Geschrieben von Donnerstag, 05 September 2013 23:41

Hamburg Crash Fest 2013 - Hamburg / Trabrennbahn

Hamburg Crash Fest 2013 - Hamburg / Trabrennbahn Franck/Sehrsam
Der 22.08.2013 wird wohl von sehr vielen Hamburgern oder auch Hamburg-Pilgern dick und rot im Kalender angestrichen gewesen sein. Im Rahmen des Hamburger Kultursommers wurde uns zum Hamburg Crash Fest auf der Bahrenfelder Trabrennbahn ein mächtiges Lineup beschert.

Den Anfang machten die bandjüngsten MONTREAL, die mit meist deutschsprachigem Punkrock und witzig gemeinten Einlagen zwischen den Songs überzeugen wollten. Wie allerdings auch schon in der Vergangenheit, wollte die Kombination zumindest bei mir nicht zünden. Es könnte sicher auch daran liegen, dass mich die Art von Punkrock meistens nicht so vom Hocker reißen kann.

Ganz anders sah das dann schon bei den folgenden MAD CADDIES aus. Es ist einerseits sicher die musikalische Vielfalt, andererseits auch bestimmt die charismatische Bühnenshow der Kalifornier, die die Band und ihre Auftritte nach wie vor beliebt machen. Die Musik der MAD CADDIES nur mit "Ska-Punk" zu beschreiben, wäre ein bisschen wenig. Man werfe Ska-Punk, California Skatepunk, ein wenig polka- und dixielandartige Sounds zusammen und hat eine ungefähre Vorstellung. Ich hatte zwar zwischendurch aufgrund der Farbe die Befürchtung, der Kopf des Trompeters Keith könnte den Auftritt vielleicht nicht ganz überstehen, er hat es dann aber mit vollem Einsatz doch noch geschafft.

Auf die auch schon 1995 gegründeten Mad Caddies folgten dann die am heutigen Abend dienstältesten SLIME, wenn man die Zeit zwischen Split und Reunion mitrechnet. Auch wenn diese Band ebenso zu St. Pauli gehört, wie die Farbe braunweiß, kann ich nach wie vor nur begrenzt etwas mit ihnen anfangen. Trotzdem haben SLIME auf der Trabrennbahn noch eine recht ordentliche Show abgeliefert und mit ein paar Klassikern für Stimmung gesorgt.

Dann folgte mein zweiter persönlicher Höhepunkt des Abends, und böse Zungen behaupten, die Punkrock-Oldies von BAD RELIGION würden seit 33 Jahren den gleichen Song spielen. Dass ich das so nicht stehen lassen kann, liegt nicht nur daran, dass sie wegen der mit Zeit und Erfolg gewachsenen technischen Möglichkeiten natürlich nicht mehr ganz so klingen, wie in den Achtzigern. Sicher lässt sich in Stil und Melodie so einiges an Ähnlichkeiten finden, aber mal ehrlich: Wollen wir sie denn anders? Ich denke, eine ganze Menge von Leuten würde diese Frage mit einem energischen "Bloß nicht!" beantworten. Diese haben sich eher gefreut, dass die aktuelle Platte "True North" wieder ein wenig mehr nach den BAD RELIGION älterer Tage klingt als die Vorgänger.

Ich war im ersten Moment zwar etwas irritiert, als Frontmann Greg Graffin mit in Würde ergrautem Punkrockerhaupt auf die Bühne kam, jedoch hat man sich das in 33 Jahren Bandgeschichte wohl auch verdient. Von dem spärlichen, grauen Haarwuchs sollte man sich jedoch nicht täuschen lassen, es gab immer noch das, was man von BAD RELIGION haben möchte. Die Playlist ließ zumindest bei mir auch kaum Wünsche offen, vom neuen Titelsong "True North" über Klassiker wie "Infected" oder "Generator" bis zum obligatorischen "Punkrock Song" war wohl alles dabei.

Manche würden wahrscheinlich sagen, das Beste kam zum Schluss, was ich so aber nicht ganz bestätigen kann. NOFX sind live natürlich eine Bank und ich erblasse vor Ehrfurcht, wenn ich daran denke, was Frontmann Fat Mike mit Fat Wreck Chords und den ganzen großartigen Bands aufgebaut hat... Die mit ihrer Gründung im Jahr 1983 auch nicht viel dienstjüngeren Finalisten des Abends haben das getan, was sie immer tun: der Menge auf der Trabrennbahn ganz gepflegt Klassiker, ebenso wie neuere Songs um die Ohren zu hauen. NOFX wären allerdings nicht, wer sie sind, wenn sie nicht noch ein bisschen tiefer in der Kiste des Blödsinns und der Political Uncorrectness gewühlt hätten. So gab es zusätzlich zu gutem Pogo-Potenzial auch noch etwas zu lachen.

SETLIST NOFX:

60%
We Called It America
Murder The Government
The Brews
Fuck Da Kids
Linoleum
Quart in Session
72 Hookers
Eat the Meek
Seeing Double at the Triple Rock
Mattersville
What's the Matter With Parents Today?
My Orphan Year
I Believe in Goddess
What Now Herb?
Don't Call Me White
I Am a Huge Fan of Bad Religion
Insulted by Germans (Again)
Bob
Creeping Out Sara
Perfect Government
Mark Curry
---
The Separation of Church and Skate
Franco Un-American
Champs Elysées
The Moron Brothers
Kill All the White Man

Das war tatsächlich mal wieder eine runde Sache. Fünf Bands, die uns ein klasse Crash Fest beschert haben, welches auf jeden Fall eine Weile im Gedächtnis bleibt. Angenehm fiel auch auf, dass es durch einen Stand mit den charmanten Damen vom Elbler Bio-Cider auch mal eine nette Alternative zu den allgegenwärtigen, natürlich auch gern mal besuchten Becks-Ständen gab. Das Wetter war auf unserer Seite, Regen kann ja bei Untergründen wie sie auch auf der Trabrennbahn und vielen anderen Open-Air-Locations vorhanden sind, das Ganze schnell zur Schlammschlacht werden lassen, was hier zum Glück nicht der Fall war.