Triptykon - Eparistera Daimones Tipp



Stil (Spielzeit): Doom/Black Metal (72:42)
Label/Vertrieb (VÖ): Century Media (19.03.10)
Bewertung: 9,5/10

Link: http://www.triptykon.net
Es gibt Alben, die den Hörer nach dem ersten Durchgang ratlos und etwas verzweifelt zurücklassen. Man weiß nicht recht, was man von der CD halten soll und stellt auf Repeat. Das geht so lange, bis man sich immer mehr in die Songstrukturen eingearbeitet hat, die Songs im gesamten Albumkontext ihre volle Wirkung entfalten und sich immer mehr als absolut abwechslungsreiche, finstere Monolithen entpuppen, die schemenhaft in der Schwärze der Nacht vor einem aufragen und auf eine unheimliche und unnachahmliche Art wunderschön sind. Genau ein solches Meisterwerk düsterer, extremer Musik ist „Eparistera Daimones" geworden.

Zwei Jahre hat es nach dem Aus der legendären CELTIC FROST gedauert, bis Tom Gabriel Fischer mit TRPTYKON nachgelegt hat. Neben der Schweizer Ikone sind noch V. Santura (Gitarre), Vanja Slajh (Bass) und Norman Lonhard (Drums) auf dem Album zu hören. Über die technischen Qualitäten der vier Musiker muss man sich erst gar nicht unterhalten, die sind hörbar auf höchstem Niveau. Jeder Ton sitzt, jede Facette fügt sich genauso in das Gesamtbild ein, wie man sich das vorgestellt hat. „Eparistera Daimones" ist wie eine Höhle in einem riesigen dunklen Berg: Immerzu hört man Stimmen, die unzählige Klangfarben aufweisen. Mal sind es aggressive Shouts, mal heiseres Gekeife, mal monotone Beschwörungsformeln, aber nie sind es einfach nur ganz normale Laute - nur, dass diese Vocals nicht das Konstrukt der Einbildung oder das Ergebnis verschiedener Sänger ist, sondern einen einzigen Ursprung hat. Fischer versteht es, die Grenzen seiner Stimme bis auf das Äußerste auszuloten und dem Hörer alleine mit den Vocals eine Gänsehaut zu verpassen. Doch man tut „Eparistera Daimones" Unrecht, wenn man sie nur auf den Bereich des fantastischen Gesangs reduziert.

Der extreme Metal, der Doom, Black und Death in sich vereint, darüber hinaus weit über den Tellerrand hinausblickt und stellenweise experimentell sowie sehr modern ist, klingt phänomenal. Die oft im Midtempo oder noch langsamerer Geschwindigkeit gehaltenen Songs entfalten ihre volle Durchschlagskraft durch brachiale Riffs und finstere Stimmungen, die Atmosphäre wird greifbar dicht. Der Opener „Goetia" klingt bereits unnachahmlich und offeriert in elf Minuten einiges dessen, was einen über die gesamte Albumdistanz erwartet, doch es wird noch spannender, auch wenn man dies anfangs kaum glauben möchte. So versteht sich „In Shrouds Decayed" bis zur Hälfte der Spielzeit als extrem langsamer, eindringlicher Song mit cleanen Gesangspassagen, danach brechen harte Riffs hervor und eine wunderbare Frauenstimme misst sich mit den nun wieder grantigeren Vocals. „A Thousand Lies" stellt danach einen absoluten Kontrast zur vorherigen Nummer dar und ist eine Abrissbirne mit viel Doublebass, schwarzer Magie und einem Tom Fischer, der sich die Seele aus dem Leib brüllt. Durch solche Gegensätze wird „Eparistera Daimones" sehr variabel und zu keiner Sekunde der üppigen Spielzeit langweilig. „Myopic Empire" wird gar von einem Piano unterbrochen und enthält somit ein krasses Break, und das hypnotische „My Pain" kratzt durch die erneut zu vernehmenden weiblichen Vocals, programmierte Elemente und die unüberhörbare Eingängigkeit gar am Ambient-Genre. Mit dem abschließenden, knapp 20-minütigen „My Prolonging", das voller Verzweiflung steckt, ziehen Fischer und seine drei Mitstreiter dann nochmals das gesamte Register ihres Könnens und entführen den Hörer auf eine Reise durch die dunkelsten Räume der Seele. Es braucht teilweise nur wenige, nachhallende Gitarrenanschläge und fiese, tiefe Riffs und Rückkopplungen, um die Pforte zur Hölle zu öffnen. Dass man dieser nicht entkommt, merkt man spätestens dann, wenn man erneut den Repeat-Knopf drückt.

Die Produktion ist einnehmend, brachial und fett und bringt die Instrumente und die Vocals zu jeder Zeit transparent ins Ohr. Das bedrohliche Artwork des Schweizer Künstlers H.R. Giger rundet den Gesamteindruck ab und macht „Eparistera Daimones" vollends zu einem Meisterwerk der schwarzen Töne, dem man sich immer wieder hingeben möchte. Zwar zerren manche monotonen Riffs geradezu an den Nerven, und es braucht einige Durchgänge, um die Faszination des TRIPTYKON-Debüts ganz zu begreifen, doch die Reise zum Ende der Welt lohnt sich ohne jeden Zweifel.