Geschrieben von Donnerstag, 23 November 2006 16:55

Empty Vision Release-Party - Arpke / Jugendzentrum


Review
18.11.06 - Es war schon stockdunkel, als ich in Hannover aus dem Zug hüpfte und in Richtung Wolfsburg umstieg. Nach wenigen Minuten erreichte der schöne Regionalexpress Arpke / Immensen, und jetzt fangen bei vielen sicher die Fragezeichen an zu leuchten - bei mir auch. Meiner Meinung nach kann man auch getrost die letzte Ruhe antreten, ohne Arpke ausgiebig bereist zu haben. Von dort wurde ich wiederum mit einem Auto von vertrauten Gesichtern abgeholt, die mich dann zum Jugendzentrum fuhren, wo auch schon eine Hand voll Leute herumstand, von denen ich erschreckend viele vom Sehen kannte. Der erste Teil war ja immerhin geschafft.
WITH FIRE tischten ein sehr melodisches Gebräu auf, plakativ alkoholfrei natürlich. Von dem ersten Song an war auch Bewegung im Spiel, und da ich das sonst eher weniger enthusiastisch bei der ersten Band gewöhnt war, staunte ich nicht schlecht. Ihr Sänger hatte sich nicht gerade dezente Kreuze auf den Handrücken gemalt und sprang vorne herum wie ein Tollwütiger. Obwohl ich am Eingang kein Schild gesehen hatte, war auch nicht eine Zigarette am Glühen, doch die Luft war schnell von Schweiß und Hitze geschwängert. Durchwachsen von technischen Schwierigkeiten, wie knisternden Kabeln oder komplett ausfallenden Bassuntermalungen - geht ja notfalls auch ohne -, vermochte der Auftritt zu begeistern. Die in Herzblut getränkten Ansagen über Zusammenhalt, Ideologien oder Ausschlachtung des Fan-Kapitals durch renommierte Rucksack-Hersteller setzten stimmige Akzente in die leider nur dreißigminütige Aufführung.

RIOTBEATSHOT gingen die Sache noch eine Runde ernster an. Wesentlich gedrückter, schwermütiger und dunkler kamen ihre Stücke auf die nun etwas zur Ruhe gekommenen Zuschauer aus ganz Deutschland zugerollt. Ihr kahl rasierter Schreihals gab einige Stücke auf Türkisch zum Besten, was ich zuvor noch nie in so einer Musik gehört hatte, und was mich angenehm überraschte. Die ganze Band trug T-Shirts der nicht ganz so heimlichen Headliner und Gastgeber an diesem Abend. Die Herren erhielten zwar auch ordentlich Künstlerbrot, doch wurde nicht ganz so enthusiastisch abgefeiert wie ihre Vorgänger, was vielleicht zuletzt an den weniger tanzbaren Liedern lag. Zu bemängeln gab es jedenfalls nichts Nennenswertes, und so verging auch diese halbe Stunde flott.

Ein angereister Freund prophezeite mir bereits, dass RITUAL recht eigen rüberkommen würden, und er war nicht der Einzige, der mit großer Neugier und großen Erwartungen ins Feld zog. So ergatterte ich auch nur einen Platz recht weit hinten, was sich aber als wenig katastrophal herausstellen sollte. Es dauerte nämlich nur wenige Sekunden, bis die Körper reihenweise über die ausgestreckten Arme purzelten. Bei der recht geringen Deckenhöhe des Zimmers bedurfte es demnach auch nur noch wenig mehr, bis die ersten Deckenleisten eingetreten waren. Bereits nach den ersten zwei Stücken war die davor einwandfreie Decke übel verbeult und ein Scheinwerfer ausgetreten. Wo gehobelt wird, da fallen Späne.
RITUAL klangen nicht so umwerfend anders, wie ich erwartet hatte, doch sie brachten in ihre flotten, energievollen Lieder eine seltsame Note, die ich nicht in Worte fassen kann, sodass ich erneut vorzüglich unterhalten war, während zwei Schritte vor mir das Jugendzentrum auseinander genommen wurde und vereinzelt Leute auf den Tisch mit den Tier-Recht-Prospekten und dem Merchandise segelten.

Dass das EMPTY VISION noch überbieten würden, stand für mich außer Frage. Randvoll stapelte sich die Menge vor der Bühne, und ab dem ersten Ton von "The Rise" rasten Menschen von links nach rechts, stürzten sich auf das Mikro, tanzten und kletterten über die Besucher. "Unbreakable" folgte darauf, und bis zum Schluss wurden alle wichtigen Stücke des neuen Albums von "Bloody Knees" über "In Our Hands" abgehakt. Ganz besonders erwähnenswert war das "Scratch The Surface"-Cover der New Yorker Legende, "Nothing Stays The Same", "We Are The Change" und "Where It Will Remain". Selten haben ich soviel Energie sprühen sehen, wie in dieser knappen dreiviertel Stunde, die trotz der Zugaben und winzigen Verschnaufpausen vorbeigerast war.

RUINER von der Ostküste der Vereinigten Staaten sollten diesem Abend nun ein Ende setzen. Trotz aller Bemühungen schafften sie es nicht, so zu überzeugen wie die Gastgeber und zeigten sich auch streckenweise leicht enttäuscht darüber. Ihre Stücke waren auch in der Regel schneller, stumpfer und einfacher, sodass zwar immer noch ein Großteil exzessiv feierte, aber sich viele bereits im Treppenhaus unterhielten, da für sie der Abend schon gelaufen war. Ihr stämmiger Frontmann spuckte und brüllte verschwitzt und später auch oben ohne, doch der Funke sprang nicht zu mir rüber.
Fazit: Ein ehrlicher, schöner Abend, der mir wohl sehr lange in Erinnerung bleiben wird, irgendwo im Nirgendwo.

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