Geschrieben von Montag, 15 Oktober 2007 10:12

Polo Festival Düsseldorf 2007 - Der Festivalbericht


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15.09.07 – Polo Festival 2007 Düsseldorf 

Nachdem das Polo Festival, welches eigentlich als Firmenfest des gleichnamigen Motorradzubehör-Herstellers begann, in diesem Jahr in die bereits siebte Runde ging, ist es vom Underground-Event zu einer festen Größe im eh sehr spärlichen Düsseldorfer Musikkalender geworden. 
Immerhin spielten hier in den letzten Jahren Bands wie die SCOPRPIONS, oder auch DEEP PURPLE. Und auch dieses Jahr war mit GARY MOORE ein absolutes Highlight am Start, das man sich natürlich nicht entgehen lassen durfte. Ohne großartige Werbung konnten die Veranstalter relativ früh die „Sold Out“ Schilder vor die Tür hängen. 
Mit vier Bands im Billing ist der Begriff „Festival“ vielleicht auch etwas hochgegriffen, aber so sind wir Düsseldorfer eben. Fortuna Düsseldorf spielt in unseren Köpfen ja auch schon lange wieder in der Bundesliga und nicht in der Regionalliga. 

Wettertechnisch zeigte sich Düsseldorf von seiner allerbesten Seite, und so gab es nicht nur strahlenden Sonnenschein, als pünktlich um 16:00h THE GREAT CRUSADES aus Chicago auf die Bühne kletterten, sondern auch jede Menge Durst, wodurch die Bierstände auf dem Gelände ziemlich hoch frequentiert waren. 
Als ich vor dem Festival erfuhr, dass Fernsehbratmax Horst Lichter die Anmoderationen machen würde, war ich ziemlich schockiert. Doch wider Erwarten machte der leidenschaftliche Motorradfahrer seinen Job ganz ok, und bis auf den Fauxpas, den Düsseldorfer Stadtteil Reisholz als Reisdorf anzusagen, war er ziemlich souverän. 
Und er machte auch keinen Hehl daraus, dass er während seinen Pausen dem Altbier frönte, denn seine Ansagen wurden im laufe des Abends immer… na ja, sagen wir mal lustiger. Und wer versucht, mit den Leningrad Cowboys um die Wette zu saufen, hat eh schon verloren. Ähnlich könnte man wahrscheinlich versuchen, Lemmy mit Whiskey unter den Tisch zu trinken. 

THE GREAT CRUSADES waren mir gänzlich unbekannt, und nicht nur ich dachte, bezogen auf den Bandnamen, es würde sich um eine SAXON Coverband handeln. Dem war aber nicht so, was man auch ohne sie zu hören bereits bei ihrem Aufmarsch auf die Bühne erkennen konnte. Anzüge und Krawatten passen ja nicht wirklich zu „Heavy Metal Thunder“ oder „Solid Ball Of Rock“. Trotzdem spielten die Jungens, die in ihrer Heimat alle noch regulären Jobs nachgehen, einen soliden Rock mit gelegentlich eingestreuten Blueselementen, und waren so genau die richtige Band, um einen erlebnisreichen Tag einzuläuten. Besonders auffällig war der Drummer der Band, der den gesamten Gig im Stehen absolvierte. Ob er das jetzt immer macht, oder vielleicht aus gesundheitstechnischen Gründen nicht sitzen konnte, klärte sich nicht vollends auf. 

Mittlerweile füllte sich das Gelände auch immer mehr, und als nach einer sehr kurzen Umbaupause (und einer netten Begrüßung seitens Horst „Altbier“ Lichter) zehn Finnen mit komischen Schuhen und Frisuren und zwei äußerst attraktive Finninnen die Bühne betraten, wusste jeder, was die Stunde geschlagen hat. 
Mit den LENINGRAD COWBOYS verhält es sich so: Entweder man liebt sie, oder man hasst sie. Dazwischen gibt es nichts. Die meisten der anwesenden Fans schienen sie zu lieben, denn der Funke sprang sofort aufs Publikum über. Bei dieser Band ist eben einfach nur Spaß und Party angesagt, und ihre Interpretationen von Songs wie „Ring Of Fire“, „Let There Be Rock“, „Goldfinger“, „Whiskey In The Jar“ oder auch das megageile „You’re My Heart, You’re My Soul“, das sie nach eigenen Angaben ja selber geschrieben haben, ihnen aber von zwei deutschen Touristen vor vielen, vielen Jahren gestohlen wurde, machen einfach einen riesen Spaß. 
Und nicht nur die Songs, sondern die ganze Performance auf der Bühne ist einzigartig. Schön, dass diese Band sich anscheinend selber nicht so richtig ernst nimmt, obwohl sie musikalisch alle richtig was drauf haben, sich aber völlig zu Unrecht  als die schlechteste Rock Band der Welt bezeichnen. 
Als danach der immer fröhlicher werdende Horst Lichter die nächste Band ansagte, ging an den ersten Bierständen schon langsam der Vorrat zur Neige. 

TITO & TARANTULA haben es mit der Filmmusik von „From Dusk Till Dawn“ zu einem ziemlichen hohen Bekanntheitsgrad gebracht, obwohl ich mit der Band eigentlich nie wirklich etwas anfangen konnte. Und sie schafften es auch nicht, das anwesende Publikum so richtig zu beeindrucken, denn die Reaktionen waren sehr mäßig. Schwerpunkt in der Setlist war das aktuelle, vierte Album der Formation „Andalucia“. Auch wenn die Musik von TITO & TARANTULA im Dunkeln vielleicht besser rüberkommt, hätte man besser die Plätze von ihnen und den LENINGRAD COWBOYS im Billing tauschen sollen. Zumindest, was die Reaktionen des Publikums anging. 
Die Songs hätten vielleicht ganz gut zünden können, denn  „Bullet From A Gun“ oder „Mexican Sky“ sind ja wirklich nicht schlecht, aber dafür war auch die Performance der Band einfach zu, nennen wir es mal „lustlos“. Highlight war dann auch tatsächlich der Track „After Dark“, ansonsten haben sich Tito Larriva und Co. wohl keine neuen Freunde gemacht. 
Dann lieber noch mal ein Bierchen holen, für das man jetzt schon richtig lange anstehen musste. 

Was soll man zu GARY MOORE noch groß sagen? Dass er wahrscheinlich tausende von Gitarristen mit seinem gefühlvollen und technisch hochklassigen Spiel beeinflusst hat? Dass er mit Phil Lynott zusammen bei THIN LIZZY spielte, und auch als Solo Künstler viele geniale Metal Alben einspielte, bevor er sich für den Blues entschied? Der Bericht würde wahrscheinlich den Rahmen sprengen, wenn ich beschreiben müsste, was alleine mir die Musik von GARY MOORE bedeutet. 
Der mittlerweile selbst von den farbigen Bluesmusiker-Legenden akzeptierte GARY MOORE, und diese Ehre wird nicht vielen weißen Blues Musikern zuteil, hat nichts von seiner Ausstrahlung und seinem Charisma verloren. Wenn der 57jährige Ire seine Gitarre einstöpselt, kann man immer etwas Einzigartiges erwarten. Und so war es auch diesmal.
Von der ersten Sekunde an zog GARY MOORE das Publikum in seinen Bann, wobei es gar keine Rolle spielte, ob es sich um Songs vom aktuellen Album „As Close As You Get“, wie zum Beispiel „Hard Times“, „Trouble At Home“ oder auch „If The Devil Made Whiskey“, oder um ältere Songs der Marke „Walking By Myself“, „Too Tired“ oder „Oh Pretty Woman“ handelte. Das geniale „Parisienne Walkways“, bei dem er angeblich das Solo immer variiert und es live noch niemals zweimal auf dieselbe Weise interpretiert hat, sorgte genauso für offene Münder des Staunens und der Bewunderung, wie „Don’t Believe A Word“, der einzige Song aus THIN LIZZY Tagen, den er hier spielte, und bei dem sich neben dem offenen Mund auch noch eine zentimeterdicke Gänsehaut bei mir breit machte. Nicht nur, weil er ihn in zwei verschieden Versionen, nämlich der „slow“ und der „fast“ Version spielte.
Bei den Soli hatte man das Gefühl, dass er völlig abtaucht in die Songs und sich einfach gehen lässt. Glücklicherweise hat er Musiker auf der Bühne stehen, die sich den schnell ändernden Umständen ohne Probleme anpassen können. Und mit Brian Downey an den Drums hat er schonmal einen Musiker dabei, mit dem er schon bei THIN LIZZY zusammen spielte. GARYMOORE Live zu sehen, ist wirklich ein Erlebnis, nicht nur für Blues Fans. Und wer die Gelegenheit hat, diesen Ausnahmemusiker live zu sehen, sollte nicht zögern. 

Mit einen wunderschönen Feuerwerk ging dieser tolle Tag dann zu Ende, und wir waren uns alle einig, dass wir uns dieses entspannte Mini-Festival nächstes Jahr wieder antun werden, denn hier stimmt einfach alles. 
Glücklich konnten sich auch die Fans schätzen, die bei der Verlosung eine der vier Gitarren gewonnen hatten, die von allen Bands zur Verfügung gestellt wurden. 
Unerwähnt sollte auch nicht bleiben, dass 1 Euro des sowieso schon günstigen Ticketpreises der Elterninitiative Kinderkrebskinik e.V. Düsseldorf zu Gute kam.

http://www.polo-motorrad.de 
http://www.thegreatcrusades.com 
http://www.leningradcowboys.fi 
http://www.titoandtarantula.com 
http://www.gary-moore.com