Silverstein - Dead Reflection

Silverstein - Dead Reflection
    Screamo

    Label: Rise Records
    VÖ: 14.07.17
    Bewertung:7/10

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SILVERSTEIN gibt es noch? Ja, schon gut. Vor einiger Zeit hatte ich ihr Album mit kurzen Songs (Cover und eigene) reviewt und war eigentlich ziemlich begeistert. Aber dennoch fühlt es sich komisch an, oder? Waren SILVERSTEIN nicht eigentlich unabänderlich mit der Screamo-Welle von vor zehn Jahren verwoben? Und was ist daraus geworden? Na, jedenfalls haben es die Kanadier überlebt und bringen so ein weiteres Album auf den Markt – geht das so weiter, wird es sogar bald zweistellig. Und ich bin hin und her gerissen …

Denn obwohl das Album ziemlich gut ist, stören mich doch bestimmte Punkte, von denen ich aber weiß, dass ihre Fans da eventuell gar keine Problem haben. Mir persönlich sind die poppigen Gesangsstellen manchmal etwas zu sehr auf Boygroup gemacht und die Produktion ist mir manchmal einfach zu dick aufgetragen. Da war ich bei „Short Songs“ (ist das ernsthaft schon fünf Jahre her?) zwar noch der Meinung, SILVERSTEIN würden härter und dreckiger werden, da beweist mir „Dead Reflection“ streckenweise das Gegenteil. Und das liegt vor allem an den beiden oben genannten Punkten.

Auf der anderen Seite bekommt Sänger Shane die Töne aber wenigstens auf die Kette (anders zum Beispiel, als es bei SENSES FAIL schon damals immer der Fall war). Und zusammen mit einem gefälligen und opulenten Songwriting (dicke, walzende und ausladende Refrains nach riffigen Strophen) schaffen die fünf Jungs dann doch einige Hits. „Retrograde“ zum Beispiel ist einfach unglaublich gut geschrieben. Und der sich immer weiter hochschraubende Refrain zeigt die Popqualitäten der Band – und an denen kommt man nun mal kaum vorbei.

Mir persönlich wäre es auch lieber, wenn sie sich weniger beim Metalcore oder dem metallischen Screamo bedient hätten, sondern etwas mehr Punk in die Songs gewoben hätten. Und der ein oder andere Refrain ist mir zu sehr auf festivaltauglich getrimmt, aber hey, SILVERSTEIN waren ja schon immer eine poppige Band. Und darum wird es den Fans vermutlich auch gehen. Und auch wenn ich persönliche eine leicht andere Wertung für mich habe (bin da nur bei sechs Punkten), ist „Dead Reflection“ doch unbestreitbar ein extrem rundes Ding geworden, welches jüngere Screamofans absolut begeistern dürfte. Und auch mir altem Hasen läuft die Platte besser rein, als ich zugeben möchte.

Wenn man den Pop nicht als störend empfindet und dicke Produktionen mag, dann ist das hier schon ein ziemlicher Kracher.