Primal Fear - Delivering The Black Tipp

Primal Fear - Delivering The Black
    Heavy Metal

    Label: Frontiers Records / Soulfood
    VÖ: 24.01.2014
    Bewertung:10/10

    PRIMAL FEAR HOMEPAGE


Neun Studioalben haben PRIMAL FEAR, die Mannen um Ralf Scheepers und Mat Sinner, bislang auf verdammt hohem Niveau abgeliefert. Ein wirklich schwaches Album ist der Kreativität der Schwaben bisher noch nicht entsprungen. Und daran ändert sich auch mit dem Output #10, welches den Titel „Delivering The Black" verpasst bekam, absolut nichts. Neben den beiden bereits erwähnten Gründungsmitgliedern gehören aktuell noch das Gitarrenduo Magnus Karlsson und Alex Beyrodt und Drummer Randy Black zum Line Up.

Der Opener „King For A Day" ist direkt der erste Nackenbrecher. Die Marschrichtung ist klar, Gefangene werden auch mit diesem Album nicht gemacht. Die Produktion, für die erneut Mat Sinner hauptverantwortlich war, ist phänomenal. In ein brachialeres Soundgewand kann man moderne Metalsongs kaum packen. Vor allem die mächtige Gitarrenwand fegt einen förmlich aus den Schuhen. Das von Chören eingeleitete „Rebel Faction" kommt nicht weniger brutal aus den Boxen und die Doublebassattacken sorgen wahrscheinlich bei Drummer Randy Black für dicke Waden.

Es folgt „When Death Comes Knocking", das als erstes Video verarbeitet wurde, welches mit akustischen Gitarrenklängen fast etwas verträumt anfängt, sich aber dann zu einem treibenden, schleppenden Metalmonster entwickelt.
Im Gegensatz zu den ersten beiden Songs nehmen PRIMAL FEAR hier ein wenig den Fuß vom Gas, ohne dass der Song dabei an Intensität verliert. Besonders beeindruckend ist hier die Gesangsleistung von Ralf, der meiner Meinung nach von Album zu Album einen drauf legt und seine Stimme immer facettenreicher einsetzt. Die Sitarklänge vor dem Gitarrensolo im Mittelteil geben dem Song einen orientalischen, fast schon epischen Touch. „Alive & On Fire" haut mit seinen treibenden Beats in dieselbe Kerbe. Wer da ruhig sitzen bleiben kann, ist selber Schuld. Der Titeltrack „Delivering The Black" ist dann wieder eine Vollgas-Nummer, bei der einmal mehr besonders die sehr variable Stimme von Ralf begeistert. Das erste der zwei Gitarrensoli könnte fast ein Tribute an die Doppel-Leadgitarren von THIN LIZZY sein, nur eine Nummer härter und schneller.

Sauschnell wird es dann erneut bei „Road To Asylum", der Track zeigt alle Trademarks, für die sich PRIMAL FEAR seit 1997 einen Namen in der Szene gemacht haben: Härte gepaart mit eingängigen Melodien, die sich in die Gehörgänge fressen, getrieben von fetten Beats und on top einen sägenden Gesang.
„One Night In December" ist wahrscheinlich die epischste Nummer, die PRIMAL FEAR je komponiert haben. Und mit Sicherheit auch eine der längsten. Über zehn Minuten ist der Song lang und durch die eingebauten Tempiwechsel und Breaks, die Orchesterbegleitungen und die immer wieder eingebauten kurzen Soli wird nicht eine Sekunde davon langweilig. Bin mal gespannt, ob sie den Song auch live spielen werden, aber aufgrund der Komplexität vermute ich wohl eher nicht. Und wie Magnus und Alex sich im Mittelteil gitarrentechnisch duellieren, ist ganz großes Kino.
„Never Pray For Justice" beginnt mit einer Kettensäge und dann mit einem eingängigen Riff wie bei „Nuclear Fire". Für mich einer der „einfachsten" Songs des Albums mit einem Refrain, der zum Mitsingen einfach nur einlädt. Perfekt für die Live Setlist.

Die Ballade „Born With A Broken Heart" mit den Streicherarrangements und den akustischen Gitarren geht gut unter die Haut. Und wer hätte Ralf vor zehn Jahren zugetraut, dass er eine Ballade so dermaßen gefühlvoll rüberbringen kann? „Inseminoid" schließt das Album eindrucksvoll ab und hier erinnert mich das Intro des Songs richtig an „Nuclear Fire". So wie PRIMAL FEAR das Album gestartet haben, so beenden sie es auch – Metal mitten in die Fresse.
Normalerweise finde ich als Anspieltipp zumindest einen Song, der mich am meisten begeistert hat. Da ich aber auf „Delivering The Black" nicht einen Durchhänger finden konnte, kann ich mit ruhigem Gewissen sagen, dass jeder der zehn Titel repräsentativ für ein Monster-Album steht.

Fazit: Kauft man ein PRIMAL FEAR Album, wird man nie enttäuscht. „Delivering The Black" reiht sich in den saustarken Backkatalog der Band ein. Klar, als Musiker ist immer das aktuellste Album das beste, aber in diesem Fall gebe ich Mat Sinner Recht.
„Delivering The Black" ist abwechslungsreich, brutal und jeder der Beteiligten hat hier, glaube ich, das Beste aus sich herausgeholt. Für mich das stärkste PRIMAL FEAR Album ihrer Karriere. Und das ist neben Hammer-Alben wie „Jaws Of Death", „Nuclear Fire" oder „Seven Seals" wirklich nicht einfach. Und ich bin selten von einem Metal Album vom ersten bis zum letzten Ton so beeindruckt und begeistert gewesen. Hut ab Jungens und beide Daumen nach oben. Pflichtkauf!