Geschrieben von Sonntag, 06 Juli 2008 00:07

Bang Your Head 2008 - Der Festivalbericht



Zwei Tage mit traumhaftem Wetter auf der Schwäbischen Alb, 22 Bands auf der Bühne, ein Bandausfall in letzter Minute, zwei hochklassige Headliner mit Sängern, die einst als Vorreiter ihrer Zunft galten, heute aber nicht immer ihre Bestleistungen abrufen können: Wer die Erwartungen erfüllt hat und wer enttäuschte, lest ihr in unserem Bang Your Head Festivalbericht 2008
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“Operation Balingen“ war dieses Jahr das Motto in Balingen, und auch wenn JUDAS PRIEST offiziell der höchstrangige Headliner beim Bang Your Head 2008 waren, war zumindest für mich die Ankündigung, dass QUEENSRYCHE eine komplette Mindcrime-Show spielen würden, der Moment in dem ich wusste, dass ich dieses Festival nicht verpassen darf.

In Balingen angekommen, gibt es erstmal einige Änderungen zu gewohnten Abläufen. Die Campingplätze drei bis fünf  gibt es dieses Jahr nicht mehr, stattdessen wurde außerhalb von Balingen das so genannte Metalcamp errichtet, von dem aus das Festivalgelände mit einem fünfzehnminütigen Fußmarsch zu erreichen ist. Außerdem gibt es einen Shuttle-Service, der sehr gut funktioniert. Im nächsten Jahr werden darüber hinaus die jetzt noch bestehenden alten Campingplätze eins und zwei für die Besucher wegfallen und durch Flächen außerhalb ersetzt.
Auch auf dem Gelände selbst gab es Veränderungen. Auf die neue Haltestation für die Shuttle-Busse wurde mit einem zweiten Eingang reagiert, um die jetzt schubweise Ankommenden schneller abfertigen zu können. Außerdem verkleinert eine im Bau befindliche Halle das Gelände. Sollten die Baumaßnahmen in den nächsten Jahren fortgesetzt werden, dürfte sich die Orga mittelfristig nach einem anderen Austragungsort umsehen müssen.


Freitag

Doch noch findet das Bang Your Head auf dem Messegelände in Balingen statt, und die Ehre, das Festival zu eröffnen, fällt dieses Jahr CONTERCRASH zu. Die süddeutsche Newcomer-Band hatte diesen Auftritt beim Balinger Bandwettbewerb gewonnen, passt aber weder optisch noch stilistisch so wirklich zum eher traditionellen Bang Your Head Publikum. Auch wenn moderne Stilbezeichnungen im Programmheft vermieden wurden, fallen die Fünf einfach aus dem Rahmen, können sich aber immerhin über wohlwollenden Höflichkeitsapplaus freuen. Mehr ist aber nicht drin.
Von einer stilistisch unpassenden Band zur nächsten, könnte man meinen, denn auch TYR gehören zu den Bands, deren Verpflichtung ich im Vorfeld nicht so recht nachvollziehen konnte. Doch der folkige und oft dreistimmig in der Landessprache der faröer Band vorgetragene Vicking Metal fügt sich erstaunlich glatt in das restliche Programm ein und kann für die frühe Uhrzeit ein recht ordentliches Publikum begeistern. Der Auftritt krankt lediglich an einem sehr dumpfen und basslastigen Sound, der uns noch bis weit in den Nachmittag begleiten und sich bei GREAT WHITE erst einpepegeln wird.

Mit AGENT STEEL kommt dann schließlich die erste Band der alten Schule auf die Bühne, und sofort füllt sich der Platz vor der Bühne zusehens. Mit ihrem eingängigen Speed Metal sind die fünf Jungs aus Los Angeles das erste Highlight für die traditionellen Fans auf dem Gelände. Die allerdings ziehen sich nach dem Auftritt der Amerikaner erstmal wieder zurück, dass es einer Völkerwanderung nahe kommt.
Geweihe am Mikroständer, das kann nur bedeuten, dass KORPIKLAANI in den Startlöchern stehen. Ich persönlich kann mit dem Humpa-Metal der Finnen auch nicht all zu viel anfangen und gehe zu den Merchandiese-Ständen. Aus der Entfernung muss ich allerdings anerkennen, dass auch die sechs Herren aus dem hohen Norden ihr eigenes Publikum mitgebracht zu haben scheinen, und zumindest bei dem kommt der Auftritt gut an.

Der Auftritt der Bay-Area Thrasher FORBIDDEN dürfte einer der sehnsüchtig erwarteten des diesjährigen Bang Your Head Open Airs gewesen sein, denn immerhin hat man die 2007 wiedervereinigte Band noch nicht wieder all zu oft in Deutschland bewundern können. Entsprechend setzen hier - zum zweiten Mal nach AGENT STEEL - die ersten den Festivalnamen in die Tat um, und Bangen sich einem Schleudertrauma entgegen.
ENSIFERUM vergeigen dagegen erstmal den Beginn ihres Auftritts, als nach dem Ende des Intros noch nicht ein einziger Musiker auf der Bühne steht. Auch beim zweiten Abspielen des Intros wird es knapp, so dass von einem nahtlosen Übergang in die Show auch nicht die Rede sein kann. Danach ziehe ich mich allerdings auch zurück, da ich mit den Finnen weder musikalisch noch mit dem albernen Gimmick etwas anfangen kann. Publikum haben sie allerdings auch ohne mich reichlich.

Peavy Wagner ist eine Institution in der deutschen Metalszene der man, ob man seine Musik mag oder nicht, zumindest Respekt zollen muss, nachdem sich  Wagner trotz zahlreicher Schwierigkeiten wie Besetzungsproblemen nicht von seinem Weg hat abbringen lassen. Entsprechend freundlich werden RAGE vom Balinger Publikum aufgenommen und gefeiert, während sie eine bunte Mischung aus der illustren Bandgeschichte zum Besten geben.
Etwas Ähnliches haben auch WHITE LION im Sinn, als sie die Bühne entern. Bereits 2005 waren die Amerikaner in Balingen zu Gast, damals als vorher nicht angekündigter "Very Special Guest". Der kurzfristig angesetzte und arg hüftlahme Gig von damals ist aber schnell vergessen, denn Mike Tramp und seine Mannen präsentieren sich in guter Form und spielfreudig und zeigen eine Mischung aus Klassikern und Songs des aktuellen Albums. Und zumindest die Hits werden stimmgewaltig mitgesungen, so dass WHITE LION dieses Bang Your Head als vollen Erfolg verbuchen können.

Das kann auch die folgende Hard Rock-Legende von sich behaupten. GREAT WHITE haben keine einfache Zeit hinter sich. Nachdem in den 90ern, wie bei fast allen Hard Rock Bands, die Verkaufszahlen in den Keller gingen, mussten die Kalifornier 2003 einen noch weit größeren Schock verkraften. Bei einem Auftritt in Rhode Island setzt ein Pyro den Veranstaltungsort in Brand. Über 100 Zuschauer und Gitarrist Ty Longley kamen dabei ums Leben.
Es dauerte Jahre, bis sich die Band davon erholte und sich 2007 mit dem Studioalbum „Back To The Rhythm“ zurück meldete. Und auch wenn alle Musiker, nicht zuletzt Sänger Jack Russel, schon mal besser ausgesehen haben, heute genießen die Bang Your Head Besucher die Hard Rock Vollbedienung, und GREAT WHITE sind ganz offensichtlich glücklich, ihren Teil dazu beitragen zu dürfen. Klar, der eine oder andere hohe Ton sitzt nicht mehr so wie in den 80ern, aber spätestens beim Überhit „Once Bitten Twice Shy“ singt jeder vor der Bühne mit.

Von den entspannten Rocksounds geht es jetzt zu einer spannenden Frage: Wie würden sich ICEAD EARTH bei ihrer Rückkehr zum Bang Your Head schlagen? Zuletzt waren die Amerikaner 2004 in Balingen zu Gast, damals mit Tim Owens am Mikrofon und dem aufgrund des patriotischen Inhalts sehr umstrittenen „The Glourious Burdon“ Albums im Gepäck. Jetzt aber war der ursprüngliche Sänger Matt Barlow wieder an Bord, und die Kritiken von anderen Auftritten in Deutschland, wie beim Rock Hard Festival vor einigen Wochen, wahren voll der Lobes.
Mein persönlicher Eindruck: Matt Barlow ist ohne Frage der ICED EARTH Frontmann, auch wenn er immer noch aussieht wie ein Aushilfslehrer; und ICEAD EARTH haben als Co-Headliner einen soliden Auftritt hingelegt, aber zu den großen Gewinnern des Festivals gehören sie sicher nicht, dazu wirkte der Auftritt hier und da einfach zu wenig euphorisch und unbeweglich. Dass trotzdem niemand enttäuscht wurde, dürfte an der mit Klassikern gespickten Setlist gelegen haben. Vielleicht hat aber auch das Publikum bereits auf den Headliner des Abends gewartet.

QUEENSRYCHE haben sich ihren Status Ende der 80er und zu Beginn der 90er Jahre erarbeitet, danach allerdings kam nicht mehr all zu viel, was aufhorchen ließ. Auch live waren die Auftritte des ehemaligen Prog-Metal Vorreiters eher durchwachsen. Gerade Frontmann Geoff Tate konnte seine Leistungen vergangener Tage oft nicht abrufen. Um so überraschender der Auftritt beim Bang Your Head 2004, als bereits ein Mal das komplette „Operation Mindcrime“ Album gespielt wurde. QUEENSRYCHE schienen zurück zu sein, und auch die Veröffentlichung von „Operation Mindcrime 2“ deutet in die richtige Richtung, auch wenn die Fortsetzung sich nicht mit dem ersten Teil messen konnte. Jetzt also beide Teile live mit Gästen und Schauspielern auf der Bang Your Head Bühne.
Statt des gewohnten Bildes mit Verstärkern und Boxen haben QUEENSRYCHE eine Straßenszene mit mehreren Auf- und Abgängen, Treppen und einem Aufzug aufgebaut, in der beide Mindcrime-Teile aufgeführt werden. Die Show selbst ist eher Musical als klassisches Rockkonzert. Während die Instrumentalfraktion an dem Erzählen der Geschichte nicht beteiligt ist, spielt Tate die Rolle der Hauptperson Nikki und schlüpft hier und da auch noch in andere Rollen. Daneben ist auch Pamela Moore in der Rolle von Sister Mary wieder dabei, außerdem einige Schauspieler die Dr. X, hin und wieder Nikki und andere Charaktere der Geschichte mimen.
Ich gebe zu, ich hab mir besonders den ersten Mindcrime Teil im Vorfeld des Festivals so oft angehört, dass ich einige Minuten gebraucht habe um mich darauf einzustellen, dass es live natürlich nicht so klingen konnte wie aus der Konserve. Nicht zuletzt geht Geoff Tate hart auf die 50 zu, und natürlich sitzt nicht jeder hohe Ton hundertprozentig, doch gerade dadurch kommt Leben in den Auftritt. Und Tate durchlebt und durchleidet die Geschichte der Junkies Nikki, der in die terroristische Organisation des Dr. X  eintritt und Auftragsmorde begeht, bis seine Geliebte, die prostituierte und ehemalige Nonne Sister Mary, von X in den Selbstmord getrieben wird, samt seiner Versuche, sich im zweiten Teil der Saga an X zu rächen. Dabei fällt auch auf, dass der Sprung zwischen den neuen Stücken und den Songs des ersten Teils live nicht annähernd so ins Gewicht fällt wie auf Platte.
Die Publikumsreaktionen sind indessen gemischt. So mancher Besucher kann vielleicht mit so schwerer Kost allgemein wenig anfangen, und manch anderer ist zumindest nach einem langen feucht-fröhlichen Festivaltag nicht mehr in der Lage zu erfassen, was er da eigentlich geboten bekommt. Und das ist schade, denn das einziges Manko an diesem Auftritt ist der Gesangssound, der einfach lauter sein könnte. Sonst aber legen die Prog-Metaller einen praktisch perfekten Auftritt hin, und spätestens, als in den Zugaben als letztes auch noch „Silent Lucidity“ gespielt wird, schweben die Fans, die bis jetzt ausgehalten haben, in grenzenlose Glückseeligkeit.

Damit geht der erste Tag des Bang Your Head 2008 zu Ende, und nach 14 Stunden auf dem Gelände lasse ich Partyzelt und Theke links liegen und suche nur noch meine Luftmatratze.


Samstag

Die Auftritte von AGE OF EVIL, SECRECY und BREAKER fallen meinem Schönheitsschlaf zum Opfer, aber immerhin zu Beginn der dänischen Thrasher ONSLAUGHT bin ich wieder auf dem Gelände. Der Fünfer bläst der Oldschool-Fraktion ordentlich die Gehörgänge durch und dürfte in guter Erinnerung bleiben.

Und die alte Schule kommt auch weiterhin zu seinem Recht. Waren QUEENSRYCHE der theatralische Höhepunkt des Festivals, eröffnen LIZZY BORDEN den zweiten Akt. Die Männer um Sänger Lizzy (u.a. ex-VICIOUS RUMORS Gitarrist Ira Black) liefern eine Mischung aus Klassikern und Material vom neuen Album, während Lizzy selbst mit immer neuen Masken in immer neue Rollen schlüpft. Neben den gewohnten Showelementen wie der Axt und reichlich Kunstblut, die Lizzy großzügig an die Fans in den ersten Reihen verteilt, haben die Amis auch noch zwei leicht- bis fast unbekleidete Tänzerinnen dabei, von denen sich eine, ebenfalls mit reichlich Bluteinsatz, meucheln lässt. Dabei wird das Quartett von überraschend vielen Fans gefeiert und scheint genau so viel Spaß an dem Auftritt zu haben wie die Fans vor der Bühne. Lediglich Bass- und Gitarrensolo müssen bei einem zeitlich so begrenzten Festivalauftritt eigentlich nicht sein.
Und spaßig geht es danach auch weiter. TANKARD waren ja noch nie für ihre bierernsten Shows (ja, ich weiß…ein Fall für die Wortspielkasse) bekannt, und auch in Balingen haben die Frankfurter reichlich Spaß in den Backen und ballern mit ihrem alkoholschwangeren Party-Thrash alles in Grund und Boden. Bei „Freibier für Alle“ holt sich Fronter Gerre einen Fan zur Unterstützung auf die Bühne und droht auch gleich an, sich später auf dem Gelände noch das eine oder andere Freibier abzuholen. Wohl bekomm’s.

Bereits seit dem späten Vormittag war klar, dass HARDCORE SUPERSTAR und OBITUARY ihre Plätze im Billing würden tauschen müssen, da die Schweden Probleme mit ihrem Flug hatten, und so gehen die Death-Metaller aus Florida früher auf die Bühne und machen keine Gefangenen. Für mich allerdings unverständlich, dass die Herren aus Tempa die teilweise recht langen Pausen zwischen den Songs nicht mit Ansagen füllen. So muss man schon immer mal wieder einen Blick auf die Bühne werfen um zu sehen, dass der Auftritt noch nicht vorbei ist. Die Krawall-Fraktion zumindest dürfte zufrieden gewesen sein.
Leider haben es HARDCORE SUPERSTAR trotz Verlegung des Auftritts nicht geschafft. Der Flug der Sleazer hat einfach zu viel Verspätung  und so müssen die Jungs ihren Auftritt in Balingen sausen lassen. Stattdessen haben sich LIZZY BORDEN bereit erklärt, noch mal mit einem komplett neuen Set die Lücke zu füllen. Mit einigen Coverstücken wie „Long Live Rock’NRoll“ (RAINBOW) und „Born To Be Wild“ (STEPPENWOLF) heizt das Quartett dem Mob auf dem Messegelände noch ein Mal ein.

Wie stellt man sicher,  beim Zusammenstellen der Setlist keine Fehler zu machen? Man lässt die Fans über das Set abstimmen, und genau das haben GRAVE DIGGER im Vorfeld des Bang Your Head getan. So liefern sie ein Programm ab, in dem sich ein Klassiker an den anderen reiht. Das weiß auch das Publikum zu würdigen und singt sich textsicher mit Chris Boltendahl durch 60 Minuten Teutonenstahl.
Zumindest an ihren technischen Fähigkeiten kann kein Zweifel bestehen. YNGWIE J. MALMSTEEN’S RISING FORCE vereint seit Neuestem Flitzefinger YNGWIE MALMSTEEN und Ex-JUDAS PRIEST und Ex-ICED EARTH Sänger Tim „The Ripper“ Owens. Letzterer sieht aus wie Fred Durst für Arme, singt aber gewohnt brillant und fügt sich gut in das Gesamtgefüge der Band ein… zumindest bei den Songs, die als solche zu erkennen sind. Ein großer Teil des Programms besteht aus Poserei und Angeberei von Namensgeber MALMSTEEN, und spätestens nach dem vierten Stück denke ich mir: „OK, ich hab’s verstanden. Der Mann kann schnell Gitarre spielen.“ Mehr bleibt dann auch tatsächlich nicht hängen, und eigentlich bin ich ganz froh, dass der Auftritt etwas früher als geplant endet, nachdem er bereits etwas später als geplant begann. So gleicht sich eben alles aus.

SAXON sind so etwas wie das "Dinner For One" der NWoBHM. Man kennt sie in- aus auswendig, schaut sie sich trotzdem immer wieder an und wird dabei gut unterhalten. Und da macht auch dieser Abend keine Ausnahme. Sänger Biff Bifford ist nicht nur bei guter Laune, sondern auch bei ungewöhnlich guter Stimme, und so sitzen selbst die spitzesten Schreie tadellos. Auch bei der Setlist zeigen die Engländer, dass sie wissen, was die Fans wollen und reihen einen Klassiker an den nächsten, nur selten unterbrochen von Stücken des letzten Studioalbums. Die Fans danken es der Legende mit textsicherem Gesang, und auch die gewohnten Mitsingspielchen am Ende werden euphorisch mitgemacht, wobei meine Seite laut Biff die deutlich lautere ist, wen wundert’s? Am Schluss darf YNGWIE MALMSTEEN noch bei „Denim And Leather“ etwas Mitposen und vergisst dabei, dass nicht er die Hauptperson auf der Bühne ist. Spätestens beim Curtin Call sind aber wieder SAXON im Mittelpunkt, auch wenn Bassist Nibbs das Verbeugen mit den Kollegen vielleicht noch üben sollte.

SAXON sind live eine Bank, ganz anders sieht es beim Headliner des zweiten Abends aus. JUDAS PRIEST haben seit ihrer Re-Union sowohl gefeierte Shows abgeliefert als auch an anderen Tagen die Frage aufgeworfen, ob die metallische Frührente nicht vielleicht die bessere Alternative gewesen wäre. Besonders Sänger Rob Halford ist immer wieder im Zentrum der Kritik. Dazu kommt ein aktuelles Album, das weit von den von JUDAS PRIEST gewohnten Pfaden abweicht. Es wurde also noch mal spannend.
Warum man dann bei einem Festivalauftritt ausgerechnet mit einem neuen Song eröffnet, kann ich nicht nachvollziehen. Trotzdem zeigt sich spätestens beim folgenden „Metal Gods“, dass Halford zumindest gut bei Stimme ist. Die Schreie und hohen Passagen kommen recht sauber, auch wenn er einiges eher kreischt als singt. In einem anderen Punkt allerdings bin ich fast schon entsetzt, denn Halford klebt am Telepromter und klammert sich mit beiden Händen am Mikrofon fest. Wenn er sich bewegt, wirkt er ungelenk und schwerfällig, kommt nur mühsam die zum Bühnenaufbau gehörenden Treppen hoch und fällt einmal fast herunter. In jeder sich bietenden Pause verlässt er die Bühne, stapft während der Soli Richtung Ausgang, nur um kurz davor abzudrehen und mehr oder weniger teilnahmslos in der Bühnenmitte zu stehen. Von dem agilen Frontmann früherer Tage, der mit dem Publikum spielt, die Fans vollkommen in der Hand hat, ist nicht mehr viel zu sehen. Das Anheizen übernehmen jetzt vor allem Glenn und K.K.
Und trotzdem ist es alles in allem ein gelungener Auftritt der NWoBYH Legende. Auch wenn nicht ganz die Stimmung der Hochphase aufkommt, klingt es zumindest sehr ähnlich, und auch den meisten im Publikum scheint zu gefallen, was sie sehen. In der Setlist (die übrigens der Tour-Setlist entspricht) vermisse ich persönlich Hits wie „Living After Midnight“ oder „Heading Out To The Highway“, aber am Ende bin auch ich zufrieden mit dem Gebotenen. Mehr ist heute vermutlich einfach nicht drin.

Nach dem Auftritt verabschiedet sich Bang Your Head Organisator Horst noch persönlich von seinen Gästen und zählt zusammen mit Rockröhre DORO PESCH den Countdown zum traditionellen Abschluss-Feuerwerk, mit dem die Besucher entlassen werden, während DORO sich dann doch noch zu einigen Zeilen ihres Hits „All We Are“ hinreißen lässt…sie gönnt uns halt keine Pause.

Was bleibt am Ende noch zu sagen? Das absolute Highlight des Festivals waren ohne jede Diskussion QUEENSRYCHE. Ich bin froh, dabei gewesen zu sein, denn diese Show wird es so in Deutschland vermutlich nie wieder zu sehen geben. Dazu kommt die gewohnt angenehme und entspannte Stimmung und die gute Organisation, die das Bang Your Head seit Jahren zu einem der schönsten Festivals für Fans von traditionellem Metal machen.
Kleine Mankos gibt es dann aber doch. Zum einen fand ich den Stilmix, gerade am ersten Tag, nur bedingt gelungen. Ich hoffe, dass das Bang Your Head nicht anderen großen Festivals folgt, die jedes Subgenre ein wenig, aber keines richtig bedienen. Dazu kommt das alte Problem, dass Schattenplätze auf dem Gelände leider immer noch Mangelware sind. Besonders am Samstag haben sich Hunderte um die Stände herum gedrückt, nur um für einige Momente aus der Sonne zu kommen. Einige schattige Sitzgelegenheiten in den Randbereichen des Geländes zu installieren, wo sie die Sicht nicht behindern, sollte eigentlich möglich sein, und vor allem für die Rolli-Tribüne muss dringend eine Lösung gefunden werden, da die Rollstuhlfahrer auf diese Plätze angewiesen sind, um überhaupt etwas zu sehen.

Von diesen kleinen Baustellen abgesehen war das Bang Your Head aber auch 2008 wieder ein Höhepunkt der deutschen Festivalsaison.


www.bang-your-head.de

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