Geschrieben von Sonntag, 19 März 2006 14:46

BoySetsFire & Tribute To Nothing - Live in Osnabrück / Hyde Park


Review


Link: http://www.boysetsfire.com, http://www.tributetonothing.com, http://www.leftrighthere.de
Es gibt einfach ein paar Bands auf diesem Planeten, die man wenigstens einmal im Leben sehen sollte. BOYSETSFIRE gehören mit Sicherheit dazu. Seit mehr als zehn Jahren schaffen es diese Jungs aus Delaware völlig eigenständige Musik zu schreiben, die sich nur selten an irgendwelchen aktuellen Trends orientiert, trotzdem aber extrem populär und massenkompatibel ist. Als klar war, dass sie in Osnabrück spielen würden, war gleichzeitig auch klar, dass ich dort hin musste. Und das dachten sich auch die mindestens 800 weiteren Menschen, die den Hyde Park in Osnabrück am Abend des 18. März zwar nicht gerappelt voll aber sehr gut gefüllt hatten.

Um Punkt 20 Uhr ging es los. Die aus Minden stammende Band LEFT RIGHT HERE ging auf die Bühne. Ihre Musik lässt sich wohl am ehesten als eine Mischung aus Sunny-Ass-Punkrock und Emo beschreiben. Musikalisch erinnerten sie mich gelegentlich ein wenig an THURSDAY oder BOYSETSFIRE. Qualitativ konnten sie aber auf keinen Fall mit diesen Bands mithalten. Der Auftritt kam sehr verkrampft rüber; das Quintett schien noch nicht viel Bühnenerfahrung zu besitzen. Besonders unangenehm viel mir der Sänger auf, der in den Ansprachen zwischen den Songs sehr undeutlich sprach und krampfhaft versuchte lustig zu sein, was aber nicht wirklich funktionierte. Gesanglich war er ebenfalls nicht überzeugend, seine Stimme war ohne Ausdruck und kraftlos. Der Rest der Band befand sich auf ähnlichem Niveau: nichts sagend, langweilig und recht vorhersehbar beschreibt die Musik wohl am ehesten. LEFT RIGHT HERE waren als Local-Support ein unglücklicher Griff, da sie für meine Begriffe nur eine bessere Schülerband sind. Glücklicherweise war nach einer halben Stunde alles vorüber.

Die nächste Band hatte ich schon zweimal zuvor gesehen und auch dieses Mal überzeugten sie durch eine erstklassige Bühnenshow: TRIBUTE TO NOTHING. Das aus Worcester, UK, stammende Quartett um die drei Brüder Sam (Vocals/Guitars), Jim (Bass, Vocals) und Ben (Drums) entfesselt wirklich jedes Mal ein absolutes Feuerwerk auf der Bühne. Herumspringende Bandmitglieder, herumgeschleuderte Instrumente und viel Rock & Roll, TRIBUTE TO NOTHING wissen einfach wie man richtig gut live spielt. Mit fast zehn Jahren Live-Erfahrung, die die Band mittlerweile mit sich bringt, ist das aber auch keine Überraschung. Unterstützt wurden TRIBUTE TO NOTHING von einer kleinen Gruppe von Fans, die ihnen aus ihrer Heimatstadt hinterher gereist waren und ab dem ersten Song ordentlich das Tanzbein schwangen. TTN's Musik ist schneller und emotionsgeladener Punkrock mit viel Melodie und hohen Gitarrenlicks, über die Sänger Sam mit seinen verzweifelten Vocals auf geniale Art und Weise schreit/singt. Schade war, dass nur 20-30 Leute tanzten und der Rest des sehr mainstreamigen Publikums eher bewegungslos dastand. Das machte der Band aber wenig, sie spielten eine grandiose Show von 40 Minuten und bedankten sich sehr oft bei dem aktiven Teil des Publikums.

Um zehn vor zehn war es dann endlich so weit. Der Moment auf den alle gewartet hatten: BOYSETSFIRE betraten die Bühne. Und jetzt taute auch endlich das Publikum auf. Gleich beim ersten Song waren die ersten Crowd-Surfer zu sehen und die Menge grölte jeden Song mit. So z.B. auch bei einem der ersten Song „Release The Dogs", der fast ausschließlich von der tobenden Masse dargeboten wurde. Den Bandmitgliedern gefiel es, und so drehte die Band richtig auf und gab alles. Besonders angetan war ich vom Sänger, der jeden Song original wie auf Platte sang. Sowieso war der gesamte Live-Sound, wie auch schon bei den Vorbands, grandios und es klang wirklich wie zu Hause auf der heimischen Stereo-Anlage. Großes Lob an den Mischer!

Was mir weniger gefiel, war dass BOYSETSFIRE eine recht straighte Show durchzogen und sich wenig mit dem Publikum unterhielten sondern einfach nur die Songs spielten, davon dann aber mehr als reichlich. Die Interaktion zwischen Publikum und Band hat mir ein bisschen gefehlt. Ebenfalls recht wenig gefallen hat mir das Publikum, das doch sehr mainstreamige Aktionen ablieferte und ganz nebenbei einen Altersdurchschnitt von gut 28-30 Jahren hatte. Ich meine, ich war noch nie auf einem Hardcore-Konzert, und für meine Begriffe sind BOYSETSFIRE schon noch irgendwo eine Hardcore-Band, bei dem das Publikum wie bei SILBERMOND oder JULI bei den Songs die Hände in die Luft hob und mitklatschte. Ebenfalls recht wenig gefallen hat mir der zehnminütige Akustik-Song-Part, den BOYSETSFIRE nach einer guten dreiviertel Stunde anstimmten. Zwar war das eine ganz nette Idee, aber irgendwie hat es die ganze Energie aus dem Konzert genommen, die danach auch nicht wieder so recht zünden wollte.

Insgesamt war das Konzert aber sehr gut. Immerhin spielten BOYSETSFIRE mehr als 1 ½ Stunden, und das auf höchstem Niveau, mit, ich kann es nur noch mal betonen, einem Live-Sound, der einfach nur grandios war. Für die 17 Euro Eintritt bekam man also sehr viel geboten, was den Preis dann auch wieder ein wenig rechtfertigte.