Geschrieben von Mittwoch, 07 Mai 2008 00:45

Walpurgis Metaldays VIII - Der Nachbericht


Review

 

02.05.08 - Verhältnismäßig früh brach ich am Freitag in Richtung Hauzenberg auf, um beim Start der achten Walpurgis Metaldays auch ja pünktlich zu sein. Mein Auto interessierte das allerdings überhaupt nicht, und so blieb es kurz vor Passau erst mal stehen: Kopfdichtung sowie Motor kaputt, und ich natürlich richtig angefressen. So musste ich zunächst auf den Abschleppdienst warten, um dann mit einem Mietwagen weiterfahren zu können. Autoclub sei Dank.
Nachdem ich endlich im niederbayerischen Hauzenberg angekommen war, ein kleines Frustrationsbier geöffnet hatte und am Eingang das traditionelle, blau-weiße Festivalband bekam, konnte ich mich wieder ein wenig entspannen und auf ein schönes Festival einstimmen.

Leider hatte ich MORPHOSYS bereits verpasst, und auch von THE BURNING bekam ich nur das letzte Stück mit, weshalb ich hierüber leider kein Urteil abgeben kann. Das Bierzelt, in dem die Bühne untergebracht war, war bis jetzt erst spärlich gefüllt, aber diejenigen, die bereits vor der Absperrung standen, waren schon in bester Feierlaune.

Die vier Dänen von URKRAFT legten sich als nächstes ins Zeug, um die Festivalbesucher von der Bar vor die Bühne zu locken. So ganz wollte der Funke allerdings noch nicht überspringen. Zwar wurde das melodische Thrash-/ Deathmetalgebräu recht solide von den vier Jungs serviert, doch trotzdem waren die Reihen vor der Stage äußerst licht. Vielleicht lag es daran, dass der Sound für das Bierzelt einfach etwas zu laut und undifferenziert war.

Zwischen den Bands regnete es immer mal wieder. Wie angenehm ist es da, wenn die ganze Action in einem Bierzelt stattfindet.


Jetzt füllte sich allmählich das Zelt, und es kam zum ersten Mal richtig Stimmung auf, denn die Lokalmatadore von WOLFCHANT stürmten auf die Bühne. Die Jungs, welche auch das Festival veranstalteten, präsentierten Paganmetal vom Feinsten. Alle fünf Krieger hatten sichtlich Spaß an ihrem Auftritt sowie ihrem Festival und hüpften dementsprechend gut gelaunt, mit Blut und Dreck beschmierten Gesichtern und T-Shirts, über die Bretter. Dem Publikum gefiel die Darbietung und es feierte die Band lautstark.
So manch ein Fan forderte mehr Lautstärke, was der Tontechniker mit „ich hab schon voll aufgedreht" kommentierte. Das erklärt natürlich einiges. Eine komplett ausgelastete Anlage kann nicht wirklich gut und angenehm klingen. Vielleicht sollte man das nächste Mal auf ein etwas leistungsstärkeres System zurückgreifen, bei dem man den Regler nicht auf das Maximum drehen muss. Dies sollte aber auch schon der einzige organisatorische Knackpunkt bleiben.


Als nächstes waren SECRETS OF THE MOON an der Reihe. Die vier Deutschen bewegen sich musikalisch irgendwo zwischen Death- und Blackmetal, meist im Midtempo Bereich. Der teils äußerst schwere Sound kam nicht bei jedem im Publikum gut an, und somit war die Stimmung im Zelt auch nicht mehr ganz so überschwänglich wie noch zuvor bei WOLFCHANT. Auch wenn sich SECRETS OF THE MOON auf der Bühne äußerst solide präsentierten, so wollte auch mir der Sound einfach nicht ins Ohr kriechen. Naja, Geschmäcker sind eben verschieden.


Weiter geht es mit dem dänischen Freitag. Nach THE BURNING und URKRAFT, stand nun mit ILLDISPOSED die dritte Band aus dem Nachbarland im Norden auf dem Programm.
Wie gewohnt hatte Subwoofer Bo Summer bereits als er auf die Bühne kam ordentlich einen im Tee, brachte die Songs aber perfekt rüber. Nur die deutsch/dänischen(?) Ansagen waren zum Teil etwas unverständlich.
Übrigens war der Sound bei ILLDISPOSED an diesem Abend der Beste des Tages. So drückte die Double Base das Set mächtig nach vorne, und die Gitarren groovten fett aus den Boxen. Das machte sich auch an der Stimmung im zum ersten Mal vollen Zelt bemerkbar. Die Fans moshten und jubelten zu Songs wie "Throw Your Bolts" oder "Like Cancer", zweiteres vom neuen Album "The Prestige". Bis jetzt mein Highlight.


Als letzte Band am Freitag betrat die schwedische Formation NAGLFAR die Bretter. Die fünf Todesmetaller posten was das Zeug hielt und brachten ihre Version von schwedischem Edelstahl zum Besten. Kristoffer Olivius animierte stets die Meute, allerdings fand ich den ganzen Auftritt fast etwas zu routiniert. Mir fehlte da ein wenig das Herzblut. Dem Großteil des Publikums schien es allerdings zu gefallen, und so wurde die Band lautstark abgefeiert.

03.05.08
– Am Samstag ging es dann richtig früh wieder los. Um halb zehn gab es erst mal ein traditionelles, bayerisches Weißwurstfrühstück, und eine halbe Stunde später stand dann passend dazu die deutsch/österreichische Kombo ULTRAWURSCHT auf dem Podest. Mittlerweile haben die Jungs schon einen richtigen Kultstatus erlangt, und so war das Zelt zu so früher Stunde bereits bestens gefüllt. Die Band in den gewagten Kostümen animierte das Publikum von Anfang an zu einer Wurstschlacht, und im Fotograben durften drei mutige Junggesellen gegeneinander im Wurst-Wettessen antreten. Dazu gab es dann „Wurschtcore" in Form von Songs wie „Immortadella" oder „Dry-Cunt-Salami". Die Stimmung kochte hier bereits um kurz nach zehn am Morgen(!). Respekt. 

COMMON GRAVE
, KAOTHIC und U.G.F. bekam ich dann leider nur mit einem Ohr vom Campingplatz aus mit. Es fehlte einfach der Schlaf. Zehn Uhr kann sich verdammt früh anfühlen.


Bei ZODIAC ASS war es dann wieder etwas leerer. Die vier Jungs aus Passau trugen ihren Thrash Metal zwar überzeugend vor und versuchten auch stets das Publikum zu animieren, aber außer den ersten paar Reihen zog es die Mehrheit doch nach draußen, um ein bisschen Sonne zu tanken. Schade eigentlich, denn die Burschen haben echt was drauf.


Nach neun Jahren Pause kehrten GODS OF EMPTINESS, teilweise neu besetzt, wieder zurück auf die Bühnen der Welt, um eine nette Mischung aus Deathmetal und Grindcore aufzutischen. Der Großteil der Leute hielt sich nach wie vor draußen auf, und das Comeback schien viele nicht zu interessieren. Vom Sound her ist das für mich wirklich nicht nachvollziehbar, allerdings hätte ich mir hier etwas mehr Aktivität auf der Stage gewünscht. Naja, die Mannen müssen wahrscheinlich erst mal wieder ein wenig Live-Erfahrung sammeln.


Auch wenn ich mich wiederhole, auch bei DARKMOON blieben die meisten Festivalbesucher draußen. Pech für sie, denn sie verpassten einen sehr soliden Auftritt der Schweizer. Die Songs bewegten sich im melodischen Death-, teilweise Blackmetalbereich. Das Set war soundtechnisch äußerst abwechslungsreich und bewegte sich quer durch die elfjährige Bandgeschichte. Frontmann Matthias Borer kommunizierte den kompletten Auftritt über sehr gut mit den Fans und wirkte dabei äußerst sympathisch. Ein wirklich schöner Gig, der die paar Leute vor der Bühne und mich vollends zufrieden gestellt hat.


Nun endlich kamen allmählich die Leute in das Zelt gestapft. Zum einen hatte es wieder mal zu regnen begonnen, zum anderen betrat die dritte Band des Festivals, die den Mond als Namensgeber hat, die Bühne. Die Rede ist von THIRDMOON. Die Linzer Formation dachte sich offensichtlich "was Iron Maiden kann, können wir schon lange" und stand gleich mit drei Gitarren auf der Bühne. Die Reihen vor der Absperrung füllten sich langsam. Technisch versierter Death-/Thrashmetal aus der Schweiz schien den Besuchern gut zu schmecken. Die Stimmung wurde besser, die Haare flogen wieder und der Jubel war wieder hörbar. Das auf jeden Fall zu recht, denn THIRDMOON taten alles um das Publikum mitzureißen, und der Sound wurde wirklich gut transportiert. Zum Schluss wurde mit dem SEPULTURA-Cover „Chaos A.D." die Stimmung noch mal richtig angeheizt.


Nach meinem Auto am Freitag streikte nun auch noch meine Kamera, weshalb es leider keine Fotos der nachfolgenden Bands gibt. Hierfür eine dicke Entschuldigung.


Mal wieder stand Österreich auf dem Programm. HOLLENTHON enterten die Bühne. Martin Schirenc und Gregor Marboe waren bereits zuvor schon durch PUNGENT STENCH bekannt, allerdings eher mit Grindcore. Auch mit ihrer "neueren" Formation haben sie sich einen Namen gemacht, was man auch am Andrang merkte, denn das Zelt wurde voll. Berechtigt, denn der melodische, teilweise orchestral untermalte Blackmetal kam ziemlich fett rüber, und die Präsenz der vier Mannen auf der Bühne war äußerst mitreißend. Eine wirklich außergewöhnliche Band.

Eigentlich müssten SODOM bei ihren Auftritten gar nicht mehr spielen. Es würde völlig ausreichen, wenn sich Engelschreck Onkel Tom auf die Bühne stellt und ein Bier austrinkt. Sobald der Mann zu sehen war, brach im Zelt die Hölle los. Jetzt gab es kein Halten mehr. Die drei Thrasher hatten vom Anfang bis zum Ende ihres Sets das Publikum fest im Griff. Bei Hits wie „Wachturm" oder „Bombenhagel" wurde gemosht, gefeiert und getrunken. Selbst Angelripper schien begeistert von der guten Stimmung und feuerte das Publikum immer wieder an. Zum krönenden Abschluss des Sets gab es dann noch das MOTÖRHEAD Cover „The Ace Of Spades". Wenn es nach den Fans gegangen wäre, hätte SODOM wohl noch ewig weiter spielen dürfen, aber nach ungefähr einer Stunde war dann Schluss mit dem Siegeszug.

Die Besucher im Zelt wichen nun keinen Millimeter, denn als letzte Band der diesjährigen Walpurgis Metaldays standen ENTOMBED auf dem Programm. Die vier Schweden traten allerdings wegen mangelnder Absprache erst nach einer guten Verspätung auf den Plan. Danach gab es dann Todesblei vom allerfeinsten. Die Formation um Sänger Petrov hatte von Anfang an nicht die geringsten Probleme, das Publikum zu gewinnen. Ein ganzes Zelt in Partystimmung. Wahrlich ein großartiger Abschluss. Dieser kam allerdings etwas plötzlich, denn auf einmal war der Sound weg. ENTOMBED wollten wohl die beim Umbau verlorene Zeit nachholen und beendeten ihr Set auch nach Aufforderung der Veranstalter nicht. Diese waren also gezwungen, den Strom abzudrehen, auch wenn die Jungs auf der Bühne das nicht wirklich toll fanden. Es ist immer schade für die Fans, wenn ein Gig auf diese Weise beendet werden muss, aber ich finde bei einem Festival mitten in einem Wohngebiet ist das irgendwo verständlich. Soweit ich gehört habe, setzten sich nach dem Konzert die Organisatoren mit der Band an einen Tisch, leerten ein paar Biere zusammen und alle hatten sich wieder lieb. So löst man Konflikte unter Metallern.

Fazit:

Die achte Ausgabe der Walpurgis Metaldays war ein extrem schönes Festival, an dem es kaum etwas auszusetzen gab. Meiner Meinung nach war der einzige organisatorische Mangel die PA-Anlage, welche für das Bierzelt etwas zu laut und unausgeglichen war (weil voll aufgedreht). Von ein paar Mädels habe ich noch gehört, dass die Situation auf den Damentoiletten am Samstag nicht mehr wirklich befriedigend war, allerdings kann ich dazu natürlich nichts sagen. Ansonsten verlief auf dem Festival alles reibungslos. Obwohl mit knapp 2000 Metalfans deutlich mehr Besucher als letztes Jahr da waren, konnte sofort ein anliegender Parkplatz zur Verfügung gestellt werden. Dickes Lob!
Es gibt im süddeutschen Raum wohl kaum ein gemütlicheres Festival mit einer solch familiären Atmosphäre. Ich hatte riesigen Spaß und hoffe auf eine Fortsetzung im nächsten Jahr.
http://www.walpurgismetal.de