Tenside - My Personal War


Review


Stil (Spielzeit): NuMetal (39:26)
Label/Vertrieb (VÖ): Unformatted Records / Rough Trade (26.01.07)
Bewertung: 4/10
Link: www.tenside-music.de

„TENSIDE sind echte Metal Believer und leben ihren Traum. Dies machen nicht nur ihre coolen Outfits, Piercings und Dreadlocks deutlich. Obwohl drei der vier Musiker noch "Teenager" sind, zeichnen sie sich bereits durch ein hohes Maß an professioneller Attitüde aus. Sie werden auf ihrem Weg nach oben kaum durch etwas aufzuhalten sein!“

Die vier Jungs von TENSIDE mögen jung (allerdings alle volljährig) sein, und sie mögen unerfahren sein. Aber selten habe ich etwas in einer Band-Bio gelesen, was derart abturnend auf mich wirkte wie eingangs erwähntes Zitat. Aber ich will mich auf die Musik beschränken und weitgehend das Mäntelchen des Vergessens über die Worte decken.

Leider, leider ist dicker Sound nicht alles. Der Klang des Debüt-Albums der Vier aus deutschen Landen würde einer Major-Combo zur Ehre gereichen, aber inhaltlich ist hier größtenteils Brachland zu entdecken. So traurig es bei diesem Mörder-Brett-Sound (Producer Corni Bartels gebührt die Ehre) auch ist: TENSIDE spielen ziemlich belanglosen NuMetal mit leichter Thrash-Schlagseite, den ich schon zig Mal mitreißender und ideenreicher gehört habe.
Doch bleiben wir fair und ziehen den Hut vor Sänger Kuhle – der Junge röhrt hier amtliche Death-Growls ins Mikro. Der cleane Gesang bzw. die Raps gehen dagegen lediglich noch knapp als Standard durch.
Vom Riffing her wirkt alles sehr schematisch auf „My Personal War“, wenngleich Drummer Lois wirklich einen guten Job macht. Technisch habe ich auch nichts zu bemängeln, aber songwriterisch regieren hier anderer Leuts Ideen. Das Delay-Lick von „Wanna Be Alone“ gibt’s bei LIMP BIZKIT zu bewundern, neu ist hier lediglich das Growling im Refrain, was mir dann doch tatsächlich mal richtig gut reinläuft. Leider seltenes Glück, denn ebenso wurde sich bei „Against Society“ aus der Bizkit-Dose bedient. Der Rest des Materials klingt überwiegend wie heftigere EMIL BULLS oder SOULFLY. - Nicht schlecht, aber durch Ideen-Armut arg ausgedünnt, was den Mitreiß-Faktor anbelangt.
Noch ein Wort zu den Lyrics. „Can’t you see my misery? Please set me free…“ - TENSIDE mögen jung sein und keine dollen Englisch-Sprecher. Dennoch, sämtliche Lyrics sind mit so einfachem Englisch ausgestattet, dass es schon belustigt. Von den inhaltlichen Plattitüden ganz zu schweigen, die das Ganze recht lieblos wirken lassen - oder zumindest nicht gerade "professionell" (s.o.), denn bemüht ist noch lange nicht gekonnt.

Fassen wir zusammen: „My Personal War“ beherbergt gängige Klischees und langweilt vor allem mit unspannenden Songs, die stellenweise lediglich vom enorm wuchtigen Sound getragen werden. Was bleibt, sind knappe vier Punkte, weil die Single "This Is Reality" (ein nettes Video gibt's auch dazu an Bord) tatsächlich schön tight in your face geht und SOULFLY stellenweise ihre kleinen Brüder in TENSIDE gefunden haben. Aber diese Nische besetzen ja eigentlich auch schon EKTOMORF...
Wie auch immer, ich traue TENSIDE zu, live gut abzugehen und einigen Spaß zu bringen – mit dieser Platte landen die Jungs jedoch im totalen Durchschnitt und müssen noch jede Menge in Gang bringen, um den Weg nach oben vielleicht tatsächlich einmal anzutreten.