Crippled Black Phoenix - (Mankind) The Crafty Ape

crippled black phoenix mankind

Stil (Spielzeit): Postrock/Progressive/experimenteller Rock (52:05 + 34:02)
Label/Vertrieb (VÖ): Cool Green Recordings/Mascot (27.01.12)
Bewertung: 7,5/10

crippledblackphoenix.co.uk

Mir ist es selten so schwer gefallen, eine CD zu bewerten wie bei "(Mankind) The Crafty Ape", das von allen anderen Kritikern in höchsten Tönen gelobte fünfte Album von CRIPPLED BLACK PHOENIX. Dabei bringen die mitwirkenden Musiker all das mit, was man sich als aufgeschlossener Hörer überhaupt nur wünschen kann: Sie sind unglaublich kreativ, schreiben monumentale Songs, verbinden zig verschiedene Stile zu einem einheitlichen Ganzen, lassen Banjo, Dobro, Bläser und Piano zu einem selbstverständlichen Teil ihrer auf Progressive Rock und Postrock aufbauenden Musik werden und spielen innovativ und frisch.

Beste Voraussetzungen also, ein Werk für die Ewigkeit zu erschaffen. Woran hapert es also, wieso ist "(Mankind) The Crafty Ape" trotz vieler verschiedener Instrumente und Elemente, Kompositionen zwischen anderthalb und 15 Minuten Länge, feinsinniger Harmonien, treibender MUSE-artiger Riffs und dem Wechsel aus männlichen und weiblichen Vocals nicht der eigentlich zu erwartende Hammer geworden? Ganz einfach (und deshalb umso schmerzhafter): Weil es zu viele langatmige Passagen gibt, die den Fluss des Hörvergnügens tatsächlich stören. Wo Zwischenstücke auf einem Klassiker wie "Dark Side Of The Moon" ein Muss darstellen, sind sie auf dieser Scheibe fehl am Platze. Wo man denkt, dass ein Song jetzt zum Ende kommen sollte, damit er zu einer richtigen Perle wird, legen CRIPPLED BLACK PHOENIX noch zwei, drei Minuten drauf. Die Doppel-CD enthält so viele wundervolle Momente, so viel Abwechslungsreichtum und Spannung mit PINK FLOYD-Reminiszenzen, einer durchdachten, sich langsam aufbauenden, erhabenen Nummer wie "The Heart Of Every Country", einem wunderbar verträumten, ruhigen Song ("Operation Mincemeat"), sphärischen Ambient-Sounds und melancholischer Grundstimmung mit Gänsehautfeeling ("We'll Never Get Out Of This World Alive"), dem Ausreizen und Perfektionieren von Gitarrenriffs und Pianoklängen ("Get Down And Live With It") – einfach so viel unglaublich gutes Material, dass es beinahe weh tut, die CD mit 7,5 Punkten abspeisen zu müssen. Und dann kommen mehrminütige Klangcollagen a la "(In The Yonder March)" oder das zerfahrene "The Brain / Poznan" und zerstören die zauberhafte Faszination dieser glasklar produzierten, hochprofessionell eingespielten Songs, behindern den Aufbau der Spannung, lassen den Hörer an Konzentration verlieren.

In der Selbstverständlichkeit, mit der CRIPPLED BLACK PHOENIX über sämtliche Tellerränder hinweg schauen und verschiedene Stile miteinander verbinden, erinnern die Briten mehr als einmal an PINK FLOYD. Minutenlange, unwichtige Klangcollagen und zu sehr in die Breite gezogene Kompositionen führen zu ärgerlichen Längen, die selbst die wunderbaren, intensiven Melodien, virtuos gespielten Songs und der fabelhafte Abwechslungsreichtum nicht aufwiegen können. Käme "(Mankind) The Crafty Ape" ohne diese Längen aus und wäre eine Viertelstunde kürzer, wäre es mindestens ein Neun Punkte-Geschenk. So aber ist die Scheibe insgesamt nur sehr gut. Richtig, richtig, richtig gut, mit zahlreichen, strahlenden Höhepunkten versehen, aber zu oft von unnötiger Langatmigkeit durchzogen. Es ist zum Heulen!