Die Knappen - Auf Kohle geboren Tipp



Stil (Spielzeit): punkiger Ruhrpott Metal (47:50)
Label/Vertrieb (VÖ): Sunny Bastards/Broken Silence (05.11.10)
Bewertung: 8/10

Link
: http://www.dieknappen.info/

Was haben Thomas Such (aka Tom Angelripper), Detlef "Magic" Lauster, Ralf "Schiri" Schieritz, Stefan "Sys" Schlüter und Frank Seraphin gemeinsam – außer, dass man die Musiker aus Bands wie SODOM, WORTGEBURT, BLACK ACES und als Schlagersänger kennt? Sie alle haben im Bergbau gearbeitet, damals, als das schwarze Gold noch die Haupteinnahme- und Beschäftigungsquelle des Ruhrgebiets war. Das ist es bekanntlich schon lange nicht mehr, aber die Bergbau-Mentalität ist immer noch zu spüren. Als Tribut an die schwer arbeitenden Bergleute haben die fünf Musiker als DIE KNAPPEN ein Album namens "Auf Kohle geboren" aufgenommen, das hervorragend zum Ruhrgebiet passt.

Wer an Essen, Bochum, Wattenscheid usw. denkt, hat wohl meist schmutzige Bergarbeiter, riesige Bagger, Tonnen von Kohle, wummernde Maschinen und harte Arbeit im Sinn. Das Leben eines Bergmannes ist und war alles andere als ungefährlich, wie man auch heute noch regelmäßig aus den Nachrichten erfahren muss. "Auf Kohle geboren" atmet den Ruhrgebiet-Spirit, ist rau, dreckig, kompromisslos und vor allem ehrlich. Vielleicht kann man das Album nur wirklich zu hundert Prozent dann verstehen, wenn man selbst Jahre lang unter Tage war, doch die Songs sprechen auch diejenigen an, die mit dem Bergbau noch niemals in Berührung gekommen sind (und denen ONKEL TOM ein wenig zu platt ist). Besonders erwähnenswert ist das verbittert zurückblickende, melancholische und unglaublich emotionale "Kein Weg ins Licht", das eine wahre Perle von Song ist, sowohl textlich als auch musikalisch. Doch "Auf Kohle geboren" enthält beileibe nicht nur düstere, mahnende Tracks wie den eben genannten oder "Der alte Mann von Revier 10", sondern auch die bekannte "Steigerlied"-Hymne, "Mädchen aus dem Kohlenpott" (hätte wunderbar auch zu ONKEL TOM gepasst), das feucht-fröhliche "Schalke ist Papst" (war eigentlich als Schalkes Meister-Hymne gedacht, aber das wurde ja letztes Jahr nichts, und dieses wohl noch viel weniger...), das thrashig-punkige, sehr amüsante "Glück auf Jupp" und den eingängigen Titeltrack – allesamt Songs mit Mitgrölcharakter. Das Schöne an dieser CD ist die perfekt eingefangene Atmosphäre und die Ungekünsteltheit, die man den Musikern sofort abnimmt. Man muss nur einmal ein beliebiges Interview mit Tom Angelripper (dem wohl prominentesten Musiker der KNAPPEN) sehen, um zu bemerken, was für ein grundehrlicher Typ der Kerl ist.

DIE KNAPPEN haben mit ihrem Debüt eine hörenswerte Hommage an das Bergmanns-Wesen geschaffen, das man sich als Fan einer der Musiker-Stammbands unbedingt einmal anhören sollte. Da muss man noch nicht mal Schalke-Fan sein, um "Komm mit auf ein Bierchen nach Gelsenkirchen" oder eben "Schalke ist Papst" in bierseliger Laune gut zu finden – und das ist das eigentlich Erschreckende an solchen Nummern...