Waterdown - All Riot


Review
Stil (Spielzeit): Hardcore/Punk mit Metaleinflüssen (36:47)
Label/Vertrieb (VÖ):
Victory/Soulfood (24.01.06)
Bewertung:
9/10


Link: www.waterdown.de
Die Osnabrücker Punk/Metal/Hardcore-Institution WATERDOWN meldet sich nach einer längeren Pause wieder zurück. Und wie!

Zuerst bleibt festzuhalten, dass diese Platte mit Sicherheit verschiedenste Reaktionen hervorrufen wird. Aber damit hat wahrscheinlich jede Band, die einen Sängerwechsel zu verkraften hat zu kämpfen. Gut, im Falle WATERDOWN ist das nicht sooo schlimm, da sie ja von Haus aus zwei Sänger haben und somit ein wenig Kontinuität bewahren können. Und soviel vorweg: Zacken, der neue Sänger/Shouter macht seine Sache richtig gut, hat eine gute klare Stimme und zusätzlich noch ein Mörderorgan beim Schreien.

Aber nicht nur hier unterscheiden sich die Osnabrücker anno 2006 von ihren alten Platten. Der Sound ist noch mal „fetter“ als vorher, was wohl unter Anderem ihrem Produzenten, dem Herrn Ingo Donot von den Ibbenbürenern DONOTS zu verdanken ist (achtet mal auf die Standtom bei „My Hopelessness And Me“). Falls hier schon die ersten Unkennrufer auf der Schwelle stehen und wegen des Sounds „Ausverkauf“ rufen wollen, kommt es noch ne Ecke dicker: WATERDOWN benutzen mittlerweile richtige Breakdowns. Fand sich so was bei ihnen früher vor allem eher in den Gitarrenriffs wieder, merkt man ihnen heute an, dass die letzten beiden Jahre musikalisch auch an ihnen nicht vorbeigezogen sind, ohne Spuren zu hinterlassen. Aber warum sollte eine Band, die bereits Jahre vor dem Hype Metalsounds in ihr Punk/Hardcore/Emo-Gemisch untergebracht hat, sich heute nicht auch an den anderen typischen Genrezutaten bedienen?

Wer der Band jetzt Trendreiterei vorwerfen möchte, kann dies gerne tun. Einige Anhaltspunkte wird er definitiv dafür auf „All Riot“ finden. Wem das aber egal ist, der wird mit der direktesten Platte dieser Band belohnt. Direkt ab dem ersten Ton von „Sleep Well“ geht das Album nach vorne, verbindet Energie, Melodie und Drive miteinander und langweilt in keiner Sekunde. Einzig „You Are The One“ will bei mir nicht so zünden. Aber einer von elf Songs; damit kann ich gut leben.

WATERDOWN stehen auch 2006 für großartige Melodien („Chewing On Lies“, „Cut The Cord“, „My Hopelessness And Me“) und haben zusätzlich jetzt noch einen zweiten Shouter an Bord, der seine Sache mehr als gut macht. Ein wenig vermisse ich zwar die direkten politischen Bezüge in den Texten, aber man will sich ja auch nicht ständig wiederholen. Dafür gefällt mir „Moshpitt Etiquette“ mit seiner Kritik an den wild herumprügelnden Tough-Guy-Posern, die mittlerweile Konzerte zu Nahkampfwettbewerben umgestalten extrem gut („…why don`t you spin-kick out the door?“)!

An und für sich gibt es auf „All Riot“ durchaus Momente, wo ich „jetzt machen die das also auch“ gerufen hätte, aber aus irgendeinem Grund trifft die Platte einen Nerv von mir. Sie ist direkt, geht nach vorne und lässt dich außer in einigen Refrains keinen Moment zur Ruhe kommen, wie es auf den älteren Platten ja durchaus der Fall war. Das Wort „Emo“ wird hier heute eher ziemlich klein geschrieben. Wer also früher schon auf WATERDOWN stand und die Entwicklung in der Hardcore-Szene in letzten beiden Jahre musikalisch genossen hat, wird hier ein kleines Juwel finden. Schön finde ich es auch, dass man ihnen immer noch die Priese PunkRock anhören kann. Schöne Platte!