Svartahrid - Ex Inferi Tipp




Stil (Spielzeit):
Black Metal (44:06)
Label/Vertrieb (VÖ): Soulseller (01.05.10)
Bewertung: 8,5/10 

Link: Myspace

Name: SVARTAHRID, Herkunft: Norwegen, Gründungsjahr: 1994. Alles klar? Kriegstrommeln, die Synthie-Fanfare bläst kurz zum Angriff, etwas rutscht unappetitlich am Griffbrett lang und ab dafür….

Ohne allzu viele Kompromisse und ohne jede Rücksicht metzelt sich das Trio nebst Session-Basser durch seine neun regulären Stücke (nebst besagtem In- und einem Outro). Kalt und schwarz wie eine Polarnacht. Bretthart. Immer schön auf die Fontanelle! Ja, so klingt Norwegen. So klingt 1994. Auch wenn die Produktion zum Oldskool-Ideal nicht 100-prozentig passen will. Präzis wie ein Skalpell, zerstörerisch wie ein mittelalterlicher Morgenstern bringt sie die zu transportierende Gewalt genau ins Ziel. Auch in den wütendsten Passagen kann man jedem Instrument problemlos einzeln folgen. Aber das ist Bangstoff und keine Lehrveranstaltung.

Irgendwann wird auch schärfstes Dauerfeuer stumpf; deshalb stellen sich ausreichend viele Akkordwechsel der Monotonie in den Weg. Die wenigen Mid-Tempo-Passagen, die gern einen epischen Anstrich haben, stören den Ablauf nur unwesentlich und bleiben frostig. Die von Drummer Forn unterlegten Synthies unterstreichen das. Sie sind so dezent eingesetzt, dass SVARTAHRID keinen Moment Gefahr laufen, „wimpy“ zu werden. Auch wenn das Gespür für gute Melodien, das sich auch mal bei den sägenden Gitarren Bahn bricht, epische Behaglichkeit spendet: derlei Exerzitien sind hier kein verwässernder Selbstzweck, kein Anbiedern an den Mainstream, sie unterstreichen die sonst herrschende schiere Raserei. Dass man sich auch mal Munition, d.h. Riffs aus dem Arsenal des Thrash organisiert ("Fire Hate Kill"; "Blessed by Darkness"), tut der „Trueness“ keinen Abbruch, sondern gut.

Extrem gefällig auch das Gebelfer von Sänger / Basser Istar (Finn Tore Kjærsgaard, der wie Forn / Runar Bratsberg dereinst bei MACTÄTUS war… womit das hohe Niveau, auf dem hier Black Metal zelebriert wird, hinlänglich erklärt ist): Statt Nerven sägend zu keifen, belässt er es bei einigen Rückenmark zersetzenden Kriegsscheien und röhrt ansonsten wie ein Elch in der Brunft. Wie heißt es so schön: er hat „cojones“.

SVARTAHRID sind - um im Bild zu bleiben - in etwa so originell wie Eier aus der Legebatterie. So oder ähnlich tönte es einst aus gefühlten 666 Tausend Übungsräumen zwischen Bergen und Oslo. Und dennoch: Wie oft wird denn heutzutage noch linientreuer 90er BM mit so abartiger Energie aus den Boxen geblasen? Bei all dem angesagten avantgarde pagan melodic depressive war BLACK thrash punk’n’roll METAL (was ich auch alles toll finden kann…) tut es aber mal richtig gut, wenn Leute sich auf die Ursprünge konzentrieren… dann sind fehlende Originalität und Innovationen ausnahmsweise kein Makel, sondern waren Bedingung des Gelingens.

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