Geschrieben von Sonntag, 05 November 2006 04:12

The Killers - Hamburg / Große Freiheit 36


Review


Link: http://www.thekillers.co.uk

03.11.06 - Große Freiheit 36 auf der sündigen Meile in Hamburg. Als Hamburger ist der Kiez quasi wie mein Wohnzimmer, und am 03.11. wollten THE KILLERS meine Inneneinrichtung ein wenig zum Wackeln bringen. Zu Beginn des Jahres waren die vier Amis ja schon einmal in Hamburg, allerdings hatten sie seinerzeit lediglich einen Song zum Besten gegeben und sind dann von den Brettern des Grünspans gestapft. Zwei englische Praktikantinnen aus meiner Firma versuchten noch, die Stimmung durch eine Gesangseinlage zu retten, doch da war nichts zu machen. Fairerweise soll hier erwähnt werden, dass THE KILLERS damals aus gesundheitlichen Gründen den Gig absagen wollten, aufgrund einer drohenden Vertragsstrafe entschied man sich für diesen Weg. 

Doch was interessieren olle Kamellen, das Ganze ist schon kaum noch wahr, also neues Spiel neues Glück. Am Wochenende in der Freiheit oder im Docks ein Konzert anzusehen bedeutet immer, dass dieses sehr früh beginnt und früh endet, damit das Discovolk auch noch seinen Spaß haben kann. Warum ich das erwähne? Als ich nach dem Konzert die Freiheit verließ, standen zwei ungläubige KILLERS Fans vor dem Türsteher und konnten nicht glauben, dass das Konzert bereits vorbei war, es war auch gerade erst 21:15 Uhr. Doppelt ärgerlich wenn man bedenkt, dass die Hütte komplett ausverkauft war und die Karten bei ebay für € 40,- den Besitzer wechselten. 
Aber wir waren ja nun relativ pünktlich da und enterten gegen 19:00 Uhr die Freiheit. Das, was ich noch von der Vorband mitbekam, die gerade ihren letzten Song ins Publikum hauchte, hat recht amtlich gerockt und ging gut nach vorn los. Der Name war leider nirgendwo zu finden. 
Also erstmal ein paar Pilschen nehmen und den Bühnenbauern bei der Arbeit zuschauen. Kurz vor acht war es dann endlich soweit, das Licht ging aus und ein Intro, das an eine russische Polka erinnerte, kam vom Band. Es schien scheinbar nicht enden zu wollen, doch plötzlich: Spot an und THE KILLERS legten mit dem ersten Song von „Sam´s Town“ direkt los. Von meiner Empore aus konnte ich die dicht gedrängten Fans enthusiastisch hüpfen, klatschen, springen und tanzen sehen. Da stand aber auch kein einziger mehr; vom linken Tresen bis zum rechten und von ganz vorn bis ganz hinten ist jeder permanent, wie ein Flummi, auf und ab gesprungen. Eine Wahnsinns-Stimmung. Die zwei darauf folgenden Stücke gehörten ebenfalls zu den Besseren von „Sam´s Town“, bevor endlich ein Song von der heigeliebten „Hot Fuss“ Scheibe angestimmt wurde. Da gab´s kein Halten mehr, ich befürchtete schon, dass der ein oder andere hier oben über die Reling gehen würde, so ausgelassen wurden die Songs des Hitalbums abgefeiert. 

Insgesamt bestand die Setlist aus einer 50:50 Mischung aus Alt und Neu. Es war aber mehr als deutlich, was das Publikum hören wollte. Bei den „Sam´s Town“-Songs waren die Reaktionen, mal vom Beginn des Konzerts abgesehen, ziemlich verhalten. THE KILLERS haben zwar alles gegeben und die neuen Stücke sehr gut präsentiert, der Funke mochte allerdings nicht so recht überspringen. Ganz im Gegensatz zu den „Hot Fuss“-Stücken, wo die Freiheit in ihren Grundfesten erschüttert wurde. Die Amerikaner, die das Konzert im Countrylook bestritten, hatten offensichtlich auch nicht ihren laufstärksten Tag. Einzig und allein der Mann hinter der Schießbude trommelte wie ein Berserker und moshte, was das Zeug hielt. Frontmann Brandon Flowers versäumte es leider auch, das Publikum abzuholen. Die Fans lechzten regelrecht nach einer „persönlichen“ Ansprache des sympathischen Sängers, aber auch das wurde ihnen verwährt. Der Stimmung tat dies zwar kein Abbruch, es wäre aber schön gewesen. 
Und, nanu, nach 45 Minuten stellten die Jungs ihre Gitarren in die Ecke und zockelten von der Bühne. Das zeugt schon von einem gesunden Selbstbewusstsein, wobei ich dachte, dass sie vielleicht mit einer geänderten Setlist aus der Kabine wieder auf´s Feld traben würden. Falsch gedacht, zwei Zugaben und dann war schicht im Schacht. Eine Stunde (!!) Spielzeit, da wird ja der Hund in der Pfanne verrückt. Geht ja gar nicht. Sie hätten ja auch gern einen Hit doppelt spielen können, wenn sie nicht beide Alben komplett runterspielen wollen, das hätte mit Sicherheit niemanden gestört. Aber nach einer Stunde ohne Kommentar die Bühne zu verlassen, empfinde ich als ziemlich arrogant. Hmm, so früh bin ich noch nie aus einem Konzert gekommen. Krasse Nummer. 

Zusammenfassend bleibt zu sagen, dass trotz der kurzen Spielzeit das Konzert recht gut war. Wie gesagt, die neuen Stücke rocken nicht so, dafür die alten umso mehr, und das hat Einiges rausgerissen. Großartig.
Und denkt dran, immer schön pünktlich zum Konzert erscheinen, sonst steht ihr auch irgendwann mal vor der Freiheit und fragt „Wie das Konzert ist zu Ende, es ist doch erst 21 Uhr, wir sind doch gerade erst gekommen??!!“