Korn - Take A Look In The Mirror


Review

Label/Vertrieb: Sony/Epic

Link: http://www.korn.com
http://www.kornworld.de

Eines vorweg: Ich bin, wie man es so schön, nennt ein „echter" Korn-Fan und das nicht erst seit gestern, und dementsprechend freu ich mich eigentlich auch auf ein neues Album des Bakersfield-Fünfers. Eigentlich...

Das letzte Album „Untouchables" (2002), das sich insgesamt leider nur spärlich verkaufte, ist, meiner Meinung nach, das beste Werk neben oder nach dem Genreklassiker, Kultalbum und Debütwerk „Korn" (1994). Ich verstehe bis heute die Kritik an dieser genialen CD nicht. „Untouchables" ist so dermaßen detailreich, pompös, voller großer Melodien und perfekt arrangierter Songs, wie man es kaum von einer Band wie Korn erwartet hätte. Ein reifes Kunstwerk, zu dem man wild bangen konnte, aber auch eins, dass sich herrlich unter den Kopfhörern machte. Ich schätze mal das Durchschnittsalter der Kritiker dieses Werks auf 15. Anders kann ich es mir nicht erklären.

Leider gaben Korn dieser Zielgruppe zu viel Recht. Recht hatte aber auch Sänger Jonathan Davis, als er vor dem Release von „Untouchables" sagte, dass die ungeraden Alben, die besseren von Korn seien. Aha, jetzt steht also Album Nummer 6 an, „Take A Look In The Mirror" heißt es und soll wieder „ultra heavy und brutal" sein, ganz wie auf dem neun Jahre alten Erstling. Als ob sie jemals super heavy oder zu soft gewesen waren...

OK, ein klein wenig härter geworden ist es schon. Heißt das aber auch besser? Nein! Nur weil Frontdepri Davis wieder mehr röchelt und die Songs völlig schnörkellos durch die Boxen quirlen, macht das die Angelegenheit nicht besser und vor allem nicht glaubwürdiger. Wer nimmt Herrn Davis seine Wutausbrüche anno 2003 auf diese ausgelutschte Art und Weise noch ab (zu den Texten sag ich lieber nichts...)? Ich jedenfalls nicht (mehr) .

Natürlich hat die wieder entdeckte Aggressivität und Rohheit ihre Reize, doch mir klingt das Ganze einfach zu gewollt und gekünstelt. Leider ging der Härtegrad nämlich auf Kosten der Kreativität. Die Riffs der einst innovativen Gitarristen Munky und Head sind stellenweise arg billig (z.B. in „Right Now" - schlechtester Korn-Song aller Zeiten, „Break Something Off", „Did My Time", „Everything I've Known"). „Play Me" mit Rapper Nas wäre vielleicht vor acht Jahren cool gewesen, aber die Machart des Songs klingt echt überflüssig. „Alive", einst ein Demo von 1993, hätten sie lieber auch nur soundtechnisch bearbeiten und nicht komplett neu Aufnehmen sollen. Dabei ging nämlich ganz schön stark die Intensität und Authenzität verloren. Schade. Besser sind die melodischeren Tracks wie „Counting On Me", „Here It Comes Again" oder „I'm Done".

Das nächste Mal sollten sich Korn lieber wieder einen Produzenten suchen. Diese hatten wohl bisher maßgeblich positiven Einfluss auf das Songwriting (siehe „Korn" oder Untouchables") und konnten wenigstens auch das penetrante Klackern des Basses in Grenzen halten.

Wenn Jonathan Davis immer so stolz erzählt, dass er privat soviel Death- und Black Metal hört, warum lässt er das dann nicht konsequent in die Songs einfließen? Ich weiß nicht, für mich klingt „Take A Look In The Mirror" wie wenn jemand vor allen Leuten laut furzen will und es kommt doch nur ein leises, laues Lüftchen raus, das aber umso mehr stinkt.
„Take A Look In The Mirror" ist bestimmt kein schlechtes dafür aber ein sehr zwiespältiges Album geworden, in dessen Spiegel Korn nicht unbedingt besser aussehen...

Also Jungs, bitte lasst euch das nächste mal mehr Zeit, hört auf blöd rumzutönen und macht ein Album, hinter dass ihr auch nach fünf Jahren noch stehen könnt. Ich höre es nämlich schon: „Auf dem letzten Album haben wir den Fehler gemacht, dass..."...