Geschrieben von Samstag, 01 September 2012 14:45

Frequency Festival 2012 - Der Bericht

frequency-2012

Wir schreiben Mittwoch, den 15. August 2012. Mengen von Menschen strömen gedrängt in Autos und Zügen nach St. Pölten, um vier Tage ihre vier Wände zu verlassen und eines der größten Festivals in Österreich zu erleben: Das Frequency Festival 2012!


Erster Tag

Bei bestem Wetter erreichen im Verlauf des Festivals 45.000 Menschen die Pforten des Campinggeländes, scheinbar viele mit dem Auto, denn schon am Mittwoch ist es schier unmöglich, einen Parkplatz zu bekommen, von dem aus man nicht weite Fußmärsche zurücklegen muss. Wer sich für die Anreise per Zug entscheidet, muss sich auf kurze Wartezeiten einstellen, bis man mit dem Shuttlebus quer durch die Stadt zum Eingang des Campinggeländes gelangt. Doch dann geht es auch schon recht zügig weiter. Da am Eingang zum Campingplatz keine Bändchenkontrollen sind, kann man sich mit Sack und Pack direkt einen geeigneten Platz für sein Zelt suchen, um dann anschließend gemütlich zur Bändchenausgabe zu laufen. Auch die Kontrollen wegen Glas, Grills und Campingkochern ist mehr als entspannt, kritisch betrachtet eher nachlässig. Denn die allgemeinen Campingregeln verbieten das Mitbringen von Kochern und Grills auf dem gesamten Gelände. Eine Begründung gibt es auf der Internetseite nicht, vermutlich wissen die Veranstalter, dass es hierfür keine wirklich plausible Erklärung gibt.

Der Campingplatz liegt direkt am Ufer eines kleinen Flusses und zieht sich schlauchförmig an diesem entlang. Leider ist der Platz zu den Seiten nur sehr gering, 20 Meter weiter stehen immerhin schon die ersten Wohnhäuser, denen man fast in die Fenster hereinschauen kann. Wer nicht früh genug anreist, muss sich daher wohl oder übel auf einen Fußmarsch von bis zu 25 Minuten oder mehr gefasst machen, um in den folgenden Tagen das Festivalgelände zu erreichen. Dennoch ist jeder Festivalbesucher mit seinem Zelt maximal fünf Minuten vom Fluss entfernt, der die perfekte Abkühlung für Sonnentage bietet. Außerdem bietet er für viele Männer ein den Zelten nahes, selbstreinigendes Klo, die Büsche am Ufer den passenden Sichtschutz – und da ein Fluss bekanntlich vielseitig ist, wird dieser auch gleich noch zum Mülleimer umfunktioniert. Im Wasser sitzende Leute brauchen ihre Bierdosen nur fallen lassen und schon schwimmt sie davon, vorbei an anderen Besuchern in die Unendlichkeit der Natur. Es ist schon ein trauriger Anblick, wie der Schaum aus dem Shampoo sich im Wasser ausdehnt, in dem viele kleine Fische ihr Zuhause haben...

Für diejenigen, die diese Unachtsamkeit nicht in ihrer unmittelbaren Umgebung haben wollen, gibt es (wie auf immer mehr Festivals) das Green Camping, einen abgetrennten Campingplatz, auf dem die Regeln zu Lautstärke und Müllentsorgung etwas strenger sind, keinesfalls aber militant eingehalten werden sollen. Wer sich also im Vorfeld online für das Green Camping angemeldet hat, kann dort sein Zelt aufschlagen, allen anderen ist der Zugang dort untersagt.

Direkt am Green Camping gibt es dann noch einen Stand, an dem Besucher gegen 15 leere Bierdosen ein neues, kaltes Bier tauschen können – eine Aktion, um den Unmengen an Müll, der am Ende den Campingplatz zieren wird, ein wenig vorzubeugen. (In Österreich gibt es keine Pfandsammler, da es auch kein Dosenpfand gibt. Des Öfteren begegne ich Leuten, die Dosen sammeln um diese Aktion zu nutzen, dennoch verzichten viele auf den Griff zum Müll, da das Bier sich palettenweise in den Zelten stapelt.)

Um die Festivalbesucher vor dem Hungertod und der Verkümmerung der Geschmacksnerven durch kalte Dosenravioli zu schützen, gibt es neben der typischen Auswahl an Fressständen mit satten Preisen einen „Coca-Cola Grillplatz". Auf diesem Platz kann jeder an einen der drei Grills kommen, um sich seine Grillwurst, Schweinenacken, Tofuwurst oder Gemüse zu grillen, selbstverständlich alles zusammen auf einem Rost. Außerdem stellt Coca-Cola Bierzeltgarnituren zur Verfügung und sorgt für musikalische Unterhaltung. Leider ist die Nutzung des Platzes nur unter Vorbehalt möglich. Der Raum ist beschränkt – nicht weiter schlimm, da eh nur wenige das Angebot nutzen – allerdings gibt es mehr Leute, als es Schatten gibt. So müssen die einen, die zur falschen Zeit kommen, in der prallen Sonne sitzen und beim Essen schwitzen, denn Biertische samt Bänken dürfen nicht in den übrig gebliebenen Schatten geräumt werden. Auch die Musik klingt in der Theorie etwas entspannter. Wilde Rocksongs und treibende Elektrostücke dröhnen aus Boxentürmen auf die Essenden ein, sodass das Schmatzen des Nachbarn und auch jedes Gespräch übertönt wird. Auch der offenbar frei zur Verfügung stehende Ketchup ist irgendwann leer und so muss man zuschauen, wie sich die VIPs weiterhin bedienen dürfen und der ordinäre Festivalbesucher betteln muss, um einen weiteren Klecks des Wurstbegleiters zu ergattern.

Wer am Mittwoch sein Zelt aufbaut, die ersten Biere in sich schüttet und sich mit den Nachbarn bekannt macht, kann sich dann auch direkt auf den Weg zum Festivalgelände machen, denn pünktlich um 16:15 steht der maskierte CRO auf der Space Stage, um das Publikum mit fetten Beats und klugen Texten zu begeistern.

Weiter geht's mit Ed Sheeran und den großartigen THE BLACK KEYS, die mal mit, mal ohne Liveband den Blues im Blut haben. Spätestens mit ihrem neuesten Album haben sie den Durchbruch geschafft. Früher noch trat die Band zu Zweit auf, heute haben sie noch zwei weitere Musiker im Gepäck. Während das Publikum in großer Zahl recht verhalten vor der Bühne steht, geben die Vier alles, was sie zu bieten haben und überzeugen durch Charisma und gute Songs. Im Set enthalten sind allerlei alte Songs, aber auch die neue Platte kommt nicht zu kurz, wobei erstere überwiegend auf Schlagzeug, Gitarre und Gesang beschränkt sind. Zum Ende ihres sonnendurchfluteten Auftritts, der von wenigen kurzen Ansagen unterbrochen wird, leuchtet dann dezent gehalten „THE BLACK KEYS" in blinkenden Lichtern auf, bis die Band die Bühne verlässt.

Anschließend beenden THE KILLERS den musikalischen Abend. Trotz meiner Vorbehalte dem zweiten Album gegenüber, das die Band sehr popig gestaltet hat, ist der Auftritt durchaus solide, viele alte Songs werden gespielt: Songs, die die KILLERS berühmt machten, wie „Somebody told me". Kaum jemand will sich das Konzert entgehen lassen und so findet kurz vor Beginn eine Massenwanderung statt, die sich über den gesamten Weg zum Festivalgelände zieht.

Etwas angepisst bewege ich mich in Richtung Zelt, denn da in Österreich an diesem Tag ein offizieller Feiertag ist, ist es unmöglich, erschwingliches Bier zu bekommen. Alle Geschäfte in der Nähe haben geschlossen und an den Tankstellen in St. Pölten kostet das Dosenbier dieses Wochenende drei Euro! Auch auf dem Campinggelände gibt es am Mittwoch (und wahrscheinlich auch sonst) keinen Stand, der das Bier etwas günstiger verkauft. Nein, auch hier kostet ein Bier a 0,5 Liter 4,50 €, genau wie auf dem Festivalgelände. Ein Preis, bei dem so mancher blass wird vor Schreck.


Zweiter Tag

Nach durchfeierter Nacht beginnen die Konzerte wie gewohnt etwas früher. Während noch weiter Nachzügler eintreffen und Eisverkäufer auf dem Campingplatz ihr Eis mit Rückwärtssaltos unters Volk bringen, spielen schon die ersten Bands wie THE CRIBS, die nach KRAFTCLUB mit etwas Verspätung anfangen und sich innerhalb der ersten Songs erst die Setlist bringen lassen. Auch wenn die Band eher aus der Indiebewegung kommt, wirkt ihr Auftritt wie ein NIRVANA-Plagiat: Schrebbelige Gitarren, schiefer Kreischgesang, ein Sänger, der ständig seinen Mikroständer verstellt oder auch gerne mal umtritt. Der Sound besticht leider auch nicht. Die Texte von Jarman und dessen Zwillingsbruder sind nur zu erahnen, unterhaltsam ist der Auftritt dennoch. Leider finden sich nur wenige Zuschauer ein und Bewegung vor der Bühne bleibt aus.

Parallel kann man sich im Art Park, der in einem großen Gebäude auf dem Festivalgelände errichtet wurde, Handwerkskunst anschauen und käuflich erwerben – Mützen, Röcke, Ringe aus alten Skateboarddecks und vieles mehr. Wer sich einfach etwas ausruhen möchte, kann sich auf die saftig grüne Rasenfläche (im Inneren des Gebäudes!) legen und abschalten. Auch zwei Bühnen gibt es dort. Auf der einen kann man sich von Künstlern visuell berieseln lassen. Ob Streetart, Drumming Workshops oder Feuer Shows, eine große Bandbreite an Kunst wird geboten. Hoch im Kurs stehen besonders SIRO-A, eine Gruppe Japaner, die mit Projektoren und weißen Flächen eine energetische Show darbieten.

Auf der zweiten Bühne im Art Park spielen den Tag über Newcomer Bands, die verblüffend viel Zuspruch durch die Gäste bekommen, wie BALTHAZAR, die fünf Belgier. Während ihres Konzerts füllt sich der Art Park, föllig zu Recht, denn das, was die Band vom Stapel lässt, kann sich sehen und hören lassen. Unter tobendem Applaus verlässt die Band die Bühne, nachdem sie ihren Song „Blood like wine" a cappella begleiten. Ein wirklich schönes Ende mit Gänsehautfeeling. Im Großen und Ganzen ist der Eingang ins Gebäude nicht sonderlich offensichtlich und so verlieren sich nicht sonderlich viele Besucher im Art Park.

Gegen Abend füllt sich das Festivalgelände dann zügig zu JAN DELAY & Disko No.1, der das Publikum mit vielen eigenen Songs sowie übernommenen Melodien von zum Beispiel DAS BO oder U.S. Rapper NELLY zum Springen animiert. Ein Programm, das nicht nur Jan Delay selbst zum Schwitzen bringt. Mit aufwändiger Lichtshow und einem Stab aus Highclass-Musikern legt er einen super Auftritt hin, der zu einem großen Festival einfach dazu gehört. Songs wie „Füchse" von seiner wieder auferstandenen HipHop-Truppe BEGINNER lassen die Köpfe nicken, „Disko" geht weit darüber hinaus.

Noel Gallaghers HIGH FLYING BIRDS gehen die Sache da schon etwas ruhiger an. Was damals bei OASIS funktioniert hat, wird auch hier nicht verändert, nur wirkt der Auftritt etwas entspannter, wo Noel keinen Rivalen mehr an seiner Seite hat. Gelassen spielt die Band ihre Songs runter, und Langeweile kommt da nicht so wirklich auf, besonders nicht für die alteingesessenen OASIS-Fans. So wirklich unterscheiden sich die Songs ja nicht von denen seiner alten Band.

Parallel dazu tritt LYKKE LI auf – eine Interpretin, die aus dem Nichts kam, als ihr Song „I follow rivers" in einer Remixversion plötzlich auf jeder Party und in jedem Club gespielt wurde. Ein wahrscheinlich nicht unerheblicher Grund dafür, eben diesen Song in Originalversion als letztes Stück zu spielen und sich vom Publikum singend begleiten zu lassen.

Später am Abend, als PLACEBO, die jährlich auf Deutschlands Festivalbühnen zu sehen sind, nach wenigen Minuten das Konzert wegen schlechter Befindlichkeit des Sängers Brian Molko abbrechen, strömen die Massen zu Bassmonster PAUL KALKBRENNER, der sein DJ Set auf der Green Stage herunterbetet. Recht unspektakulär kommt er daher, es gibt keine nennenswerte Lichtshow, aber einen monotonen und dermaßen starken Bass, dass es wehtut. Leider war es eine eher ungünstige Wahl, Kalkbrenner auf einer ordinären Bühne stehen zu lassen. Viele stehen dort und wippen mit dem Knie, in Erwartung, dass vielleicht doch irgendwann mal was Interessantes passiert.

Alternativ stellt man sich dann lieber direkt beim Shuttlebus an, um die nächsten Stunden im Nightpark zu verbringen. Dieser ist das besondere „Add-On" zum ordinären Daypark, dem Hauptgelände: Das etwas abgelegene Areal, zu dem man in knapp 15 Minuten laufen kann, bietet in diesem Jahr für die hartnäckigen Festivalgänger ein umfangreiches Line-up, Pyrotechnik, Lasershows und eine ganze Menge elektronische Musik, die bis in die frühen Morgenstunden wummert.

Mit jedem Morgen häufen sich die Müllberge aus Bierdosen, Konserven, Pavillions und allerlei mitgebrachtem Kram, der als Dekoration angeschleppt wurde oder spontan zu welcher geworden ist, höher. Menschengroße Figuren aus Dosen, ganze Melonen, die zu Helmen präpariert wurden, Ganzkörperanzüge. Auch hier ist den Leuten die Kreativität nicht abhanden gekommen und kein Aufwand zu groß, um irgendwie Blickfang zu werden. Das leider immer noch nicht ausgestorbene Borat-Kostüm und Schaumstoffquadrate mit Spongebob-Muster (egal, wie ungemütlich),  auf dem Festival werden die Qualen und die Pein ertragen – oder weggesoffen. Die Musik steht nun einmal nicht für alle Besucher im Vordergrund. Man muss ja auch nicht auf jedem Festival THE SUBWAYS, THE HIVES und BEATSTEAKS sehen, auch wenn insbesondere letztere immer wieder abwechslungsreich und toll anzuschauen sind.


Dritter Tag

THE SUBWAYS sind mal wieder in Höchstform und fordern durch wildes Springen und Ansagen zum Durchdrehen auf. Immer wieder zeigen Sänger Billy und seine Ex-Partnerin und Bassistin Charlotte, was sie sich auf Tour an Deutsch angeeignet haben und lassen das Publikum schmunzeln.

Auch THE HIVES packen mit ihrem powervollen Punkrock die Menge wie Marionetten und lassen sie so richtig ausflippen. Die neuen Song kommen gut an, die alten sowieso. Mit seinen Ansagen macht Sänger Pelle Almqvist keine Gefangenen und Gitarrist Nicholaus Arson lässt mit seinem verstörenden Blick Vermutungen aufkommen, dass er vielleicht seine Medikamente vergessen hat. Das stimmt natürlich nicht – der guckt immer so. Die Band gibt wie gewohnt alles und erwartet als Gegenleitung lediglich, dass das Publikum selbiges tut. Im Anschluss wird's dann etwas pathetischer: BUSH, die sich nach fünf Jahren Abstinenz wiedervereint haben, spielen parallel zu den wüsten, doch verspielten ENTER SHIKARI.

Als die Sonne sich weitgehend verzogen hat, haben die BEATSTEAKS das Wort. Die Gute-Laune-Band hat sich für ihre diesjährige Tour was Neues einfallen lassen: Ein zweiter Schlagzeuger ist dabei, der überwiegend genau das gleiche spielt wie Thomas Götz, was vielleicht in der Theorie etwas langweilig klingt, auf der Bühne jedoch unglaublich anzusehen und anzuhören ist. Wie immer aktiv, mitreißend und stimmungsgeladen hechtet Achim von einem Ende der Bühne zum anderen, begleitet mit seiner Gitarre, und das macht einfach Spaß! Auf ihrem Ruhm ausruhen und Songs runterrattern wäre nicht ihre Art, also knüpfen die Sechs an der Stimmung ihrer Vorgänger an und hauen ihre Hits raus.

Leider werden nur wenige dies vom Headliner des Abends sagen können. Beim Konzert der Nu-Metal-Überband KORN dauert es nur wenige Songs, und man kann sich kaum halten vor flüchtenden Menschen. Niemand scheint seine Erwartungen bestätigt zu fühlen, oder gerade das! Mit Nu-Metal hat man's an diesem Tag wohl nicht und so lichten sich die Reihen. Jonathan Davis zappelt wie gewohnt herum, die Hände immer am Mikroständer, und lässt seine Zöpfe kreisen. Auch seine Band bewegt sich, nur die Besucher stehen eher wie erstarrt da und geben sich kritisch. Bei den neuen, Dubstep-lastigen Songs geht's dann etwas wilder zu, im Großen und Ganzen bleibt der Auftritt jedoch eher enttäuschend.


Vierter Tag

Und dann ist beim nächsten Aufwachen schon der letzte Tag des Festivals angebrochen. Wie am Abend zuvor bei KORN, wird auch die Zeltstadt an den Traisen immer kahler. Die ersten bauen ab und tragen zum Auto, was sie überhaupt noch mitnehmen wollen, in wenigen Fällen ist das alles. Unbeirrt treiben viele andere zum Festivalgelände, vorbei an dem kleinen Jahrmarkt, bestehend aus drei Karussells, die Abends fahren, zu Bands wie WALLIS BIRD, dem Duo BLOOD RED SHOES oder den Damen von KATZENJAMMER.

Auch BLOC PARTY schaffen es dieses Jahr zum ersten Mal, nicht der Flop des Wochenendes zu sein. Motiviert und gut gelaunt steht Kele auf der Bühne, versucht durch lange Ansagen zum neuen Album zu informieren. Auch Drummer Matt Tong wirkt ausgelassen und trommelt wie gewohnt präzise auf sein Set ein. Gitarrist und Basser wirken jedoch absolut unmotiviert, ziehen Gesichter wie drei Tage Regenwetter und bewegen sich nicht. Auf den Boden oder ihre Instrumente starrend, stehen sie wie angewurzelt da. Wenigstens leistet sich Moakes dieses Mal weniger Verspieler.

Bei der PAROV STELAR BAND gibt es kein Halten mehr für die ausgelassene Meute an der Green Stage. Bläser, Basser, Drummer und dazu eine lasziv tanzende Dame mit nackten Beinen reihen sich um den Österreicher. Mit bekanntem Eletroswing heizt Stelar so richtig ein, mixt Breakbeats mit Livemusik. Alle tanzen, haben gute Laune und danken den Musikern mit angemessenem Applaus nach jedem Song.

Zurück auf den Teppich geht's dann abrupt mit THE XX, die das Publikum mit einer sehr minimalistischen aber grandiosen Performance verzaubern und ein paar Songs von ihrem bald erscheinenden Album präsentieren. Engelsstimmen, wie man sie sich nicht besser vorstellen kann, singen sehr beherrscht und beruhigend. Jeder Ton sitzt. Das Publikum ist total von den Socken. Aus den ersten Reihen hört man lautes Frauengekreische nach jedem Song, der sich klar nach jeder Ansage und jedem Song durch das Klatschen der Menge durchsetzt. Als dann noch der heutige Geburtstag von Sängerin Romy Madley Croft verkündet wird, stimmen sofort alle ein, um ein kleines Geburtstagsständchen zu singen. Ein wirklich überzeugender Auftritt, der alle meine Erwartungen weit übertrifft und eines der Highlights des Festivals wird.

Zum Schluss gibt's dann noch wahre Helden: Die seit über 30 Jahren präsenten THE CURE geben sich die Ehre und laden ein zum Evergreens singen. Ich bin immer wieder überrascht, wie viele davon tatsächlich von dieser Band geschrieben wurden – ob "Friday I'm in love" oder "Boys don't cry", um nur die bekanntesten Songs zu nennen. Gefühlvoll singt Robert Smith seine Songs, gestikuliert und sieht immer noch sehr fit aus. Ja, seine Schminke trägt er immer noch, ohne die wäre er wohl nicht Robert Smith. Ein toller Auftritt, der die Menge fesselt, bis er vorbei ist.

Und so geht das Festival (nach dem abschließenden Nightpark) zu Ende und hinterlässt Leere und Müll, von dem sich der Park im folgenden Jahr erholen kann. Es gab tolle Konzerte, lustige und ausgelassene Situationen, verrückte Gestalten, aber auch Nachdenklichkeit über die Unachtsamkeit der Gesellschaft auf Festivals gegenüber der Natur. Und auch manche Unstimmigkeiten der Organisation, wie nachlässige Kontrollen (die sich zum Glück nicht negativ für die Besucher ausgewirkt haben) oder unsinnige Verbote. Bis zum nächsten Jahr!