Therapy? - High Anxiety & Never Apologise Never Explain (Re-Releases)



Stil (Spielzeit): Alternative Rock (46:44 & 39:37)
Label/Vertrieb (VÖ): Metal Mind (02.11.09)
Bewertung: 8,5/10 & 6,5/10


Link: http://www.therapyquestionmark.co.uk

Mit Alben wie "Troublegum" und "Infernal Love" konnten THERAPY? große Erfolge einfahren. Die Nordiren zeichneten sich schon immer dadurch aus, dass sie sich auf jedem Album stilistisch veränderten, was einige Fans, die gerade wieder mit einer CD warm geworden sind, wohl zur schieren Verzweiflung getrieben haben dürfte. Dafür gibt es im Alternative-Bereich aber wohl kaum eine andere Band, die so facettenreich und abwechslungsreich ist wie THERAPY?. In einer Auflage von je 1000 Stück veröffentlichen Metal Mind das 2003er Werk „High Anxiety" und den ein Jahr später erschienenen Nachfolger „Never Apologise Never Explain" nun erneut – wie gehabt remastert, mit goldener CD und im Digipack. Beide CDs enthalten leider auch wieder dieselben Linernotes, die man lieber wieder etwas größer im Booklet abdrucken sollte, und Bonustracks glänzen durch Abwesenheit. Das macht die Sache für Fans eher uninteressant, es sei denn, sie wollen unbedingt eine nummerierte Kopie im schicken Outfit ergattern. Wer aber noch keines der beiden Alben sein Eigen nennt, sollte zumindest im Falle von „High Anxiety" ganz schnell zum Plattenladen rennen.
High Anxiety
Nach einigen Irrungen und Wirrungen, die sich bei THERAPY? im Laufe der Karriere ergeben haben, veröffentlichte das Quartett 2003 ihr siebtes Studioalbum. „High Anxiety" geht stilistisch ein wenig in die „Troublegum"-Ecke, es gibt also eine schnörkellose, kräftige Mischung aus Rock mit Punk-Anleihen und massig Melodien. Die CD glänzt mit einem ultrafetten Sound, der einem die Haare ordentlich durchföhnt, massig Gitarrenpower und Hits, Hits, Hits. Da wären beispielsweise das ironische, auf die Tube drückende „Hey Satan – You Rock", „My Voodoo Doll", das mit genialen Gitarren gesegnete „Stand In Line", das etwas verhaltene, wunderbar melodische „Nobody Here But Us" und zu guter Letzt der absolute Oberkracher „If It Kills Me". Letztere Nummer haut einen mit seiner Power einfach um. Was für ein Sound, was für ein Refrain! Einfach nur ganz groß.

Andrew Cairns singt gewohnt erstklassig, zur Band gehörten anno 2003 außerdem Martin McCarrick (Gitarre), Neil Cooper (Drums) und Bassist Michael McKeegan. Seit 2004 sind THERAPY? als Trio unterwegs, nachdem McCarrick die Band verließ. „High Anxiety" kann trotz seines noch jungen Alters als einer der wichtigsten Klassiker der Bandgeschichte angesehen werden und klingt herrlich frisch und unkompliziert, dabei aber trotzdem abwechslungsreich. Ein Muss für diejenigen, die dieses Album noch nicht besitzen.

Never Apologise Never Explain
Deutlich schwieriger zu erschließen ist der unmittelbare Nachfolger „Never Apologise Never Explain", bei dem nur noch Cairns die Gitarre bediente. Die zum Trio geschrumpfte Band lässt es mit 15 Songs in nicht ganz 40 Minuten ordentlich krachen, klingt aber verkopfter und krachiger als auf „High Anxiety". Melodische Perlen wie das extrem geile „Perish The Thought" sind ebenso auf dem achten Album der Nordiren zu finden wie der mächtige Power-Opener „Rise Up (Make Yourself Well)", das rotzige „Die Like A Mother Fucker", „This Ship Is Sinking" mit James Bond-Gedächtnisgitarren oder das treibende „Rock You Monkeys". Demgegenüber stehen mit „So-Called Life", „Panic" und „Save The Sermon" teils ziemlich krank klingende Nummern, die zwar passagenweise ganz gut sind, mit dem Rest der CD aber definitiv nicht mithalten können und auch nach vielen Durchläufen nicht zünden. Auch „Last One To Heaven's A Loser" klingt einfach zu krachig und zu schnodderig, als dass man dem Song wirkliche Qualitäten bescheinigen könnte.

„Never Apologise Never Explain" ist beileibe kein schlechtes THERAPY?-Album, lässt es im Vergleich zu den leichter zugänglichen Werken aber an Hitdichte vermissen, obwohl auch diese Scheibe einige Kracher zu bieten hat. Wer sich durch den THERAPY?-Katalog wurschten will, sollte es vielleicht erst mal mit den einfacheren CDs probieren. Wer's gerne krachig und abgedreht mag, kann auch sofort in „Never Apologise Never Explain" sein Glück finden – vorausgesetzt, er hat die Scheibe als Fan nicht eh schon zu Hause stehen.