Hypocrisy - End Of Disclosure Tipp

Hypocrisy - End Of Disclosure
Vier Jahre nach dem letzten Longplayer "A Taste Of Extreme Divinity" und zwei Jahre nach dem hammermäßigen Livealbum bzw. der DVD "Hell Over Sofia" hauen die Schweden uns ihr nunmehr 13. Studioalbum "End Of Disclosure" in die Fresse. Cheffe Peter Tägtgren, der nach eigener Aussage bei der Aufnahme seiner Alben derart ans Limit geht, dass er kurz vorm Wahnsinn steht, hat wieder einmal ganze Arbeit geleistet. Und das, obwohl er nebenher das neue AMORPHIS-Album produzierte, CHILDREN OF BODOM bei ihren Aufnahmen unter die Arme griff und mit seiner zweiten Band PAIN u.A. mit MOONSPELL die "Into Darkness Tour 2012" spielte - Hut ab! Wer meint, das etwas verschrumpelte Alien im Artwork von Wes Benscoter (auch Cover von "Osculum Obscenum" und "Carved Up") deute auf einen ähnlichen Zustand der Band hin - weit gefehlt!

Der Titeltrack dürfte dem ein oder anderen bereits durch die Trailer und die Vorab-Downloadaktion bekannt sein. Herrlich biestige Vocals, starke Riffs, gewürzt mit einer dezenten aber stimmigen Keyboardmelodie - alles andere als Heuchelei und ein toller Vorgeschmack auf die weiteren acht Songs.

Knüppeldick geht es weiter mit "Tales Of Thy Spineless". Drummer Horgh ballert los und auch die Gitarren geben ordentlich Tempo vor. Besonders herrlich ist der Mittelpart, in dem ein krankes Death Metal Riff aufwartet, das live garantiert zum Nackenbrecher werden wird. Mehrmals ertappe ich mich dabei, wie ich den Player immer wieder an die Stelle zurücksetze. Auch der von Peter in düsterer Verzerrung gesprochene Teil passt hier einfach hin. Nach diesem crazy Part kehrt man einfach wieder zur Melodie zurück und beendet den Track gekonnt nicht mit einem Wimmern, sondern mit einem Schrei.

„The Eye" beweist wiederum, weshalb HYPOCRISY aus der Metalwelt nicht mehr wegzudenken sind. Sie haben es jetzt echt geschafft, die Gitarren mit den Keyboards verschmelzen zu lassen und dadurch ihren klinischen Sound zur Perfektion getrieben, ohne dass es „Over the top" ist und man den Spaß an der Brutalness verliert. Im letzten Teil von „The Eye" findet sich ein musikalisch untermaltes Sample aus einer Dokumentation, das thematisch zum wirklich schaurig realen Text passt. Generell behandeln die Texte Themen, mit denen sich Peter Tägtgren nicht erst seit kurzem beschäftigt. Er thematisiert Verschwörungstheorien rund um Secret Societies und die Illuminati, ebenso wie Sozialkritik („How the rich people are running the whole show", Zitat aus dem ersten Albumtrailer) und seine Überzeugung, dass es übernatürliche, intelligente Wesen gibt („44 Double Zero").
„Hell Is Where I Stay" hat schöne Breaks und wieder bin ich von Peters Organ und von der Art, wie er hier „Flesh" ausspricht, fasziniert.

Generell hält das Album den Hörer bei der Stange und garantiert immer wieder tolle Death Metal Momente. So auch in "When Death Calls", das man thematisch mit Peters Herzstillstand vor einigen Jahren in Verbindung bringen könnte. Im Chorus steht die perfekte Symbiose zwischen Todesriffs und schon fast poppigen Keyboards. Auch die Rhythmuswechsel haben es in sich. "The Return" handelt Peter zufolge von den Erschaffern des Universiums, intelligentem Leben aus dem All. Hier sind coole Harmonien und dezente Chöre am Start. Dass trotz aller Melodik, die ihren einzigartigen Sound mit ausmacht, nie das "Death" in "Death Metal" vergessen wird und die Songs daher nicht zu überladen und bombastisch werden, zeigt, dass HYPOCRISY zu Recht ganz oben mitmischen.