Geschrieben von Dienstag, 12 November 2013 18:00

Skid Row, Ugly Kid Joe & Dead City Ruins - Bochum / Matrix


09.11.2013 - Wenn sich zwei Bands wie UGLY KID JOE und SKID ROW zusammen auf Tour begeben, dann stellt sich nicht die Frage, ob man dahin gehen soll, sondern höchstens, wer alles mitkommt. Ort des Geschehens ist die Matrix in Bochum, und die ist diesmal so voll wie schon lange nicht mehr.

(Dirk) Mit den Australiern DEAD CITY RUINS gibt es sogar noch eine weitere Band im Billing. Die Jungens aus Melbourne waren mir allerdings bisher nicht bekannt. Das geht den meisten Anwesenden wohl ähnlich, denn der Empfang für die Fünf, die pünktlich um 18:45h loslegen, ist eher mager. Das scheint die Mannen um den agilen Sänger Jake Wiffen aber in keinster Weise zu stören, denn die Band gibt von der ersten Minute an Vollgas, bei wie in der Matrix gewohnt geilem Sound.
 
Eine solche Chance, im Vorprogramm von zwei so bekannten Bands zu spielen, ergibt sich ja auch nicht oft und DEAD CITY RUINS lassen keinen Zweifel, dass sie diese nutzen wollen. Dafür, dass die Matrix richtig gut gefüllt ist, dauert es aber zwei, drei Songs, bis der Funke überspringt. Neben der enormen Aktivität auf der Bühne beeindrucken mich die beiden Klampfer Tommy Teabag und Sean Blanchard, die mit zum Teil zweistimmigen Leadgitarren megageile Soli abziehen und damit einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Leider haben DEAD CITY RUINS mit ihrem dreckigen und typischen Aussierock nicht gerade eine lange Spielzeit, und nach knapp 30 Minuten müssen die Skippies ihre Instrumente ausklinken. Allerdings nicht, ohne sich den jetzt doch begeisterten Applaus abzuholen. 

DeadCityRuins1

(Jana) Ich bin ausgeflippt vor Freude, als ich diesen Sommer beim Vainstream Festival in Münster Plakate von der SKID ROW / UGLY KID JOE Tour entdeckt habe. Da mein Freund begeisterter SKID ROW Fan ist, war er schnell überredet, im November mit mir von Hamburg nach Bochum zu touren, um die Helden unserer Jugend noch einmal abzufeiern. Das UGLY KID JOE Konzert Anfang der 90er in der Großen Freiheit 36 – damals aufgrund meines Alters noch in Begleitung meines Papas – war mein allererstes Rockkonzert überhaupt. Allein aufgrund dieser Tatsache habe ich bis heute (trotz 15jähriger Bandpause) eine ganz besondere Verbindung zu dieser Band. 

Die Matrix in Bochum ist von der Aufmachung her ein ziemlich cooler Laden, sehr verwinkelt und teilweise zieren hochgezogene Ziegelsteinmauern die Wände des Clubs. Zusätzlich verleihen dekorative Holzsäulen, massive Kreuze und andere christlich angehauchte Skulpturen und Bilder der Matrix eine sehr gruftige Atmosphäre. Das Publikum geht stylingtechnisch ebenfalls eher in die Gothic- als in die Hardrockrichtung, was ich bei dem heutigen Line-Up nicht unbedingt erwartet hätte.

Der Konzertsaal der Matrix ist sehr langgezogen und bei der Masse der heute anwesenden Leute bekomme ich leicht klaustrophobische Zustände, da sich die Notausgänge nicht in unmittelbarer Nähe befinden. Dennoch halte ich bis zum Ende des Sets meiner Lieblinge UGLY KID JOE fast ganz vorne durch, die nach den bluesig angehauchten Aussies von DEAD CITY RUINS, einer super langen Umbaupause und einem textlich extrem derben Rap-Intro mit dem Song „V.I.P.“ ihre Show eröffnen.  

Es ist wirklich der Hammer – ich fühle mich um 20 Jahre zurückversetzt, denn die Band und allen voran Sänger und Frauenschwarm Whit Crane scheinen um keinen Tag gealtert zu sein. Und das nicht nur optisch – die Band sprüht vor Energie und Spielfreude und strahlt nur so um die Wette. Der charismatische Whit hat seine Fans vom ersten Moment an in der Hand und eigentlich genügen bereits kleine Gesten von ihm, um die Massen zum Tosen zu bewegen. Gesten allein reichen dem Sunnyboy allerdings nicht, und so rennt er permanent wie aufgezogen über die Bühne und sogar die abgerundeten Seitenwände hoch, um im letzten Moment wieder abzuspringen und auf der Bühne zu landen. Es wirkt fast so, als nutze er die Bühne als seine Halfpipe. Angesteckt von so viel Energie, feiern die Fans UKJ vom ersten Moment an ab und sind bei Hits wie „Neighbour“, „So Damn Cool“, „Cats In The Cradle“ oder „Everything About You“ absolut textsicher.  

Neuzugang Sonny Mayo (Ex-SEVENDUST) bringt eindeutig seinen eigenen Stil mit in die alten UKJ Songs ein und vor allem „So Damn Cool“ wirkt durch seine Gitarrenkunst wesentlich härter als früher. Das melancholische, von Alternative-Rock angehauchte „No One Survives“ ist für mich das Highlight des heutigen Sets. Da ich mir bisher die aktuelle EP „Stairway To Hell“ noch nicht zugelegt habe, bin ich absolut positiv überrascht von den neuen Songs, die mich direkt nach der Show neben einem T-Shirt für 20 Euro auch noch zum Kauf der EP veranlassen.

„Cats In The Cradle“ rührt mich, in alten Erinnerungen schwelgend, fast zu Tränen und auch „Milkman’s Son“ kommt bei dem tollen Sound einfach mal richtig gut. Statt nach dem ironischen 11. Song „Goddamn Devil“ vor der Zugabe die Bühne zu verlassen, stehen die kalifornischen Skaterboys einfach wie erstarrt da und lassen sich vom Publilkum feiern und sogar zu zwei Zugaben überreden. Natürlich darf der Durchbruchsong „Everything About You“ nicht fehlen und das Cover des MOTÖRHEAD Klassikers „Ace Of Spades“ als krönender Abschluss kommt einfach mal richtig gut. Die Fans rasten bei dem Tempo des Songs nahezu aus, was mich dann letztendlich doch veranlasst, meinen Platz ganz vorne zu räumen, da es unerträglich eng geworden ist.

UKJ2

UKJ6

Setlist UGLY KID JOE:
Intro
V.I.P.
Neighbour
C.U.S.T.
Panhandlin' Prince
So Damn Cool
No One Survives
Devil's Paradise
Cats In The Cradle
I'm Alright
Milkman's Son
Goddamn Devil

Everything About You
Ace Of Spades

Ich bin sowas von glücklich, den weiten Weg nach Bochum auf mich genommen zu haben, denn das war heute für mich DAS Konzert des Jahres, auch wenn die Matrix mir als Konzerthalle nicht so wirklich gut gefällt. Der Sound war weltklasse und alle drei Bands agierten absolut spielfreudig, dankbar und einfach mitreißend. SKID ROW waren großartig und meine Lieblingssongs „18 And Life“ und „I Remember You“ kamen gesungen von Johnny Solinger fast genauso gut wie von Sebastian Bach. Ein Traum und ich hoffe, beide Bands schauen in naher Zukunft auch mal in Hamburg vorbei!

(DIRK) Als SKID ROW dann nach einer doch etwas längeren Umbaupause mit „Let's Go" vom aktuellen Album „United World Rebellion" loslegen, ist die Stimmung im Publikum ziemlich ausgelassen. Ich habe die Band mit Sänger Johnny Solinger ja schon live gesehen und weiß daher, dass Sebastian Bach zwar genial, aber nicht unersetzbar ist. Und auch heute macht Herr Solinger einen ausgesprochen coolen Job, und zwar nicht nur gesanglich, sondern auch mit seinen sympathischen Ansagen, in denen er mehrfach betont, was für ein „god given gift" es ist, mit SKID ROW immer noch Musik machen zu können und dass die Fans die Band offensichtlich nie vergessen haben.

Auch die beiden anderen SKID ROW Urgesteine Dave „Snake" Sabo an der Gitarre und Rachel Bolan am Bass scheinen viel Spaß dabei zu haben, in dieser relativ kleinen Halle zu spielen. Man darf ja nicht vergessen, dass SKID ROW in ihren besten Zeiten besonders in den USA große Hallen und Stadien gefüllt haben. Die Setlist besteht zum größten Teil aus Songs ihres fünffachen Platin Debüts „Skid Row" aus dem Jahr 1989. Und diese Songs haben ihre Intensität nicht verloren, denn „Big Guns", „Makin' A Mess", „Piece Of Me" und „18 and Life" werden lautstark mitgesungen und hauen einen immer noch aus den Schuhen. Die Hände sind natürlich insbesondere bei diesen Songs bis in die letzte Reihe oben.

Der Stimmung entsprechend steigen auch die Temperaturen in der Matrix-Röhre, das ändert sich auch nicht bei den Songs von „Slave To The Grind", das seinerzeit auch erfolgreich war, aber nicht annähernd an die Verkaufszahlen des Debüts herankam. Meiner Meinung nach kommen die Songs „Get The Fuck Out" oder „In A Darkened Room" mit Johnny Solingers Stimme sogar noch besser als mit Sebastian Bach. Das von „Subhuman Race" nicht ein Song gespielt wird, ist mir auch recht, denn irgendwie war diese Scheibe damals weder Fisch noch Fleisch und für mich gibt es keinen Song, der sich für die Setlist empfohlen hätte.

Bei der Songsauswahl haben SKID ROW damit fast alles richtig gemacht, auch wenn ich das RAMONES Cover „Psycho Therapy", bei dem Bassist Rachel Bolan die Leadvocals übernimmt, nicht ganz so klasse finde. Dafür hat die Band dann doch noch den ein oder anderen eigenen Song, den ich an der Stelle lieber gehört hätte (z.B „Quicksand Jesus", „Can't Stand The Heartache" oder „Rattlesnake Shake"). Highlight und von den Fans mehrfach gefordert ist natürlich DER Bandhit "Youth Gone Wild", den sich SKID ROW natürlich für den Zugabenteil aufgespart haben und bei dem der Refain aber mal richtig fett mitgegrölt wurde.
 
Fazit: Endlich mal wieder eine richtig volle und feierfreudige Matrix, was die drei Bands auch alle verdient haben. DEAD CITY RUINS konnten auf ganzer Linie überzeugen und haben ihre Chance eindrucksvoll genutzt, ihre Fanbase zu erweitern. UGLY KID JOE waren dann ebenfalls sehr engagiert bei der Sache und Sänger Whitefield Crane hat nichts von seiner Ausstrahlung eingebüßt. Von der Band kenne ich aber ehrlich gesagt nur drei Songs, daher war ich mit dem Rest der Titel nicht so vertraut und der richtige Kick ist bei mir ausgeblieben.
Ganz anders dann SKID ROW. Die können, vor allem mit den Songs vom Debüt, nie etwas falsch machen. Und da auch heute mal wieder der Sound in der Matrix saulaut und klasse gemischt war, hätte nur noch ein Stromausfall den Erfolg des Abends verhindern können.

Shirtpreise zwischen 15 € (DEAD CITY RUINS) und 25 € (SKID ROW) waren ok, die Security und die Mädels hinter den Bars mal wieder vorbildlich freundlich, somit bleibt nach dem Konzert nur das Pfeifen in den Ohren und die Vorfreude aufs nächste Konzert.

Setlist SKID ROW:

Let's Go
Big Guns
Makin' A Mess
Piece Of Me
18 And Life
Thick Is The Skin
Get The Fuck Out
In A Darkened Room
Kings Of Demolition
Psycho Therapy (Ramones Cover)
I Remember You
Monkey Business
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Slave To The Grind
Youth Gone Wild