Opeth - In Live Concert At The Royal Albert Hall (Doppel-DVD) Tipp



Stil (Spielzeit): Progressive/Death Metal (ca. 260 min.)
Label/Vertrieb (VÖ): Roadrunner Records (17.09.10)
Bewertung: 9/10

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Wenn OPETH-Mastermind Mikael Akerfeldt etwas anpackt, dann auch richtig. Eigentlich sollte es zum 20-jährigen Bandjubiläum nur eine Minishow in einem schwedischen Pub mit vielen Freunden geben (wenn denn überhaupt), doch aus der ursprünglichen Idee wurde die größte Tour, die OPETH bisher gespielt haben. In ausgewählten historischen Theatern (u.a. auch in Essen) zeigte man eine besondere Show, in deren Rahmen auch der zehnjährige Geburtstag des für viele besten OPETH-Albums "Blackwater Park" gebührend gefeiert wurde.

Auch in der altehrwürdigen Londoner Royal Albert Hall ließen die Schweden den Boden erzittern. Mikael Akerfeldt scherzt während des Konzertes, dass Gegrunze, Death Metal und vor allem Flüche in dem wunderschönen Saal noch nie zu hören waren, und er hat Recht. Diese Show bildete den passenden Rahmen für eine Liveaufzeichnung namens "In Live Concert At The Royal Alber Hall". Ein Blick aufs Cover verrät, dass nicht nur der Titel eine ironische Verbeugung vor DEEP PURPLE ist. Das Doppel-DVD-Set (wahlweise auch als Variante mit fünf CDs und als Luxusausgabe mit LPs, Lithograph etc.) bietet den kompletten Auftritt, eine On The Road-Doku und ein ausführliches Interview mit Mikael Akerfeldt, der von den Fans gestellte Fragen beantwortet und im Schnelldurchlauf die Bandhistorie Revuew passieren lässt. Leider kann man durch die Aufteilung der beiden Discs das Konzert nicht am Stück genießen: Die erste DVD enthält die Liveperformance des gesamten "Blackwater Park"-Albums und das erwähnte Interview, DVD zwei hingegen den kürzeren zweiten Konzertblock mit je einem aller bisher veröffentlichten Alben und die Dokumentation. Das ist zwar nur ein kleiner Schönheitsfehler, aber es wäre schön gewesen, die dreistündige Livedarbietung an einem Stück sehen zu können.

Über den Auftritt an sich kann man zu keinem Zeitpunkt meckern, da gibt es nicht mal den kleinsten Schönheitsfehler. Die Fans werden sich ein Loch im Bauch über die "Blackwater Park"-Performance freuen, und auch die Setlist auf der zweiten DVD (mit Highlights wie "April Ethereal", "The Moor" und "The Lotus Eater") macht große Freude. OPETH haben keine "Crank"-Schnittfolgen nötig, sondern können die Kamera auch mehrere Sekunden lang auf ein und denselben Mann gerichtet lassen. Die Royal Albert Hall gibt eine sehr schöne Kulisse mit begeisterten Fans ab, die gesamte Band zockt absolut routiniert, höchst professionell und ist technisch über sämtliche Zweifel erhaben. Mikael Akerfeldt ist natürlich der Fixpunkt, der nicht nur brillant Gitarre spielen kann, sondern den Wechsel aus Growls und cleanem Gesang perfekt beherrscht. Der äußerst charismatische Gegensatz aus völlig trockenen, herrlich ironischen und ruhigen Ansagen und dem progressiven, anspruchsvollen Death Metal begeistert nach "The Roundhouse Tapes" auch diesmal wieder. Der Sänger macht einfach einen absolut sympathischen und bodenständigen Eindruck. Das bestätigt sich auch in dem 45-minütigen Interview, in dem selbst Hardcore-Fans noch einiges Wissenswertes über das Leben des Schweden erfahren. Man sitzt quasi permanent schmunzelnd vor dem Bildschirm und hängt begierig an den Lippen Akerfeldts, der eine Anekdote nach der anderen zum Besten gibt. Ähnlich kurzweilig ist auch die Dokumentation auf der zweiten DVD.

Zum Besprechen lag mir noch keine finale Version von "In Live Concert At The Royal Albert Hall" vor, deshalb habe ich lange überlegt, ob ich die DVD überhaupt bewerte, da ich nicht viel über Bild und Ton der endgültigen Version sagen kann. Das Bild und der Sound sollen in der Verkaufsversion um einiges besser sein. Bildtechnisch könnte man in der heutigen HD-Zeit tatsächlich mehr erwarten, der Sound ist jedoch bereits in dieser Fassung absolut nicht zu beanstanden. Im Gegenteil, er ist druckvoll und sehr gut abgemischt (und klingt richtig live). Selbst in dieser Fassung wäre das Doppel-DVD-Package ein absoluter Pflichtkauf für alle, die auch nur am Rande etwas mit progressivem Death Metal zu tun haben, deshalb gibt's letztendlich eben doch eine Bewertung.

Bis auf den kleinen Fauxpas mit der Aufteilung des Konzertes und Zusatzmaterials (das andere aber vielleicht gar nicht stört) ist OPETH erneut eine fantastische, sogar noch bessere DVD als "The Roundhouse Tapes" gelungen, die abendfüllende Unterhaltung bietet und ein tolles Geschenk an die Fans, aber auch an die Band selbst ist. Alles Gute zum 20-Jährigen!