Zombie Motors Wrecking Yard - Supersonic Rock'N Roll Tipp

Zombie Motors Wrecking Yard - Supersonic Rock'N Roll
    Stoner Blues

    Label: Napalm Records
    VÖ: 24.02.2017
    Bewertung:8/10

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Das Debütalbum einer australischen Band und keine Ahnung was mich erwartet, ein Bandname, der sich in meiner B-Movie Sammlung verstecken könnte und ein Albumcover, das man vor den Schwiegereltern verstecken muss. Perfekt also, um sich als Redaktionsneuling mal so richtig auszutoben.

Ein erstes Hören sagt „Alles richtig gemacht“: Texte, die auf ihre unpoetisch-plumpe Art bei genauer Betrachtung doch mit großer Wortgewandtheit und ganz eigener Ästhetik "sex, drugs and rock'n'roll" sagen, mit Überzeugung und Stimmsicherheit rotzig gesungen und kontrastreich untermalt.

Nachdem man von "Grind the Grinder" und "Dead Smile" eingängig, unnachgiebig und mit auffälliger Häufung des Buchstaben "f" nach vorne getrieben wurde, läuft man mit Schwung in das leicht psychedelische Intro zu "Galactic Motherfucker", das offensichtlich den Sci-Fi-Dirt einleitet, der im Promotext versprochen wurde. Kurz darauf schlägt die Band aber mit "Love for Speed" stark in Richtung Punk, ohne allerdings dabei das Spielen zu verlernen und das auch weiterhin mit eindrucksvollen Gittarensoli zeigt. Nachdem man dann, kurz in Nostalgie versetzt, ins Grübeln gekommen ist, wann genau man das letzte Mal die alten Punk-Platten der Jugend ausgegraben hat, muss man doch kurz nachgucken, ob nicht jemand heimlich die CD gewechselt hat, wenn einen die Blues-Gitarre zu "Roll'N Burn" aus den Gedanken reißt.

Direkt im Anschluss an den etwas unerwarteten aber sehr guten Ausflug in den Blues, der gerade durch den Kontrast noch etwas mehr im Gedächtnis bleibt, geht es "Fight Fight Fight" übergangslos wieder zurück zu alter Form, unterbrochen nur von einem kurzen Ausflug in die Stoner-Wüste mit gemütlich nebeligem Gitarrengeklimper, bevor es mit Schwung weiter geht.
Der titelgebende Song "Supersonic Rock'N Roll" geht dagegen etwas unter, bevor die Band mit "Bad Boy Benny" wieder kraftvollen und überzeugten Blues spielt, als hätte sie das ganze Album nichts anderes gemacht. Das großartige "God of No" holt einen mit entspanntem aber doch treibendem Groove aus der Blues-Stimmung ab, bevor dann richtig Fahrt aufnimmt. "Judas" ist danach kein schlechter Abschluss, wird aber dem Rest der Platte nicht ganz gerecht.

Alles in allem ist "Supersonic Rock'n Roll" ein solides Erstlingswerk, aber noch lange nicht perfekt. Auf der einen Seite lässt es einen klaren Stil erkennen, auf der anderen Seite geht es aber so offensiv mit seinen Einflüssen um, dass jeder Song einen deutlich erkennbaren Stammbaum aufweisen kann. Den B-Movie-Flair, den der Bandname verspricht, kann ZOMBIE MOTORS WRECKING YARD voll abliefern: Ob man sie mit "Bad Boy Benny" ohne große geistig Verrenkung auf der Bühne des Titty Twisters stehen oder zu "Love for Speed" mit buschigen Koteletten in schlecht sitzenden Lederjacken auf dreckigen Motorrädern in den Sonnenuntergang fahren sieht.
Leider hat man manchmal den Eindruck, besonders bei den ersten Titeln, dass der Rest der Band versucht, etwas Abstand zu halten, während Frontmann Ran mit so viel Hingabe seine Stimme vergewaltigt, dass man selbst beim Hören ein Kratzen im Hals spürt. Insgesamt aber ein großartiger Soundtrack, um dabei geblitzt zu werden, der der live sicherlich noch wesentlich mehr Spaß macht.

Neben dem obligatorischen "Wann gibt es mehr?" lösen ZOMBIE MOTORS WRECKING YARD mit ihrem Debüt aber noch weitere Fragen in mir aus, wie "Warum war meine einzige Interaktion mit Stoner Rock bisher zur Kenntnis zu nehmen, dass er existiert?", "Warum haben wir nicht mehr Bands aus Australien?" und "Wie wird es im historischen Kontext einzuordnen sein, dass meine erste Amtshandlung bei BurnYourEars die Empfehlung eines Albums war, das Textzeilen wie "my baby got drugs for me","the pussy's flowing hot tonight" und "I stroke my beard, while I drink a bottle of rum just watching porn and trying to get something done" enthält?"