Dream Theater - Live At Luna Park (Blu-ray)

Dream Theater - Live At Luna Park (Blu-ray)
Der Rauswurf von Gründungsmitglied Mike Portnoy bedeutete für DREAM THEATER und ihre Fans eine Zäsur. Nachdem mit Mike Mangini ein neuer Drummer gefunden war, folgte mit “A Dramatic Turn Of Events” und einer 15-monatigen Tour der Neubeginn der Progressive Metal-Institution. Natürlich ließ es sich das Quintett nicht nehmen, einen der Auftritte mit frischem Blut hinter dem Drumkit für die Nachwelt festzuhalten. Und trotz mehrerer Veröffentlichungen in den letzten Jahren (“Chaos In Motion”, “Score”) hat ein weiterer Livemitschnitt nach solch einem Schnitt durchaus seine Berechtigung.

Mitgeschnitten wurde der Auftritt, der auf Blu-ray, Doppel-DVD und als Boxset zu haben ist, am 19. und 20. August 2012 im Luna Park Stadion im argentinischen Buenos Aires. Die Trackliste der BD umfast 20 Tracks aus (fast) allen Alben von DREAM THEATER, wobei der zur Zeit des Auftritts aktuellen Scheibe “A Dramatic Turn Of Events” naturgemäß besondere Beachtung geschenkt wurde. Sechs Bonustracks (DREAM THEATER änderten allabendlich die Setlist) und damit alle Songs, die an den beiden Abenden gespielt wurden, sorgen für eine Spielzeit von mehr als drei Stunden. Dazu kommen noch eine Dokumentation, Trailer und Behind-the-scenes-Material als Bonus. Abgerundet wird der Release von einem bebilderten Booklet. Vom Umfang hier bietet “Live At Luna Park” also massig value for money.

Aber: Nicht der Umfang zählt am Ende, sondern die Qualität. Die ist zum einen deutlich besser als bei vergleichbaren Veröffentlichungen, zum anderen aber nicht ganz so hoch, wie man es von einer solch perfektionistischen Band kennt. Zuerst das Positive: Zusammen mit den Zugaben findet sich das komplette “A Dramatic Turn Of Events”-Werk auf “Live At Luna Park” wieder. Ergänzt wird der Reigen an neuen Songs um seltener gespielte Nummern wie “6:00”, “A Fortune In Lies”, “Surrounded” und die Gänsehaut-Nummer “Wait For Sleep”, die wie einige andere Balladen dank Streichern auf der Bühne eine ganz besondere Note erhielten. Besonders sticht das wundervolle “The Silent Man” hervor, bei dem John Petruccis Backing Vocals noch besser zur Geltung kommen als auf dem “Live Scenes From New York”-Mitschnitt.

Die Leistung der Band selbst ist fantastisch. Mike Mangini bringt frischen Wind und hebt deutlich die Stimmung auf der Bühne – noch nie haben sich die Mitglieder untereinander so oft auf der Bühne angesehen und miteinander interagiert. Ich meine auch in James LaBrie, der unter Portnoy doch den ein oder anderen Seitenhieb abbekommen hat, neues Selbstbewusstsein zu spüren. Seine stimmliche Leistung ist zwar nicht perfekt, aber unterm Strich sehr gut und vor allem leidenschaftlich. Gleiches gilt für die Instrumentalisten Jordan Rudess, Ruhepol John Myung und John Petrucci. Schön zu sehen, dass wieder eine echte Einheit auf der Bühne steht!

Leider kann die technische Seite der Blu-ray den bisher sehr positiven Eindruck nicht bestätigen. Die Bildqualität ist gut, die Kameraführung jedoch viel zu hektisch. Gerade bei einer Prog-Band wie DREAM THEATER möchte man den Musikern auch mal ganz genau auf die Finger schauen. Stattdessen wird ausgerechnet in den interessanten Solo-Momenten ein anderer Musiker gezeigt oder viel zu schnell eine andere Position gewählt. Außerdem sind überraschend oft die Kameramänner, die sich eigentlich im Hintergrund halten sollten, im Bild zu sehen.

Der Ton wurde in verschiedenen Foren und User-Bewertungen teils scharf kritisiert. Ganz so wild, wie manche es darstellen, ist der Sound bei Weitem nicht. Trotzdem macht die Abmischung keinen runden Eindruck: Die Drums von Mike Mangini, der völlig aus sich heraus geht, sind weder im True HD- noch Stereo-Sound besonders wuchtig. Dafür erschlägt die weit in den Vordergrund gemischte Gitarrenarbeit von John Petrucci viele Details. Ganz besonders Jordan Rudess hat darunter zu leiden, wenn in Nummern wie “Surrounded” seine brillanten Keyboard-Tupfer wegen der mächtigen Gitarren kaum zu hören sind. Wie gesagt, es ist lange nicht so schlimm, wie von manch anderen Rezensenten behauptet. Fakt ist aber, dass die Live-Veröffentlichungen “Score” und “Live At Budokan” weit wuchtiger und authentischer abgemischt waren.

Für DREAM THEATER-Maniacs ist “Live At Luna Park” mit seinen knapp drei Stunden Spielzeit, der kompletten Performance von “A Dramatic Turn Of Events”, dem Streichquartett und einigen länger nicht gespielten Nummern trotzdem ein Pflichtkauf.