben dieses Jahr zum ersten Mal ihren Weg auf das Serengeti gefunden und rocken oder raven ordentlich im Zelt. Deren Sound ist irgendwie was anderes, aber mich persönlich spricht diese Richtung überhaupt nicht an.

23:45 – KRAFTKLUB. Lediglich zwei beleuchtete Ks zieren die Bühne. Und so minimalistisch die Bühnendekoration ist, so minimalistisch hält es sich meiner Meinung nach auch mit den Songs. Zumindest meiner Meinung nach live. Auf Platte funktioniert das besser. Aber davon einmal abgesehen, machen KRAFTKLUB alles richtig. Die Magie zwischen Band und Publikum ist bis in die letzte Reihe zu spüren, denn auch hier wird jeder Song abgefeiert und mitgegrölt. Wenn man bedenkt, dass die Berliner letztes Jahr noch im Vorprogramm gespielt haben und dieses Jahr Headliner sind, muss die Band ja auch alles richtig machen. Ein würdiger Headliner für einen so mies gestarteten Tag.

1:00 –Das Last Supper wird von den  MONSTERS OF LIEDERMACHING serviert. Knapp zwei Stunden werden dem erschöpften aber glücklichen Publikum um diese Zeit noch Texte über Zwerge, VW-Golfs und andere irrwitzige Themen um die Ohren gerockt. Wir allerdings machen nach knapp 45 Minuten schlapp und ziehen es vor, für heute das Gelände zu verlassen.


Survival Tag Nummer 2



Es ist schon ein extremer Vorteil, wenn man nur knapp 20 Minuten Autofahrt vom Gelände entfernt wohnt und außerdem noch auf den Crew-Parkplatz darf. Also machen wir uns um knapp 13:20 auf den Weg gen Stukenbrock, im eigenen Bettchen ausgeschlafen und frisch geduscht.

14:00 – Die H-BLOCKX eröffnen den zweiten Tag als eine Art Frühstückshäppchen und dürfen sogar in Headlinerlänge spielen. Leider verpassen wir den Anfang, da am Haupteingang eine zu lange Schlange ist, an der es auch kein Vorbeikommen gibt. Das Publikum feierte die Band sowohl bei alten bekannten Hits, als auch bei einigen Songs vom neuen Album. Wer dann noch einen Tribute-Song für den verstorbenen BEASTIE BOYS-Sänger Adam Yauch zelebriert, kann nur gewinnen. Nach diesem Auftritt bleibt mir nur eins zu sagen: die H-BLOCKX können es immer noch.

15:45 – Dann kommt für mich eine kleine Enttäuschung, die EMIL BULLS spielen schon als Zweite. Die Band, die seit knapp 17 Jahren unermüdlich tourt und mittlerweile sieben Alben veröffentlicht hat, gibt bei jedem ihrer Konzerte immer alles, als wären sie Headliner. Und sie haben selbst danach noch Zeit und Lust, sich auf dem Gelände mit Fans fotografieren zu lassen und das ein oder andere Pläuschchen zu halten. Da können sich einige andere Bands, die es noch nicht ansatzweise so lange gibt, noch eine Scheibe von abschneiden – allein aus dem Grund sollten die EMIL BULLS beim nächsten Mal später spielen. Davon einmal abgesehen, haben es die EMIL BULLS nicht mal mehr nötig, ihren Überhit "Smells like Rock’n’Roll" in die Setlist einzubauen... Hauptbühne!

16:30 – Danach spielt im Zelt wieder mal ein Duo: ONKEL BERNI. Die beiden Berliner kombinieren Pop, Punk, Electro und Dance mit extrem blödsinnigen Texten. Das macht Spaß und ist eine nette Abwechslung.

17:00 – Jetzt betreten die Bostoner STREET DOGS die Hauptbühne, geben sich sichtlich alle Mühe und rocken, so gut es eben geht. Leider wird das vom jüngeren Publikum nicht ganz so gewürdigt, es fehlen einfach die Fans. Trotzdem gute Show.

17:30 – Und noch eine Band aus der Hauptstadt: CRUNCH wurden 2011 zu Berlins bester Newcomer-Band des Jahres gewählt und rocken dieses Jahr auf dem Serengeti. Sehr tighter und solider Rock ballert einem um die Ohren, aber leider will der Funke nicht so ganz überspringen.

18:00 – Jetzt kommt wieder eine Band, auf die ich gespannt bin, AGAINST ME! Wie wird das Publikum reagieren? Es scheint so, als würde es keinen interessieren, dass sich Sänger Tom mittlerweile Laura Jane Grace nennt, da er sich momentan einer Geschlechtsumwandlung unterzieht. Egal, die Band rockt das Serengeti in Grund und Asche und pusht sich gegenseitig immer mehr voran. Großartige Show.

18:45 – Nun wird es brechend eng und dank Fanshirts unglaublich bunt im Zelt, da werden sogar Seitenteile rausgenommen. Die Meute wartet auf eine der momentan angesagtesten Trance/Electrocore-Bands, WE BUTTER THE BREAD WITH BUTTER. Egal wie man zu dieser Band steht, nach den ersten Sekunden wird klar, dass die Leute zu Recht gewartet haben. Die Breakdowns sitzen, die Posen stimmen und der Sound ist prächtig. Lediglich der Sänger ist irgendwie überflüssig, weil das Publikum wirklich jede Zeile lauthals mitsingt. Da tropft der Schweiß von der Decke und bestätigt meine Vermutung, dass WBTBWB auf die Hauptbühne gehören und nicht auf die Nebenbühne im für diese Band zu kleinen Zelt.

19:15 – Den Abend leitet eine reunierte Skatepunk-Band ein, ZSK. Und egal, wie ich zu Punk stehe, ZSK überzeugten – auch wenn es mir am Ende ein wenig zu eintönig wurde. Aber die Show war der Hammer, inklusive Purzelbäumen auf der Bühne, Antifa-Aufrufen und Klopapierwerfen.

20:00 – Auch ESCHENBACH versuchen im Zelt daraufhin ordentlich Gas zu geben. Allerdings in einem beinah leeren Zelt, denn leider ist die Musik einfach zu eintönig.

20:30 – Was nach ZSK passierte, war für mich die Überraschung des Festivals. MADSEN betraten die Bühne. Und ich hielt diese Band bis zu diesem Auftritt für luschige Softrocker... ha, weit gefehlt. Nachdem der Sänger bereits auf dem aktuellen CALLEJON-Album ein Gastspiel hat, hätte ich es besser wissen müssen. Die Band ist live der absolute Kracher und weiß mit ihren cleveren Texten und ihrer tanzbaren Rockmusik durchaus zu punkten. Also mich haben die Madsen-Brüder definitiv überzeugt.

Anschließend werden wir auf das Campinggelände zum Grillen eingeladen, daher verpasse ich YOUNG REBEL SET, MAXIMO PARK und MASSENDEFEKT. Dafür rede ich mir fest ins Gewissen, um 00:10 wieder pünktlich vor der Bühne zu stehen.

00:10 – SKINDRED. Tja, was soll ich sagen... Zum mittlerweile dritten Mal betreten SKINDRED die Bühne des Serengeti, um sie erneut mit ihrem Root-Reggae-Rock-Metal zu zerlegen. Kurz gefasst: Mission gelungen. Sie spielten und fuhren den Tagessieg ein, wenn nicht sogar den Sieg aller drei Tage. Das war ganz großes Kino!

1:00 – WASSBASS beenden den zweiten Abend. Das wollen die Mitglieder, die hauptberuflich bei WAR FROM A HARLOTS MOUTH und K.I.Z. spielen, mit ordentlich wummernden Electro-Beats, die auf sinnfreie Texte treffen. Die letzten Überlebenden des zweiten Tages geben sich ordentlich Mühe, dem gerecht zu werden.


Survival Tag Nummer 3



12:20 – Für mich auf den ersten Blick eine Frechheit, eröffnen DOG EAT DOG den Sonntag. Allerdings wird mir nach wenigen Minuten klar, dass es durchaus Sinn machen kann, eine derart faszinierende Band eröffnen zu lassen. Ich hätte nicht gedacht, dass so früh schon so viel vor der Bühne los sein kann, alle Achtung. Auch wenn der Frühschoppen mit DOG EAT DOG aufgeht, ist es schade, dass die Saxophon-Crossover-Institution schon so früh spielen musste. 

13:15 – KEULE haben abgesagt und deswegen besuchen wir lieber den Safari-Park, wofür man als Inhaber eines Festival-Tickets nur noch fünf Euro zahlen muss und dort ganz entspannt im Auto die Tiere angucken kann. Hinterher geht's zu Achterbahn, Wasserbahn oder zur Marienkäferbahn und einer der anderen Attraktionen. Zeitlich verpendeln wir uns ein wenig und verpassen daher MR.IRISH BASTARD und VIERKANTLAGER, haben hinterher aber von einigen Kumpels auch nichts wirklich Positives über beide Bands gehört.

15:00 – NEAERA sind heute echte Exoten. Geballten Deathmetal servieren die Münsteraner dem mittelmäßig erschienenen Publikum. Trotzdem liefern die fünf Mannen eine großartige Show ab und ihr Sänger surft mehr auf dem Publikum, als dass er auf der Bühne steht. Alle Besucher, die diese Band nichjt gesehen haben, haben ein ordentliches Brett und eine ordentliche Show verpasst.

15:30 – HORISONT. Da haben wir uns erst einmal mit Nahrung und Flüßigkeit versorgt.

16:00 – Nach NEAERA haben es alle folgenden Bands in Sachen Show erst einmal schwer. Aber ANTI-FLAG sind alte Punk-Hasen und meistern diese Hürde einwandfrei.

16:45 – Bei COCOON FIRE ist im Zelt nicht wirklich viel los, dafür bekommt der einzige Mosher im nicht vorhandenen Moshpit von der Band sogar eine CD geschenkt. Diese nette Geste rettet aber leider nicht über den etwas langweiligen Indie Rock mit Elektroeinflüssen hinweg.

17:15 – Ab jetzt kommen Bands im Billing, die mich eigentlich nicht mehr wirklich interessieren. Den Anfang macht eins-zwo DENDEMANN, der ein ordentliches Konzert abliefert.

18:00 – CRUEL HAND versüßen einem den frühen Abend mit einer ordentlichen Portion Hardcore.

18:30 – Bei GENTLEMAN sind dann eher ruhige bis Reggae-artige Klänge zu erwarten. Die Besucher, die vor der Bühne waren, bekamen eben das geboten, aber ich denke, dass die meisten Leute mittlerweile damit beschäftigt waren, Party zu machen, abzubauen oder sich auf DEICHKIND einzustimmen. Zumindest kam es mir stimmungsmäßig so vor.

19:30 – Die Deutschen BENZIN liefern auch als letzte Überbrückungsband im Zelt noch mal eine ordentliche Rockshow ab.

20:15 – Wer tagsüber noch genug Zeit hat, im gegenüberliegenden Safaripark ein neugeborenes Kamel auf den Namen „Sultan Günther“ zu taufen, der hat es auch verdient, abschließender Headliner des Festivals zu sein. Die Rede ist von DEICHKIND. Die vier Hanseaten beenden das Festival mit einer unglaublichen und gleichzeitig spaßigen Bühnenshow. Und obwohl die Festivalbesucher mittlerweile drei Festivaltage überlebt haben, ging hier noch einmal alles. Die Band hat aber auch ordentlich aufgefahren mit verrückten Outfits, vielen LED Lämpchen, Dreieckshüten und einem Fass, in dem DEICHKIND sich über die Köpfe der Fans tragen ließen. Zum Abschluss also noch einmal ganz großes Kino.

Ich vergaß noch zu erwähnen, dass bereits am Donnerstagabend die „Vorher-Party“ stattfand, auf der sowohl BLOODWORK aus Deutschland sowie WITH ONE LAST BREATH aus England die Bühne betraten und den schon vorzeitig Angereisten ordentlich einheizten.

Fazit: Auch dieses Jahr punktete das Serengeti-Festival wieder mit einem sehr abwechslungsreichen und zugleich starken Line-Up. Einige Bands waren leider zeit- und bühnentechnisch ein wenig fehlplatziert (DOG EAT DOG eröffnen mittags, WBTBWB im kleinen Zelt), das tat dem Spaß aber keinen Abbruch. Wirklich schade fand ich allerdings, dass es keine alternativen Merchandise-Stände gab, viele für mich interessante Bands gar kein Merch dabei hatten und die Essenspreise ein wenig hoch waren – hier befindet man sich schon auf Großfestivalniveau (z.B. 4,50 Euro für einen Döner oder einen Nudeltopf). Dagegen sind die Getränkepreise super in Ordnung mit 2,50 Euro bei 0,3 Liter Bier oder Coke. Immer wieder wird auch gerne der ermäßigte Besuch im Safaripark genutzt.

Alles in allem besticht das Festival aber durch seine entspannte und friedliche Atmosphäre. Lediglich einige organisatorische Punkte dürften noch überarbeitet werden, damit wirklich auch alles reibungslos verläuft. Egal, wir werden nächstes Jahr wieder dabei sein, da das Serengeti-Festival eine prima Alternative zu den immer größer werdenden anderen Festivals ist!


Fotos © BurnYourEars / Martin Schmidt

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