Geschrieben von Donnerstag, 22 August 2013 11:04

Serengeti Festival 2013 - Der Bericht

Jetzt kommt er also doch noch, unser Bericht vom Serengeti Festival, irgendwo in den Wäldern von Stukenbrock in Ostwestfalen. Zum vierten Mal in Folge sind wir bei den weißen Tigern aufgelaufen, um das familiäre Festival zu genießen – nunja, mehr oder weniger.

Eigentlich waren wir dieses Jahr nicht ganz so motiviert, überhaupt das Festival zu besuchen, da uns das Line-Up nicht so wirklich zusagte. Der Metalanteil war definitiv nicht ansatzweise so hoch, wie die letzten Jahre. Gleich zu Beginn gab es auch einige Überraschungen, positiv wie negativ: 2013 war das Festivalgelände perfekt aufgeteilt: Eingang hinten, Zelt an der Seite, die Hauptbühne sehr zentral mit weitläufigem Zuschauerplatz und die Essens- und Getränkebuden drumherum gut verteilt. Aber ein Autoscooter auf dem Festivalgelände? Braucht in unseren Augen irgendwie keiner.

Auch das Campinggelände war auf den ersten Blick gut angelegt, bis auf die Tatsache, dass die Zeltenden ihr Hab und Gut weit schleppen mussten. Die Parkplatzsituation war relativ gut organisiert, außer dass es kein Drei-Tages-Parkticket gab und wir daher jeden Tag aufs Neue fünf Euro zahlen durften, was schon irgendwie frech ist. Von einigen Leuten, die das Campen nutzten, erfuhren wir, dass es nicht erlaubt war, an den eigenen Zelten zu grillen, wegen der extremen Hitze und Trockenheit. Aber freies Rauchen war in Ordnung, irgendwie unlogisch. Zudem gab es nur eine Ausfahrt vom Campinggelände, den nur Leute mit einem speziellen Bändchen nutzen durften – wobei aber der Großteil der Camper gar nicht wusste, dass es so ein Bändchen überhaupt gab. Hier muss irgendetwas bei der Organisation falsch gelaufen sein.

Ein großer Dank und dicker Respekt geht an die Security, die durchgehend trotz Hitze und genervter Camper weitestgehend freundlich geblieben sind. Das konnte man leider über die meisten Angestellten an den Getränkebuden nicht behaupten: die machten Raucherpausen, obwohl ihre Buden überrannt worden sind, dank der Hitze, und ließen einen warten. Schnelles Bild: Eine Bierbude, komplett von zahlenden Kunden umlagert, eine Person am Zapfhahn, eine bedient und zwei andere Kollegen stehen knapp 1,5 Meter neben dem Stand und rauchen. So sieht Service aus? 

Über die Preise kann ich leider auch nichts Positives sagen. Die Essenspreise gingen ja noch in Ordnung, Pizza, Döner, Lahmacun, chinesische Nudeln oder auch die Burritos lagen alle so im Durchschnitt bei 4 bis 5 Euro. Highlight bei dem Essen war definitiv das gebackene Brot mit Käse, Champignons und Creme Fraiche. Saulecker. Danach braucht man natürlich ein kaltes Getränk zum runterspülen. Da traf uns der nächste Schlag: Wasser 3,50 Euro, Bier, Coke etc. 4,50 Euro für 0,3 Liter. Nur waren es nie 0,3 Liter, und kalt ist auch etwas anderes... Schade, schade. Hier hat das Serengeti Festival echt extrem nachgelassen.

Freitag

Widmen wir uns der Musik. Leider konnten wir nicht von Anfang an dabei sein und erreichten das Gelände erst zu HIS STATUE FALLS. Die Saarbrücker Band bezeichnet sich selbst als Techcore-Band, liefert aber eigentlich eine extrem interessante und explosive Mischung aus Post-, Metalcore und Techno ab. Hier ging es schon ordentlich zur Sache und der Sound im Zelt war dabei mehr als fett.

Direkt danach präsentierten auf der Mainstage die Engländer THE BLACK SEEDS ihren eingängigen Mix aus Reggae und Dub. Auch hier tat sich schon einiges vor der Bühne. Das könnte mit daran gelegen haben, dass die Band das Titellied für die US Serie „Breaking Bad“ beisteuert. Am frühen Abend in der Sonne passt das herrlich.

Danach betrat WATSKY die Zeltbühne. Und leider muss ich sagen, ich kann weiterhin nichts mit reinem Rap anfangen und frage mich, was die auf diesem Festival verloren haben. Egal, auf der Hauptbühne legten jetzt KARAMELO SANTO richtig los. Ska, Punk, Jazz, Reggea und andere verschiedene musikalische Elemente wurden hier vereint und luden zum Tanzen ein. Und diese Einladung wurde vom Publikum dankend angenommen. Eine kleine Überraschung für mich persönlich.

Jetzt wurde es endlich metallischer, wenn auch „nur“ in Form von Trancecore oder Pornocore der Marke ESKIMO CALLBOY. An dieser Band scheiden sich ja bekannlich die Geister und meiner Meinung nach zu Recht. Auf CD klingt mir das irgendwie zu 08/15 und zusammengesetzt, aber live... Die Herren aus Deutschland sind live dermaßen eine Wucht, ganz großes Kino. Und für mich das erste Highlight dieses Festivals.

Und dem stehen die Alt-Herren der Legende SUICIDAL TENDENCIES in nichts nach. Wer mit seinem Überhit „You can’t bring me down“ anfängt, kann nur gewinnen. Genialer Auftritt! Auch nach über 30 Jahren ist die Band eine Macht und war für mich die beste Band des Festivals.

Danach ging es politisch im Zelt weiter. STRIKE ANYWHERE zerlegen dies mit ihrem melodischem Hardcore. Auch wenn wahrscheinlich einige Kids die Band vorher noch nicht kannten, haben die Amerikaner garantiert einige Fans dazu gewonnen.

Nun wurde es zum ersten Mal richtig voll auf dem Gelände, SKUNK ANANSIE gaben sich die Ehre. Und ja, hier gab es kein Halten mehr. Wer hier nicht mitgerissen wurde, war entweder taub, zu besoffen oder nicht auf dem Festivalgelände. Eine unglaublich energiegeladene Show lieferte die Band um Sängerin Deborah Anne Dyer alias Skin ab. Bei ihrem Überhit „Hedonism“ überkam mich eine Gänsehaut, denn Stukenbrock ist textsicher und war dankbar, den Text allein singen zu dürfen. Wer wollte das an diesem Wochenende noch toppen?

BALKAN BEAT BOX jedenfalls nicht mit ihrem HipHop, der mit orientalischen Beats gemixt wird. Da wir damit alle nichts anfangen können, verließen wir für den ersten Tag das Gelände und kamen erst Samstagmittag wieder.

Samstag

Auch am Samstag meinte das Wetter es extrem gut mit dem Festival, denn die Sonne bruzelte. Eigentlich wollten wir erst zu SKINDRED auflaufen, entschlossen uns aber diesmal, die MONSTERS OF LIEDERMACHING anzugucken. Die lieferten in brütender Hitze eine großartige Show ab und animierten das Publikum schon zu so einer frühen Stunde des Tages mitzusingen. Als Opener großes Kino.

Danach rockten THE CREEPSHOW mit ehrlichem Psychobilly, Horrorpunk und einer heißen Sängerin die Zeltbühne, die ähnlich wie Campino von den TOTEN HOSEN die Bühnenaufbauten erkletterte. Die Band hinterließ einen sehr guten Eindruck.

Gut angeheizt strömte das Publikum vor die Hauptbühne, denn dort kamen nun die mächtigen SKINDRED, die schon die letzten Jahre als Headliner beweisen durften, warum sie Headliner sind. Leider hatten die Jungs abends noch einen weiteren Auftritt, so dass sie in Stukenbrock schon nachmittags ran mussten. Der Stimmung und der Show tat dies aber nichts. Spiel – Satz – Sieg, wieder einmal.

Die gute Stimmung konnten VALIENT THORR danach im Zelt leider nicht ganz halten, sie lieferten aber dennoch eine solide Show ab. 

Anschließend feierten FUNERAL FOR A FRIEND ihr zehnjähriges Bandbestehen auf der Bühne des Serengeti Festivals mit ihren wohl – laut eigener Aussage – härtesten Songs vom neuen Album. Und trotzdem lieferten die Waliser meiner Meinung nach nur eine eher durchschnittliche Show ab, wurden aber dennoch gefeiert.

Im Zelt spielte jetzt leider keine einzige Band mehr, die uns interessierte. Von daher gingen wir in den Safari Park, um uns ein wenig umzusehen und die dortigen Attraktionen sowie ein normales Klo zu nutzen.

Pünktlich zu DANKO JONES betraten wir wieder das Festivalgelände, zum Glück! Was das Trio ablieferte, war improvisiertes Entertainment pur. Großartige Ansagen, Spielen mit dem Publikum, eine kleine Stripteaseshow des Bassisten und eine clevere Songauswahl ließen keine weiteren Wünsche offen. Verdammt genialer Auftritt und Schluss für uns am Samstag.

Sonntag

Am Sonntag hatten wir eigentlich nur Interesse an drei Bands: TRIGGERFINGER, ADEPT und SEEED. Alle anderen Bands haben wir nur so am Rande mitbekommen.

Fangen wir mit TRIGGERFINGER an, die eigentlich nur für ihre Coverversion von “I Follow River“ bekannt sind. Von daher ist es beinah schon logisch, dass nach einigen Tönen ihrer eigenwilligen Interpretation von Blues, Jazz und Rockabilly viele der Zuschauer die Flucht ergriffen und erst zu dem letzten Song, dem bereits erwähnten Cover, wieder auftauchten. Verrückte Musik und eine verrückte Show.

Danach kredenzten im Zelt die aufsteigenden ADEPT ihre Mischung aus Hardcore, Emocore und Postcore. Auf CD klingt mir die Band etwas zu langweilig, aber live machten die Schweden richtig Spaß und gaben alles. Das Publikum dankte es ihnen.

Aber seien wir ehrlich, eigentlich wartete ganz Stukenbrock auf den Auftritt von SEEED. Und diese betraten pünktlich als allerletzter Headliner die Bühne. Auch hier galt "Spiel - Satz - SEEED". Natürlich wirkte das alles einstudiert, aber genau so wollten wir das natürlich haben. Um der Setlist Abwechslung zu verpassen, wurden bekannte Songs heavier performt und sogar Songs von Peter Fox` Soloprojekt aufgefahren. Auch die Trommeltruppe war mit am Start. Vor riesigen Bühnenaufbauten zeigte sich das Publikum textsicher und die Berliner entließen die Serengeti Besucher danach glücklich, zufrieden und nass geschwitzt in die laue Nacht.

Ein kurzes Gesamtresümee: Der Ablauf war perfekt, es gab keine nennenswerten Verzögerungen. Auch das Festivalgelände ist perfekt, bis auf den Autoscooter. Das eigentliche Line-Up war leider etwas lahm und die Preise sind frech. Und die Organisation des Drumherums ist leider mehr als enttäuschend. Einige böse Zungen behaupteten, die Bandauswahl und Teile der Organisation seien merkwürdiger geworden, seit 1Live mit Präsentator geworden sei. Hoffen wir das mal nicht und dass das Serengeti Festival nächstes Jahr wieder so wird, wie es war: Familiär, günstiger und mit einem stärkeren Line-Up.

Artikel dazu