Fear Factory - Archetype

Review

Label/Vertrieb: Roadrunner Records
Warning: Fear Factory are back!

Nachdem die Angstfabrik vor zwei Jahren vorzeitig geschlossen hatte - Dino Cazares wurde entlassen und Sänger Burton C. Bell fühlte sich nicht mehr „aggressiv" genug - läuft die Hightech-Metal-Maschinerie wieder perfekt und liefert 13 patentierte Nackenbrecher. Mr. Burton hat sich zusammengerauft, seine Wut auf die technokratische Gesellschaft wieder entdeckt, eigentlich-Bassist Christian Olde Wolbers hat sich Dinos Siebensaitige umgeschnallt und am Schlagzeug (be-)herrscht Raymond Herrera wie eh und je. Für den freien Bassposten konnte man sich Byron Stroud von den befreundeten Strapping Young Lad angeln.

Klang vor allem der letzte Silberling „Digimortal" (2001) wegen seiner übertriebenen Eingängigkeit und Vorhersehbarkeit wie eine unbefriedigende Beta-Version, so bietet das Comeback-Album „Archetype" (Liquid Records/Roadrunner) wieder hypermodernen Metal der Premiumsorte und zeigt, warum Fear Factory für eine große Fanbase über 14 Jahre lang eine Institution in Sachen bahnbrechendem Sound war und bleiben wird.

Die erste Single „Cyberwaste" ist ein Mittelfinger von Hit und überrascht mit einer Dynamik und Härte, die man in der Ausführung vielleicht nicht mehr von Fear Factory erwartet hätte. Death Metal-Riffs, derbe Shouts und sogar vernichtende Blastbeat-Parts töten jeden Zweifel im Keime. „Act Of God" mit seinem treibenden Off-Time Riffing, das selbst Meshuggah vor Neid erblassen lassen würde, hätte auch auf dem Masterpiece „Demanufacture" stehen können. Ein gutes Zeichen! Und während man sich mit den anderen Hassbrocken wie „Drones", „Corporate Cloning" oder „Default Judgement" eine Schädeldeckenfraktur zuzieht, nimmt einen der Titeltrack mit seiner spacigen Coolness und dem Hymnenrefrain mit in eine futuristische Traumlandschaft. Fear Factory meistern mal wieder die präzise Kooperation von Nähmaschinen-Drumming, Stakkato-Stahl-Gitarren, fiesen Vocals, hypnotischen Samples und verchromt-sphärischen Refrains.

Trotz des modernen Sounds klingen die Tracks auf dem neuen Output natürlicher und frischer als zuletzt. Vielleicht liegt das an der Tatsache, das man zum ersten Mal seit „Demanufacture" nicht mit Stammproduzent Rhys Fulber gearbeitet hat, sondern selbst die Knöpfchen bediente. Eine Entscheidung, die sie sicherlich nicht bereuen werden. Denn wenn man mal das Ausnahme-Album „Demanufacture" außer Acht lässt (so ein Album schreibt man nur einmal in seiner Karriere), kann man bei „Archetype" von Fear Factorys stärkstem Werk sprechen!