The Hirsch Effekt - Solitaer/Gregaer Tipp

The Hirsch Effekt - Solitaer/Gregaer
    Progressive Metal, Math Rock

    Label: Long Branch Records / SPV
    VÖ: 26.08.2022
    Bewertung:8/10

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Was ist in den letzten Monaten nicht alles über Werke der Coronapandemie geschrieben worden? Kein Wunder, hat sich doch kaum ein Ereignis der letzten Jahre so vollumfänglich auf unsere Leben ausgewirkt. Das Resultat sind unzählige musikalische "Corona-Babys“, zu denen nun mal auch die neue THE HIRSCH EFFEKT-EP zählt. Und doch fühlt sich "Solitaer“ ein wenig anders an als die Flut an artverwandten Veröffentlichungen.

Kreatives Social Distancing

Dafür gibt es zwei Gründe, deren erster wohl mit der besonderen Machart der Scheibe zu tun hat. Denn "Solitaer“ entstand nicht nur während eines Lockdowns, sondern vollzieht das Social Distancing auch musikalisch. Jedes Bandmitglied zeichnete für das Writing eines der drei neuen Songs verantwortlich – weder Austausch noch Beratschlagung bis zur Aufnahme inklusive.

Entsprechend klingen "Palingenesis“, "Nares“ und "Amorphus“ ein wenig anders als das ebenfalls auf der EP enthaltene „Gregaer“ (dieses übrigens erstmals in einer Nicht-Orchesterversion). Kantiger, rauer, einen Ticken individueller eben, sodass man meint, ein jedes Mitglied des Trios in seiner eigenen musikalischen Essenz wahrzunehmen. So präsentiert "Solitaer“ erfolgreich die verschiedenen Facetten von THE HIRSCH EFFEKT, wenn auch nicht jeder Song das bekannte Niveau halten kann.

THE HIRSCH EFFEKT nehmen kein Blatt vor den Mund

Der zweite Grund spiegelt sich schließlich in den Lyrics wider. THE HIRSCH EFFEKT äußern sich erfrischend deutlich zu den sozialen Verwerfungen während der Pandemie. Teils sind die Stücke gar von beißender Ironie geprägt: so versucht sich "Nares“ an der musikalischen Interpretation eines Gedichts über Masken aus der Feder einer gewissen Jana aus Kassel. Wer das Zeitgeschehen verfolgt, dem dürfte der Name bekannt vorkommen.

Das alles lässt "Solitaer“ zu einem interessanten Zeitdokument heranreifen, das aber trotz der handwerklichen Fähigkeiten der Musiker nicht immer ins Ohr gehen mag. Ein Umstand, der vom reichhaltigen "Bonusmaterial" aufgefangen wird: Denn das Trio spendiert seinen Fans nicht nur eine neue Version des Titeltracks der letzten EP „Gregaer“, sondern gleich eben diese EP in ihrer Gesamtheit. Eingespielt mit Band und Orchester stellen diese musikalischen Experimente schon einen Kaufgrund für sich da und sind ganz besonders gelungen. Daher lautet das Urteil trotz mancher Schwäche beim neuen Material: Zuschlagen!


Tracklist

  1. Palingenesis
  2. Nares
  3. Amorphus
  4. Gregaer (Solitaer Version)
  5. Natans (Orchestral Version)
  6. Domstol (Orchestral Version)
  7. Kollaps (Orchestral Version)
  8. Gregaer (Orchestral Version)