Geschrieben von Sonntag, 28 Oktober 2007 21:33

Killswitch Engage, Devildriver & God Forbid - Köln / E-Werk


Review

04.10. - Nach dem letzten Auftritt in der Kölner Live Music Hall wollten KILLSWITCH ENGAGE, beziehungsweise ihre Bookingagentur, wohl so richtig einen auf dicke Hose machen. Schließlich beackern im 3500 Menschen fassenden Palladium, wo das Konzert ursprünglich angesetzt war, nur die dicksten Nummern des Musikbiz die Bühne. Mit THE SORROW, THE BLED und DEVILDRIVER hatten die Jungs aus Massachusetts als amtlichen Support noch die zweite Reihe der Hart-Und-Heftig-Szene dabei. Doch Pustekuchen - um die zweitgrößte Kölner Eventhalle zu füllen, reicht der Status von KILLSWITCH ENGAGE trotz Schwergewichtstitel doch noch nicht aus. Das Konzert wurde kurzerhand in das kleinere E-Werk verlegt. Egal, Hauptsache es wird gerockt!



Die zweite Überraschung ließ jedoch nicht lange auf sich warten. Als ich ankam, lärmte statt THE BLED die wohl farbigste Truppe der (nicht mehr so) neuen amerikanischen Metalszene: GOD FORBID. Da ich die irgendwie eigenwillige Band bereits drei mal vorher live sehen durfte, gab ich mir nur die letzten vier Songs. Live sind GOD FORBID leider auch ein zweischneidiges Schwert, denn einerseits treten die Jungs mit viel Spielfreude und technischer Klasse auf, andererseits lassen ihre Nummern trotz der vielen Metalcore-Zutaten die nötige Eingängigkeit vermissen.

Das war bei DEVILDRIVER nicht das Problem. Die fiesen Knüppelattacken gehen immer direkt auf die Zwölf, ohne dass es an Feinheiten mangelt. Schließlich haben die beiden Gitarristen so einiges auf dem Kasten. Wer die Leads und Soli aus dem letzten Hammer-Werk „The Last Kind Words" kennt, weiß Bescheid. Theoretisch. Praktisch gingen im Non-Stop-Geholze und dank des miesen Sounds leider viele kleine Hitmelodien unter. Aber es ist ja nicht jeder so ein Korinthenkacker wie ich, weshalb die Menge zu Tanzeinlagen wie „Hold Back The Day", „I Could Care Less", „Swinging The Dead" und „Clouds Over California" ordentlich abmoshte und Dez und seine Bande gebührend abgefeiert wurden. Übrigens muss man vor der Leistung von Ex-Coal-Chamber-Frontmann Dez Farfara ganz klar den Hut ziehen, denn was dieser Bösewicht mit seinen über 40 Jahren an Gesangsperformance abzieht, ist mehr als nur Metal. Dieser Mann hat eine einzigartige Ausdruckskraft. Einfach cool!

Doch nach dem grandiosen Auftritt von KILLSWITCH ENGAGE muss man leider alles davor Gehörte als Kindergarten degradieren. Und das, obwohl die kommerziellen Wegbereiter des Metalcore sich noch am ehesten wie kleine Lausbuben verhalten haben. Einen nicht unerheblichen Anteil steuerte (endlich) wieder Dauerkasper Adam Dutkiewitz bei - diesmal mit Vampir-Umhang. Aber gerade der Spaß in den Backen, den man den Jungs jederzeit angesehen hat, machte diesen Auftritt zur wahren Freude. Denn Metal, so hart er auch gespielt wird, ist letztendlich nur Show - und die macht nur Spaß, wenn sie allen - vor und auf der Bühne - Spaß macht. Aber auch die enorme Hitdichte, die KILLSWITCH ENGAGE mittlerweile an den Tag legen, ließ keine Wünsche offen. Den Kopf still zu halten oder die Stehnachbarn nicht mit Airdrumming zu nerven, war quasi unmöglich. 

Der Gig war zwar ein relativ typischer Auftritt für den sympathischen Fünfer, aber die Energie, die die Jungs um Howard Jones versprühten, war auch diesmal einfach nur atemberaubend. Und da auch bei der Spieldauer (80min) und Setlist alles stimmte - eine verdammt gute Mischung aus allen drei Alben - kann man nur von einem durch und durch gelungenen Auftritt sprechen, der garantiert allen Fans positiv in Erinnerung bleiben wird. Ganz besonders, weil sich die gefeierten Szene-Helden es sich nicht nehmen ließen, als letzte Zugabe ihre geniale Coverversion von DIOs „Holy Diver" als „Rausschmeißer" zu spielen. Saugeil! Wer mit einer Fremdinterpretation sein Konzert beendet, hat normalerweise selber nicht genug auf der Pfanne, aber bei KILLSWITCH ENGAGE war dieser Coup einfach nur lässig und passte zum lockeren Gesamtauftritt der fünf Metalboys. 

P.S. THE SORROW hab ich verpasst. Aber vier Bands auf einer Tour sind eh zu viel.

www.killswitchengage.com
www.devildriver.com
www.godforbid1.com
www.thesorrow1.com