Geschrieben von Mittwoch, 12 September 2018 16:00

Night Demon, Screamer, Iron Kobra & Shock Out - Konzertbericht aus dem Lükaz, Lünen

Lünen, 07.09.2012 – Bereits seit März 2017 sind die amerikanischen Senkrechtstarter NIGHT DEMON auf Tour zu ihrem aktuellen Album "Darkness Remains". Mit dem Gig im nordrhein-westfälischen Lünen beschließt das Trio seine "Live Darkness Over Europe 2018"-Tour und hat mit SHOCK OUT, IRON KOBRA und SCREAMER gleich dreifach Verstärkung im Gepäck, um die erwartungsfreudige Meute im sehr überschaubaren Jugendzentrum anzuheizen.

SHOCK OUT legen rockig vor

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Während die lange Schlange die Abendkasse so lange frequentiert, bis sich das Lükaz ein "Sold out"-Schild an die Tür hängen darf, beginnen SHOCK OUT aus Lünen ihren Auftritt vor wenigen Leuten mit gefälligem, aber wenig aufregendem Rock'n'Roll. Die Performance wirkt statisch, die Jungs sind aber durchaus ambitioniert.

Weil die Band gleich mehrere Gründe zum Feiern hat (fünfter Bandgeburtstag, aktuelle Geburtstage der vier Mitglieder), spendiert sie zwei Paletten Paderborner - eine sympathische Geste, die sicher für den ein oder anderen zusätzlichen Zuschauer gesorgt haben dürfte.

IRON KOBRA: Sympathisch, aber verzichtbar

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IRON KOBRA aus Gelsenkirchen passen mit ihrem traditionellen Metal schon wesentlich besser zum restlichen Programm als SHOCK OUT und dürfen sich über deutlich größeren Zuspruch freuen.

Das Quartett nutzt die paar Minuten, die nach dem schnellen Soundcheck übrig sind, um einfach schon mal anzufangen und wirkt spielfreudig und selbstbewusst. Insbesondere der Drummer macht mit Wahsninns-Tempo Eindruck.

Musikalisch lässt mich die Truppe allerdings völlig kalt, weil der traditionelle Stoff zu schwach ist, um in irgendeiner Form nachzuwirken und Sänger/Gitarrist Sir Serpent noch einige Übungsstunden vor sich hat. Zu allem Überfluss zeigt die Truppe mit Songs wie der neuen Single "Kerker & Drachen", wie traditioneller Metal mit deutschen Texten eben nicht geht.

Schwedischer Stahl von SCREAMER

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Bei SCREAMER wird's dann ordentlich voll im Publikum, auch wenn noch einige Gestalten im Vorraum herumwuseln, um sich mit Merch oder CDs einzudecken, auf der Terrasse zu rauchen oder eine Pinkelpause einzuschieben. Als wäre die Bühne nicht schon klein genug, bringen die Schweden noch zwei Banner unter und stehen schließlich zu fünft auf dem Podest.

Trotz des sehr eingeschränkten Platzes sind die Bandmitglieder extrem aktiv und interagieren ständig mit dem Publikum. Andreas Wikström hebt sich mit angenehm tiefen Vocals wohltuend von all den Sängern mit Scream-Vorliebe ab. Der traditionelle, melodische Stoff weiß zwar zu gefallen, richtig was hängen bleibt allerdings nicht. Qualitativ sind SCREAMER noch ein gutes Stück von ENFORCER, RAM und Konsorten entfernt. 

Unzufrieden sind am Ende des einstündigen Sets aber weder Band noch Fans.

Pure Power, unbändige Spielfreude: NIGHT DEMON

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Mehr als drei Stunden nach Beginn (erwähnte ich, dass mir zu viele Vorbands tierisch auf den Sack gehen?) darf mit NIGHT DEMON dann endlich der Headliner ran. Das Lükaz ist mittlerweile proppenvoll, es ist heiß und eng.

Mit "Welcome To The Night", dessen Intro wie immer vom Band kommt, legt sich das Trio direkt voll ins Zeug und punktet von der ersten bis zur letzten Sekunde mit einer unfassbaren Energie. Während Dusty Squires seine Felle verdrischt und schon nach wenigen Songs in Schweiß badet, sind Armand John Anthony und Jarvis Leatherby stets in Bewegung, laufen über die Bühne und bangen mit den Fans.

Nach "Full Speed Ahead" reißt das Trio MOTÖRHEADs "Overkill" an, das schließlich in "Ritual" mündet und spielt sich mit famosen Nummern wie "Dawn Rider", "Maiden Hell", "The Howling Man", "Black Widow", "Screams In The Night", dem Instrumental "Flight Of The Manticore" inklusive Stagedive von James Leatherby und "Chalice", zu dem der Teufel höchstselbst auf die Bühne kommt, in einen wahren Rausch. Ansagen gibt's kaum welche, Verschnaufpausen auch nicht, bis das getragene "Darkness Remains" erschallt.

Nach dem gut umgesetzten SCORPIONS-Cover "In Trance" beschließen die Amerikaner mit "Heavy Metal Heat" und der Bandhymne "NIght Demon" ihr umjubeltes Set nach 80 Minuten etwas früher als geplant, was an der enormen Geschwindigkeit liegt, mit der das Trio seine Songs noch schneller als auf dem fantastischen "Live Darkness" durchprügelt.

Zwei Kritikpunkte gibt's dennoch: Zum einen Fans, die meinen, andere Leute in Moshpits zu schubsen, wäre cool. Überhaupt sind Moshpits bei dieser Art von Musik absolut idiotisch. Zum anderen den Sound, der allerspätestens beim Hauptact einfach nur noch so laut ist, dass mir die Ohren trotz Gehörschutz klingeln.

Bis sich NIGHT DEMON wieder auf europäischen Bühnen blicken lassen, dürfte einige Zeit vergehen. Nach einer kurzen Pause will das Trio sein drittes Album in Angriff nehmen. Ob die Locations danach weiterhin so überschaubar bleiben, wie das nur wenige Hundert Zuschauer fassende Lükaz, bleibt abzuwarten. Freuen darf man sich aber schon jetzt: Mit seiner unbändigen Energie ist das Trio live einfach eine Macht!