Momentum – The Freak Is Alive Tipp

Momentum – The Freak Is Alive
    Progressive Death/Doom Metal

    Label: Dark Essence Rec./Soulfood
    VÖ: 20.02.15
    Bewertung:8/10

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MOMENTUM starteten vor zwölf Jahren als extremes Metal-Projekt, es dauerte drei Demos und EPs, bis das Debüt fertig war. Im Laufe der Zeit wandelten sich die stilistischen Interessen und man könnte es auch irgendwas mit „Post-..." nennen. Simpel ist es nicht unbedingt, wie schon die isländischen Kollegen von SOLSTAFIR vormachten. Direkt vergleichbar mit diesen klingt die Scheibe aber auch nicht.


Wenn ein Freak agiert, benötigt man keine Einleitung. Synkopische Riffs versetzen die Lauscher sofort in Trance, unmenschliche Kehllaute verstärken das Delirium, das mit Klingklang und Klargesang im Hintergrund mysteriös tönt. Mystische Wirkung hat dann die tiefe Männerstimme, die von ruhigen Dissonanzen begleitet wird.
Mit sieben Minuten ist der Opener der längste Song, der zwischen verspielt melodischer Melancholie und düsterer Härte eine gute Balance findet – auch wenn erst der folgende Song „Between Two Worlds" heißt.

Langsam und doomig schreiten die Gitarrenmänner voran, zurückhaltende Drums umgarnen den Sound. Tragende Rollen spielen die Gesänge, die ausdrucksstark sowohl im Alleingang als auch im Männerchor agieren – auch dann noch, wenn das böse Growlen ausgepackt wird.
Orientalische Klänge in „Gauntlet" erweitern das Spektrum. Ohne aufdringlich zu sein, rhythmisieren die Trommeln das stoische Gefühl. Währenddessen fallen sie im Titelstück durch progressive Vielfalt auf und in weiter Ferne könnte jemand an MASTODON denken. Die Amerikaner sind jedoch meistens deutlich schneller in ihrer Musik.

Immer wieder tauchen Abschnitte auf, die meditativ das Instrumentarium zurückschrauben. Als Ausgleich kommen schwermütige Axtstreiter mit der Unterstützung des derben Gesangs hinzu. Experimentelle Sounds, die sich nicht nur auf ein Piano beziehen, findet man allenthalben, so dass Puristen jedweder Art hier eher nicht zugreifen müssen.

Auch wenn die finnischen ORANSSI PAZUZU eher psychedelischen Black Metal spielen, sind sie auf ihre Weise ähnlich abgefahren wie MOMENTUM. Die Isländer kreieren ihre isländischen Harmonien hingebungsvoll, mit Nachdruck und ebenso mit Sanftheit. Einfaches Plätschern sucht man anderswo. Wer sich doch auf den nordischen Freak einlassen kann, erlebt einen gelungenen, düsteren Trip an der Grenze zum Surrealen.