Night Demon - Live Darkness Tipp

Night Demon - Live Darkness
    Speediger Heavy Metal mit NWOBHM-Anleihen

    Label: Steamhammer/SPV
    VÖ: 10.08.2018
    Bewertung:9/10

    NIGHT DEMON im Web


Schon mit ihrer selbstbetitelten Debüt-EP haben NIGHT DEMON aus Ventura, Kalifornien, im Metal-Underground für Furore gesorgt, 2015 folgte mit "Curse Of The Damned" das erste Album. Ihr zweiter Output "Darkness Remains" wurde 2017 vom "Deaf Forever"-Magazin zum Album des Jahres 2017 gekürt, der Metal Hammer zeichnete das Trio mit einem Award als beste neue Band aus. Jetzt erscheint mit "Live Darkness" das erste Livedokument der Amerikaner.

Auf zwei CDs mit anderthalb Stunden Spielzeit ist der komplette Gig aus dem Beachland Ballroom in Cleveland, Ohio, zu hören, wo NIGHT DEMON am 02.12.2017 auf ihrer Tour zu "Darkness Remains" mit zahlreichen Freunden und Bekannten feierten. Über Sinn eines Livedokumentes nach lediglich zwei Alben und einer EP kann man durchaus geteilter Meinung sein - zumindest, solange man "Live Darkness" nicht gehört hat. Denn dass frühe Livemitschnitte einen ganz besonderen Reiz besitzen und man einen Gig mitschneiden sollte, wenn sich die Chance bietet, wissen nicht nur Fans der großen Kapellen wie IRON MAIDEN oder METALLICA.

NIGHT DEMON geben von Anfang an Vollgas

Dafür, dass NIGHT DEMON "nur" zu dritt unterwegs sind, machen Sänger/Bassist Jarvis Leatherby, Gitarrist Armand John Anthony und Drummer Dusty Squires mächtig Alarm. Von der ersten bis zur letzten Sekunde gibt das Trio so dermaßen Vollgas, dass man sich fragt, was für ein Orkan da gerade über einen hinweg gefegt ist. Der herrlich oldschoolige, deutlich von der NWOBHM beeinflusste Heavy Metal versprüht in Highspeed-Nummern wie "Welcome To The Night", "Full Speed Ahead", "Maiden Hell" oder der Bandhymne "Night Demon" eine unbändige Energie, die direkt zum Headbangen und wild durchs Zimmer hüpfen, mindestens aber heftig mit dem Fuß wippen einlädt.

Es ist völlig egal, was NIGHT DEMON in den anderthalb Stunden auf der Bühne anstellen: Die Fans fressen der bestens aufgelegten Band aus der Hand. Ob treibende Midtempo-Groover wie "Curse Of The Damned", "Mastermind" oder "The Howling Man", ob mit rockiger THIN LIZZY-/KISS-Schlagseite ("On Your Own", "Life On The Run", "Save Me Now"), treibend mit galoppierenden Riffs ("Ancient Evil") oder instrumentaler Exzess mit Tempowechseln ("Flight Of The Manticora"): Das Trio bringt seine Songs schnörkellos auf den Punkt und zockt sich so leidenschaftlich durch sein Set, dass einem Angst und Bange wird.

Das komplette aktuelle, zweite Album, alle vier Songs der Debüt-EP und ein Großteil des ersten Albums wurden auf "Live Darkness" festgehalten. Damit decken NIGHT DEMON bis auf drei Songs ihr gesamtes bisheriges Schaffen ab, unter dem nicht eine einzige auch nur annähernd schwache Nummer zu finden ist. Besonders beeindrucken das von Tempowechseln durchzogene "Dawn Rider", "Black Widow" mit seiner hochmelodischen Einleitung und klasse Soli, das mächtig groovende, simple, aber höchst effektive "Satan" und das düstere, getragene "Darkness Remains" mit seinem unvergesslichen Gitarrensolo in der zweiten Hälfte. Dazu kommt das grandiose MIDNIGHT-Cover "Evil Like A Knife" mit niemand Geringerem als Sänger Athenar als Gast.

Ein kalifornisches Trio im Spielrausch

Die Kalifornier zeigen auf beeindruckende Weise, dass weniger manchmal mehr ist. Ohne Netz und doppelten Boden brilliert Arman John Anthony mit den besten MAIDEN-Gedächtnisleads und Soli, die man sich auf einer Sechssaitigen vorstellen kann, während Frontmann Jarvis Leatherby nicht nur mit seinen angenehm rauen, leicht an Paul Di'Anno erinnernden Vocals ohne spitze Schreie, sondern auch dem fulminanten Bassspiel glänzt. Der hocheffizient auf seine Felle einprügelnde Dusty Squires trägt den letzten Teil dazu bei, dass es NIGHT DEMON an nichts vermissen lassen - auch keine zweite oder gar dritte Gitarre. Beeindruckend, wie viel Druck drei Musiker aufbauen können.

Das Trio ist absolut tight aufeinander eingespielt und begeistert mit zweistimmigen Gesängen, Gangshouts und Backing Vocals. Die Doppel-CD klingt absolut natürlich, wuchtig und so lebendig, wie eine Liveaufnahme nur klingen kann. Poliert oder beschönigt wurde hier gar nichts. Wenn über die anderthalb Stunden Spieldauer mal kurz ein Instrument oder die Vocals untergehen, sich ein Spielfehler einschleicht oder Leatherby einen Ton nicht ganz sauber trifft, ist das hörbar und macht dieses Live-Dokument nur umso sympathischer.

NIGHT DEMON beweisen: Weniger ist mehr

Treibende Riffs, ehrliche Soli, knarzend-wuchtiger Bass, schnörkelloses Drum-Fundament, unaufdringliche und doch unwiderstehliche Melodien und Refrains: NIGHT DEMON wissen auf der Bühne mindestens genauso zu überzeugen wie auf Platte. Wer Kapellen wie WOLF, IN SOLITUDE, RAM und PORTRAIT feiert, muss vor dieser schnörkellosen Mischunng aus Speed Metal und NWOBHM im feinsten Live-Gewand niederknien.

Trackliste

CD1
1. Welcome to the Night 3:58
2. Full Speed Ahead 2:25
3. Ritual 3:28
4. Curse Of The Damned 5:05
5. Dawn Rider 3:32
6. Save Me Now 4:49
7. Hallowed Ground 3:30
8. Maiden Hell 3:09
9. Mastermind 3:53
10. On Your Own 3:41
11. Life On The Run 3:47

CD2
1. The Howling Man 6:38
2. Black Widow 3:32
3. Ancient Evil 3:53
4. Satan 3:16
5. Evil Like A Knife 3:31 (ft. Athenar from MIDNIGHT)
6. Stranger In The Room 4:14
7. Screams In The Night 3:26
8. Flight Of The Manticore 4:20
9. The Chalice 3:46
10. Darkness Remains 7:00
11. Heavy Metal Heat 2:57
12. Night Demon 4:21

Band

Jarvis Leatherby - Vocals, Bass
Armand John Anthony - Guitar
Dusty Squires - Drums