Geschrieben von Mittwoch, 18 März 2009 15:27

Nightwish & Pain – Köln / Palladium




Um die Parksituation rund um das Palladium zu beschreiben, genügt ein Wort: katastrophal. Als meine Begleitung und ich das Gelände erreichten, dauerte es eine geschlagene Stunde im Stop-And-Go-Verfahren, bis wir an einem Parkplatz ankamen - nur um uns von einem überforderten Einweiser sagen zu lassen, dass alle hauseigenen Parkplätze dicht sind und wir deshalb irgendwo an der Straße parken müssten. Schönen Dank auch... Aber es half alles nichts, also machten wir uns schnell an die paar Hundert Meter Fußweg zum Palladium. Am Merchandisestand dann Ernüchterung: Bloß ein einziges Tourshirt und eine Tour-Kapu-Jacke für unverschämte 30 bzw. 50 Euro, ansonsten Standard-Merch, das man für die Hälfte des Preises auch bei verschiedenen Mailordern erwerben kann.

INDICA verpassten wir, den Auftritt der Schweden PAIN konnten wir dann aber genießen. Der düstere, leicht Industrial-artige Metal um ex-HYPOCRISY-Frontmann und Produzenten Peter Tägtgren wurde sehr positiv aufgenommen, die Zuschauer im Palladium beklatschten und bejubelten die Band für eine Vorband ungewohnt stark. Beim Blick durch die Halle zeigte sich ein bunt gemischtes Publikum aus allen Alters- und Gesellschaftsschichten.
Ein Wort noch zur Konstruktion des Palladiums: Wenn man seitlich von der Bühne steht, bekommt man wegen der sichtraubenden Stützpfeiler nicht wirklich viel mit. Sehr ärgerlich, vor allem, wenn man keine 1,80 Meter misst und wenigstens über andere Köpfe hinweg schauen kann.

Gegen halb zehn erklang zu atmosphärischen Lichtern endlich das symphonische Intro, das sich bei den „Fluch der Karibik"-Soundtracks bediente. Mit dem treibenden „7 Days To The Wolves" von „Dark Passion Play" eröffneten NIGHTWISH ihren eineinhalbstündigen Auftritt, der deutlich machte, wie professionell und souverän die Skandinavier mittlerweile die Bühnen dieser Welt beherrschen. Es folgte eine Mischung aus neuen Krachern wie dem tollen Ohrwurm „Amaranth", „Sahara" und dem wunderbaren, epischen Longtrack „The Poet And The Pendulum" und Hits wie „Nemo" (mit Kunstschnee am Ende des Songs), „Dead To The World" (einem der besten "Century Child"-Tracks) und dem fantastisch gesungenem „The Siren" (natürlich singt Anette anders Tarja, versteht es aber, die Songs auf ihre eigene, sehr gute Weise zu interpretieren). „Romanticide" und das wunderschöne, traurige „Dead Boys Poem" (mit ausgedehntem Gitarrenpart, der in das Solo von „Walking In The Air" mündete) gab es auch einige Überraschungen, und sogar die geniale B-Seite „Escapist", die sich perfekt in die Setlist einfügte, wurde gespielt. Eine mutige, aber richtige Entscheidung der Band, wie der Applaus am Ende des Songs zeigte.. Den Abschluss bildete schließlich das „Once"-Trio „Dark Chest Of Wonders" (mit Pyros und Flammen passend unterlegt),  „Ghost Love Score" (was für ein Epos!) und „Wish I Had An Angel".

Der Sound war gut und nicht zu laut, das Bühnenbild mit einem großen Anker, Felsen und einem Boot, in dem sich Tuomas mit seinem Keyboard befand, sehr stimmig, die Lightshow richtig gut und abwechslungsreich, und die zahlreichen Effekte (Flammensäulen, Konfettiregen, Knaller, Fontänen, Kuntsschnee usw.) boten sehr viel fürs Auge.
Anette überraschte mit blondgefärbten Haaren und einem sehr schicken, schwarzen Abendkleid, doch die hübsche Sängerin sorgte nicht nur durch ihr Aussehen, sondern vor allem mit ihrer Stimme für Begeisterung. Obwohl sie neben Tarja-Tracks auch manche Passagen aus „Dark Passion Play"-Songs tiefer und anders als auf CD sang, zeigte sich die Sängerin in sehr guter stimmlicher Verfassung. Auch der Rest der Band war bei seinem ersten Deutschland-Auftritt dieser Tour in Topform. Jukka zerkloppte fachgerecht sein Drumkit, Marco überzeugte sowohl am Bass und mit seinem Gesang als auch an der Akustikgitarre bei der wunderschönen. folkigen Ballade „The Islander", Emppus Riffs und Soli waren tadellos, und Mastermind Tuomas fühlte sich in seinem Boot sichtlich wohl.

Die Stimmung auf der Bühne war gelöst, es wurde gescherzt, am Ende gab es Umarmungen - ein Indiz dafür, dass sich mit der neuen Sängerin Anette etwas zum Guten gewendet hat. Trotz des bombastischen Meisterwerks „Dark Passion Play" sind NIGHTWISH auf der Bühne rockiger geworden, es gab kaum eine harte Passage, in der Anette die Zuschauer nicht mit „Hey! Hey!"-Rufen zum Mitmachen animierte und die Hände in der Luft sehen wollte. Obwohl ich den Gesang von Tarja sowohl bei den alten NIGHTWISH-Sachen als auch auf ihrem Soloalbum „My Winterstorm" liebe: Anette passt hervorragend zum Rest der Band und bringt ein raues und rockiges Element mit, das NIGHTWISH sehr gut zu Gesicht steht.


Leise Kritik muss ich noch an der Setlist äußern: die Single "Bye Bye Beautiful", ein Song von „Oceanborn" oder noch einer von „Wishmaster" hätten nicht nur mir sehr gut gefallen. Auch die Spielzeit war ein wenig kurz, mit ein oder zwei Songs mehr wäre das Glück perfekt gewesen.
Sei's drum: NIGHTWISH haben einen absolut überzeugenden Auftritt abgeliefert, der sowohl vom Sound und Zusammenspiel der Band als auch der bombastischen Show her absolut gelungen war. Bitte, bitte, NIGHTWISH: Kommt ganz schnell wieder, packt euch noch zwei Songs mehr drauf und bringt die Hallen mit der gleichen Spielfreude und demselben fabelhaften Gesang erneut zum Kochen!

 

Setlist

7 Days To The wolves
Dead To The World
The Siren
Amaranth
Romanticide
Dead Boy's Poem
The Poet And The Pendulum
Nemo
Sahara
The Islander
Escapist
Dark Chest Of Wonders

Zugaben:
Ghost Love Score
Wish I Had An Angel