Geschrieben von Samstag, 09 Februar 2013 19:20

Dropkick Murphys, Frank Turner And The Sleeping Souls & Cryssis - Sporthalle / Hamburg

Wer auch nur irgendwie einen Bezug zum Thema Folkpunk oder auch nur zu irischer Musik hat, dem ist die amerikanische Hochburg Boston ein Begriff. Mittlerweile 17 Jahre ist es her, dass im nahegelegenen Ort Quincy Ken Casey, Mike McColgan und Rick Barton auf die Idee kamen, die DROPKICK MURPHYS zu gründen. Aktuell sind sie wieder in Europa unterwegs und wir waren in Hamburg dabei.

Von den Gründungsmitgliedern ist nur noch Sänger und Bassist Ken Casey übrig, Mike McColgan machte sich nach der mehr oder weniger kurzzeitigen Erfüllung seines Lebenstraums als Feuerwehrmann auf in neue musikalische Jagdgründe – dabei kamen die auch nicht mehr so unbekannten STREET DOGS heraus. So sehr ich vor der Vita des Mr. McColgan aber auch immer wieder in Ehrfurcht erstarren könnte, heute geht es um die DROPKICK MURPHYS in der aktuellen Besetzung. Das Mikro wurde weitergereicht an Al Barr, der sich die Vocals heute noch mit Ken Casey teilt.

So viel zur Geschichte, 17 Jahre später im Jahr 2013 wird auch mal wieder dem europäischen Publikum mit dieser Liveshow ein breites Grinsen ins Gesicht gespielt. Da allerdings die Fangemeinde doch mittlerweile deutlich gewachsen ist, reicht die Location meines ersten Murphys-Konzerts in Form der Großen Freiheit 36 leider nicht mehr aus, und so geht es in die Alsterdorfer Sporthalle mit fast der doppelten Kapazität an Stehplätzen (wer will bei diesem Konzert schon sitzen?). Den ersten guten Lacher gab es an der Garderobe: Zwei Kerle der etwas breiteren Art waren sich etwas in die Quere gekommen, so dass einer den anderen fragte, was er ihm denn getan hätte. Der Konflikt wurde im Keim erstickt, als der zweite sein Gegenüber in bester KASSIERER Manier mit "Du hast geguckt!!" darüber aufklärte, wo denn das Problem lag. Das Gelächter im Umkreis machte weitere Erklärungen überflüssig und so konnte der Abend weitergehen.

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Als Support standen CRYSSIS und FRANK TURNER AND THE SLEEPING SOULS auf dem Programm. Ich weiß nicht, wie der Rest der Besucher das empfunden hat, aber CRYSSIS erschienen mir recht unspektakulär. Es mag auch daran liegen, dass ich für gewöhnlich mit allzu britischem Sound nicht so viel anfangen kann, aber da wollte der Funke einfach nicht überspringen. Der etwas allgemeiner gehaltenen Definition einer Freundin nach, müssten sie eigentlich ein "The" vor ihrem Namen haben.

Bei Frank Turner, der mit seiner Band THE SLEEPING SOULS unterwegs war, sah das schon anders aus. Allerdings sah ich auch diesem Auftritt mit ordentlich Skepsis entgegen, da ich den Herrn schon mal als Support für SOCIAL DISTORTION gesehen habe und er mich da ebenso wenig begeistern konnte, wie jetzt CRYSSIS. Trotz des englischen Artikels im Namen der Band des Mr. Turner kam in der Sporthalle schon recht gute Stimmung auf.

Pflichtgemäß wollten in der Pause die Besucher die Hauptdarsteller des Abends auf die Bühne rufen. Das "Let´s go, Murphys!" kam mir zwar im Verhältnis zur Vergangenheit ein wenig kläglich vor, aber das tat der Vorfreude auch keinen großen Abbruch. Der Moment für Ganzkörpergänsehaut vor einem jeden Auftritt der DROPKICK MURPHYS ist dann gekommen, wenn das Licht ausgeht und The Chieftains & Sinead O'Connor mit "The Foggy Dew" die Party einläuten. Jedes Mal wieder etwas Besonderes. Darauf folgte dann als Opener "The Boys Are Back". An dieser Position sähe ich nach wie vor am liebsten wieder "For Boston", was aber wohl eher meinem Hang zu Nostalgie geschuldet ist. Ganz abstreiten, dass "The Boys Are Back" einen passablen Opener darstellt, kann ich dann auch nicht.

Das gerade erst veröffentlichte Album "Signed And Sealed In Blood" wurde fast komplett gespielt, ältere Sachen wurden auch ab und zu mal eingestreut, auch wenn davon ein paar mehr in der Setlist hätten sein können. Einerseits kann ich nicht bestreiten, dass die DROPKICK MURPHYS wieder eine ziemlich anständige Show abgeliefert haben, die von der Menge auch dankbar abgefeiert wurde, andererseits hat man auch gerade hier deutlich den Unterschied gemerkt zwischen den Songs vom neuen Album und den schon etwas altgedienteren Sachen. So richtig schienen da manche Tracks (noch) nicht zu zünden. Ob das jetzt daran liegt, dass ein paar der Songs generell nicht so der Partystimmung der alten Tage entsprechen, oder eher daran, dass "Signed And Sealed In Blood" erst zwei Wochen zuvor das Licht der Welt erblickt hatte, bleibt jedem selbst überlassen.

Viele Besucher meckerten auch über den mal wieder dürftigen Sound in der Sporthalle. Allerdings ist dies bekannt und daher ist das Vorhaben, in die Alsterdorfer Sporthalle zu einem Konzert zu gehen und glasklaren Sound zu erwarten ungefähr so, als ich würde ich mit Hansa Rostock-Kluft das Jolly Roger auf St. Pauli betreten und erwarten, dort mit offenen Armen empfangen zu werden. Zusammengefasst kann ich doch sagen, mäßiger Auftakt durch CRYSSIS, positive Überraschung und gute Einstimmung durch FRANK TURNER und die gewohnt stimmungsgeladene Folkpunk Party mit den DROPKICK MURPHYS.

Wer nicht oder noch nicht so häufig das Vergnügen hatte und mit der Art von Musik etwas anfangen kann, dem seien solche Abende ans Herz gelegt – Wiederholungstäter wie ich einer bin, haben sicher auch noch ihren Spaß dabei. Dass die Faszination der ersten zwei bis drei Auftritte mittlerweile etwas verblasst ist, liegt dabei in der Natur der Sache.


Setlist DROPKICK MURPHYS:

The Boys Are Back
Burn
Johnny, I Hardly Knew Ya
Going Out In Style
Never Alone
A Few Good Men
Your Spirit's Alive
Prisoner's Song
The Irish Rover
Forever
My Hero
Jimmy Collins' Wake
Fields of Athenry
The Battle Rages On
Out Of Our Heads
Working
(Cock Sparrer Cover)
The Gang's All Here
Rose Tattoo
Captain Kelly's Kitchen
I'm Shipping Up To Boston
Worker's Song
(with Frank Turner)

Encore:
Barroom Hero
End Of The Night
Skinhead On The MBTA
Dirty Deeds Done Dirt Cheap
(AC/DC Cover)
Citizen C.I.A.