Tattooine - Cheer-Ups for the Stressed & Depressed

cheers-ups-for-the-stressed-depressed-tattooine

Stil/Spielzeit:
Pop/ Indie (42:24)
Label/Vertrieb (VÖ): PinkInk Rec./ Radar (04.04.11)
Bewertung: 8/10
Link: Offizielle Seite

Ich bin von Sekunde eins an gewillt, den fünf Berlinern sofort ein "Sehr Gut" zu geben, da mir gleich der Opener "Feels Right" mit sanften Pop-Klängen und gedämpften Indie-Gitarren den späten Abend etwas aufmuntert, nachdem der aktuelle Tagesverlauf sich nicht ganz so vollzog, wie ich es erhofft hatte. Der Ärger mit dem Pläneschmieden. Naja.

Tatsächlich eröffnet "Cheer-Ups for the Stressed & Depressed" viele sau schöne Momente für Abgestresste und Deprimierte. Ob die Herren auch richtig depressiven Menschen mit ihrer Kreation weiterhelfen können, nehme ich mir jetzt mal nicht heraus, einzuschätzen. Mit der Nummer "Trouble & Misery" fühle ich mich an softe Popallüren des Herrn JAMES BLUNT erinnert, "Spirit" verwöhnt das genervte Ohr mit flanierenden Bassmassagen und traurigen Gitarrenläufen, während Sänger Stephan Nico singend auf eine Seele wartet. Holger Dressler legt entspannte Klavier- und Orgelklänge unter Strophen und Refrains und kommt auch mit nicht wenigen Synthies um die Ecke gemukkt. Die Rhythmen von Tim Warner sind gerade, leicht und schwiegermutterverträglich, und Stephan Nicos runde Stimme plaudert eher melodisch, als sie wirklich hochemotional Arien schmettert. Alle Zutaten also, um schicken Pop-Indie zu machen.

Das ist den Herren auf ihrem Debüt auch klasse gelungen. Wobei man die Gerne-Einteilung dann auch jeden Fall POP-(indie) schreiben sollte, denn auf die eine oder andere rotzige Gitarre oder eine rock'n'rollige Attitüde wartet man vergebens. Die partiell in "Speaks in Tounges" verwendeten Off-Beats sind dann schon Oberkante benutzter Rock-Elemente. Der Track selbst ist (wie alle Songs auf dem Album) so angenehm zu lutschen, wie ein "Ed-von-Schleck" im Hochsommer. In "Eva Sends Letters to the Universe" fallen verstärkt die gut arrangierten Doppelgesänge und Chöre von Dressler und Gloger auf, allgemein erstrahlt die eher kurze Nummer als eine der stärksten auf der Platte, neben "Spirit" und der Ballade "Super Special".

Richtig schönes Inner-City-Evening-Flare kommt mit "Pale Skin" auf, dessen Schlagzeug-Bass-Kombination zu weiterhin gleichbleibender Mischung entspannter Elemente poppig groovt. Teilweise fühle ich mich stimmlich an spätere Songs von ANBERLIN erinnert, was sich aber auf die Gesangsfärbung beschränkt. "Who's to Know?" hat Prog-Pop-Charakter, und mit "This Love" servieren TATTOOINE noch einen letzten netten Song, bevor das Album so einfach endet, wie es begann. Das passt zum auch zum einfachen "Durch-die-Gegend"-Image, welches mir die Pressebilder der Band, und der produzierter Klang von "Cheer-Ups for the Stressed & Depressed" vermitteln. Dem Gerne ist es zu verdanken, dass die Songs einzeln keine großen Wellen schlagen, es bleibt alles brav auf einem Joga-Niveau. Wer intelligenten und  träumerisch einfachen Gitarren-Pop à la JAMES BLUNT und PHOENIX gern hat, sollte den Szeneneulingen Respekt zollen. Einen letzten Pluspunkt gibt's übrigens noch für's Coverartwork, denn dies ist erwähnenswert erfrischend geworden.

Mehr Alternative Rock / Indie Reviews